Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel
herab.
»Übertreibst du nicht ein wenig?« fragte ich, während ich mich in die Hocke erhob und den Logrus zwischen uns errichtete. »Zu Allerheiligen hätte ein Kind seinen Spaß daran, ja. Aber wir sind doch Erwachsene, oder nicht? Eine schlichte Halbmaske hätte wahrscheinlich den Zweck ebenso...«
»Du hast meinen Stein bewegt«, sagte das Wesen.
»Ich hege ein bestimmtes akademisches Interesse an solchen Dingen«, lenkte ich ein, während ich mich in die Erweiterungen ausdehnte. »Kein Grund zur Aufregung. Bist du es, Jasra? ich...«
Das Donnern setzte erneut ein, zuerst leise, dann anschwellend.
»Ich biete dir einen Handel an«, sagte ich. »Du rufst den Sturm zurück, und ich verspreche, keine Marksteine mehr zu verrücken.«
Wieder das Gelächter, während das Heulen des Sturms lauter wurde. »Zu spät«, kam die Antwort. »Zu spät für dich. Es sei denn, du bist um einiges widerstandsfähiger, als du aussiehst.«
Zum Teufel! Der Sieg geht nicht immer an den Stärkeren, und nette Kerle neigen dazu zu gewinnen, weil sie diejenigen sind, die ihre Memoiren schreiben müssen. Ich hatte mit der Logrus-Projektion gegen die Körperlosigkeit der Maske herumhantiert, bis ich die Verbindung fand, die Öffnung, die zu ihrem Ursprung führte. Ich stach hindurch - ein Vorgang in der Art einer elektrischen Entladung - zu dem, was immer sich dahinter verbarg.
Es ertönte ein gellender Schrei. Die Maske brach in sich zusammen, und ich war im selben Augenblick auf den Beinen und rannte los. Wenn dasjenige, was immer ich getroffen hatte, wieder zu sich käme, wollte ich nicht an derselben Stelle sein wie zuvor, denn diese Stelle mochte womöglich das Ziel einer Zertrümmerung werden.
Ich hatte die Wahl, mich entweder mittels einer Durchquerung in den Schatten aus dem Staub zu machen oder einen noch schnelleren Weg für meinen Rückzug zu suchen. Wenn ein Zauberer mich dabei erwischt hätte, wie ich Anstalten zum Schatten-Gleiten machte, hätte ich verfolgt werden können. Also holte ich meine Trümpfe hervor und blätterte die von Random heraus. Dann bog ich um die nächste Kurve, und dort hätte ich ohnehin anhalten müssen, wie ich nun sah, da sich der Weg so sehr verengte, daß ich unmöglich durchgekommen wäre. Ich hob die Karte und streckte den Geist aus.
Der Kontakt entstand beinahe sofort. Noch während sich die Bilder verfestigten, spürte ich eine Tastsonde. Ich war sicher, daß es mein blaumaskierter Widersacher war, der mich erneut suchte.
Doch Random wurde deutlich, vor einer Trommel sitzend, die Stöcke in der Hand. Er legte die Trommelstöcke beiseite und stand auf.
»Es wird allmählich Zeit«, sagte er und streckte die Hand aus.
Während ich sie ergriff, spürte ich, daß etwas auf mich zu huschte. Als sich unsere Finger berührten und ich vortrat, explodierte es um mich herum wie eine riesige Welle.
Ich trat hindurch in das Musikzimmer von Amber. Random hatte den Mund geöffnet, um etwas zu sagen, als eine Kaskade von Blumen auf uns herabfiel.
Während er sich Veilchen von der Hemdbrust zupfte, musterte er mich. »Mir wäre es lieber gewesen, du hättest es mit Worten ausgedrückt«, bemerkte er.
- 4 -
P orträt der Künstler, durchkreuzte Pläne, fallende Temperaturen...
Ein sonniger Nachmittag, ein Spaziergang durch einen kleinen Park im Anschluß an ein leichtes Mittagessen, wir, ausgedehntes Schweigen und einsilbige Antworten auf geistreiches Geplauder als Zeichen dafür, daß nicht alles in Ordnung ist am anderen Ende der angespannten Verbindung unserer Verständigung. Dann auf einer Bank sitzend, auf Blumenbeete blickend, während Seelen Körper einholen, Worte Gedanken einholen...
»Okay, Merle. Wie steht das Spiel?« fragte sie.
»Ich weiß nicht, von welchem Spiel zu sprichst, Julia.«
»Tu nicht so schlau. Ich will nichts weiter als eine klare Antwort.«
»Wie lautet die Frage?«
»Dieser Ort, an den du mich geführt hast, vom Strand aus, in jener Nacht... Wo war das?«
»Das war... eine Art Traum.«
»Quatsch!« Sie wandte sich zur Seite, um mir direkt ins Gesicht zu blicken, und ich mußte diesen blitzenden Augen standhalten, ohne daß meine Miene irgend etwas verriet.
»Ich bin noch mehrmals dorthin zurückgekehrt und habe den Weg gesucht, den wir gegangen sind. Es gibt dort keine Höhle, es gibt nichts! Was ist damit geschehen? Was geht da vor?«
»Vielleicht ist die Flut gekommen und ...«
I
»Merle! Für wie blöd hältst du mich eigentlich? Diesen Weg, auf dem
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