Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel
du es also... Nun gut, das macht die Sache einfacher.« Er hielt inne, um Luft zu holen. »Sie hat mich zu den Aktionen jeweils am 30. April veranlaßt, zur Übung. Als ich dich besser kennenlernte und ausstieg, drehte sie durch.«
»Also setzte sie es selbst fort?«
Er nickte.
»Sie wollte, daß du Caine umbringst«, sagte ich.
»Das wollte ich selbst auch.«
»Aber die anderen? Sie bedrängt dich ihretwegen, möchte ich wetten. Und du bist dir nicht sicher, wie die Sache ausgeht.«
Schweigen.
»Ist es so?« sagte ich.
Er wich meinem Blick aus, und ich hörte, wie er mit den Zähnen knirschte.
»Du bist jedenfalls außer Gefahr«, sagte er schließlich. »Ich habe nicht die Absicht, dir etwas anzutun. Und ich werde es auch nicht zulassen, daß sie es tut.«
»Und was ist mit Bleys und Random und Fiona und Flora und Gerard und...«
Er lachte, was ihn ein Zusammenzucken und einen schnellen Klammergriff an die Brust kostete.
»Sie haben nichts von uns zu befürchten«, sagte er, »zumindest nicht in allernächster Zeit.«
»Was meinst du damit?«
»Denk doch mal nach«, sagte er. »Ich hätte mich in meine frühere Wohnung zurücktrumpfen, die neuen Mieter in Angst und Schrecken versetzen und einen Notarzt rufen können. Ich könnte in diesem Augenblick auf der Intensivstation eines Krankenhauses liegen.«
»Warum liegst du nicht dort?«
»Ich war schon mal schlimmer verwundet als jetzt, und ich habe es überstanden. Ich bin hier, weil ich deine Hilfe brauche.«
»Oh? Wobei?«
Er sah mich an und wandte den Blick dann wieder ab. »Sie steckt in großen Schwierigkeiten, und wir müssen sie retten.«
»Von wem sprichst du?« fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits wußte.
»Von meiner Mutter«, sagte er.
Ich hätte am liebsten gelacht, doch das konnte ich nicht, als ich seinen Gesichtsausdruck sah. Es gehörten schon unglaubliche Nerven dazu, mich zu bitten, bei der Rettung jener Frau zu helfen, die versucht hatte, mich umzubringen - nicht einmal, sondern viele Male -, und deren höchstes Lebensziel offenbar in der Zerstörung meiner Verwandtschaft bestand. Nerven oder...
»Ich habe sonst niemanden mehr, an den ich mich wenden könnte«, erklärte er.
»Wenn du mir das aufschwatzen kannst, Luke, dann verdienst du die Auszeichnung als Handelsvertreter des Jahres«, sagte ich. »Aber ich bin bereit, dir zuzuhören.«
»Meine Kehle ist schon wieder trocken«, sagte er.
Ich ging und füllte das Glas nach. Als ich damit zurückkehrte, glaubte ich, ein leises Geräusch im Flur zu hören. Ich horchte weiter, während ich Luke half, einige weitere Schlucke zu trinken.
Er nickte, als er fertig war, doch inzwischen hatte ich noch einen anderen Laut gehört. Ich hob einen Finger an die Lippen und starrte zur Tür. Ich stellte das Glas ab, erhob mich, durchquerte den Raum und zog dabei meine Klinge.
Bevor ich jedoch die Tür erreicht hatte, wurde dort behutsam geklopft.
»Ja?« sagte ich, während ich weiter darauf zuging.
»Ich bin es«, ertönte Vintas Stimme. »Ich weiß, daß Luke da drinnen ist, und ich möchte zu ihm.«
»Damit du ihn vollends fertigmachen kannst?« fragte ich.
»Ich habe dir gesagt, daß das nicht meine Absicht ist.«
»Dann bist du nicht menschlich«, entgegnete ich.
»Ich habe nie behauptet, das zu sein.«
»Dann bist du nicht Vinta Bayle«, sagte ich.
Es folgte ein langes Schweigen, dann: »Angenommen, ich bin es nicht?«
»Dann verrat mir, wer du bist.«
»Das kann ich nicht.«
»Dann komm mir auf halbem Wege entgegen«, sagte ich, wobei ich meine gesammelten Mutmaßungen in bezug auf sie hervorkramte, »und verrat mir, wer du warst.«
»Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Doch, du weißt es. Entscheide dich für eine Person - irgendeine. Mir ist es egal.«
Es herrschte wieder Schweigen, dann: »Ich habe dich aus dem Feuer gezogen«, sagte sie, »aber ich beherrschte das Pferd nicht. Ich starb in dem See. Du hast mich in deinen Umhang gehüllt...«
Das war nicht die Antwort, die ich erwartet hatte, aber sie reichte mir.
Mit der Spitze meiner Waffe schob ich den Riegel hoch. Sie stieß die Tür auf und starrte die Klinge in meiner Hand an.
»Wie dramatisch!« bemerkte sie.
»Du hast mich beeindruckt«, sagte ich, »durch die Beschreibung der Gefahren, die mir drohen.«
»Offenbar nicht ausreichend.« Sie trat lächelnd ein.
»Was soll das heißen?« fragte ich.
»Ich habe nicht gehört, daß du ihn nach den blauen Steinen gefragt oder dich erkundigt hast,
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