Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel
MIR HERUM. ICH HOFFE, DU HAST DAS RICHTIGE GETAN. WAHRSCHEINLICH WERDE ICH ES BALD HERAUSFINDEN. BIS BALD.
Keine Unterschrift.
Sicher oder nicht, ich konnte die Nachricht und den Knopf nicht einfach dort liegenlassen. Also wickelte ich den Knopf in das Blatt Papier und schob das Päckchen in die Tasche. Dann holte ich meinen Umhang aus dem Schrank und legte ihn mir über den Arm.
Ich verließ den Raum. Da der Riegel zerbrochen war, ließ ich die Tür weit offen stehen. Im Flur blieb ich stehen und horchte, doch ich hörte weder Stimmen noch irgendwelche Laute, die auf eine Bewegung schließen ließen.
Ich ging zur Treppe und stieg hinunter. Ich war beinahe unten angekommen, da bemerkte ich sie erst, so still saß sie da, neben dem Fenster zu meiner Rechten; ein Tablett mit Brot und Käse, einer Flasche und einem Trinkkelch standen neben ihr auf einem kleinen Tisch.
»Merlin!« sagte sie plötzlich und erhob sich halb. »Die Diener sagten mir, daß du hier seist, doch als ich dich suchte, fand ich dich nirgends.«
»Ich wurde weggerufen«, erklärte ich, während ich die letzte Stufe hinunterstieg und auf sie zuging. »Wie geht es dir?«
»Wieso... Was weißt du über mich?« fragte sie.
»Du erinnerst dich vermutlich nicht an die Geschehnisse während der letzten Tage«, erwiderte ich.
»Du hast recht«, seufzte sie. »Möchtest du dich nicht setzen?«
I
Sie machte eine Handbewegung zu dem freien Sessel auf der anderen Seite des kleinen Tisches.
»Bitte, leiste mir Gesellschaft.« Sie deutete auf das Tablett. »Ich lasse etwas Wein für dich bringen.«
»Schon gut«, wehrte ich ab, da ich sah, daß sie die weiße Sorte trank.
Sie erhob sich, durchquerte den Raum zu einem Wandschrank, öffnete ihn und entnahm ihm einen zweiten Trinkkelch. Dann kehrte sie an den Tisch zurück, goß einen gesunden Schluck von Bayles Pisse hinein und stellte ihn in der Nähe meiner Hand ab. Ich nahm an, daß sie das gute Zeug möglicherweise sich selbst vorbehielten.
»Was kannst du mir über meine Absence sagen?« fragte sie. »Ich war in Amber, und als nächstes wußte ich, daß ich mich wieder hier befand. Inzwischen waren einige Tage vergangen.«
»Ja«, bestätigte ich, während ich mir einen Cracker und ein Stück Käse nahm. »Um welche Zeit etwa bist du wieder du selbst geworden?«
»Heute morgen.«
»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen - jetzt nicht mehr«, beruhigte ich sie. »Ich glaube nicht, daß es noch einmal vorkommt.«
»Aber was war das?«
»Irgend etwas, das in der Luft lag«, sagte ich und kostete den Wein.
»Es erschien mir eher wie Magie denn wie eine Infektion oder so etwas.«
»Vielleicht war auch davon eine Spur mit im Spiel«, pflichtete ich ihr bei. »Man weiß nie, was vom Schatten so alles hereingeweht kommt. Aber fast alle, die ich kenne und die es schon gehabt haben, sind wieder ganz in Ordnung.«
Sie runzelte die Stirn. »Es war sehr sonderbar.«
Ich nahm noch ein paar Crackers und einige Schluck Wein. Sie behielten das gute Zeug tatsächlich für sich selbst.
»Es besteht wirklich nicht der geringste Grund, daß du dir Sorgen machst«, wiederholte ich.
Sie lächelte und nickte. »Ich glaube dir. Was treibt dich überhaupt hierher?«
»Ich bin auf der Durchreise, unterwegs zurück nach Amber«, sagte ich, »von einem anderen Ort. Dabei fällt mir ein - könntest du mir ein Pferd leihen?«
»Selbstverständlich«, antwortete sie. »Wann möchtest du aufbrechen?«
»Sobald ich das Pferd habe«, sagte ich.
Sie stand auf. »Ich wußte nicht, daß du in Eile bist. Ich bringe dich gleich zu den Stallungen.«
»Danke.«
Beim Hinausgehen griff ich mir zwei weitere Crackers und noch ein Stück Käse und kippte den Rest Wein hinunter. Ich fragte mich, wo der blaue Nebel jetzt wohl wabern mochte.
Nachdem ich ein gutes Pferd gefunden hatte, das ich ihren Worten nach in ihrem Stall in Amber abgeben konnte, sattelte ich es und legte ihm das Zaumzeug an. Es war ein Grauer namens Rauch. Dann warf ich mir den Umhang um und nahm Vintas Hände in die meinen.
»Vielen Dank für die Gastfreundschaft«, sagte ich, »auch wenn du dich nicht daran erinnerst.«
»Sag noch nicht Lebewohl«, entgegnete sie. »Reite ums Haus herum zur Küchentür, seitlich der Veranda, dann gebe ich dir eine Flasche mit Wasser und etwas Proviant für unterwegs. Wir hatten doch nicht etwa eine rauschende Liebesnacht, an die ich mich nicht erinnere, oder?«
»Ein Gentleman schweigt«, sagte ich.
Sie lachte und
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