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Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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wortloses, tierisches Blöken.
    Ich schleppte mich zu ihm, um zu sehen, was geschehen war, wobei ich Frakir in Bereitschaft hielt, damit sie sich ihm um den Hals wickeln könnte, für den Fall, daß er irgendeinen Trick anwandte.
    Doch es war nicht so. Als ich bei ihm ankam, sah ich, daß der scharfe Seitensproß eines Zweiges ihm das rechte Auge durchbohrt hatte. Blut rann ihm über die Backe und seitlich an der Nase herab.
    »Hör auf, so herumzuzappeln!« sagte ich. »Dadurch machst du es nur noch schlimmer. Laß mich das Ding herausziehen.«
    »Laß deine verdammten Hände von mir!« brüllte er.
    Dann griff er mit knirschenden Zähnen und einem schrecklich verzerrten Gesicht mit der rechten Hand nach dem Ast und warf den Kopf zurück. Ich mußte wegsehen. Kurz darauf gab er ein Wimmern von sich und brach bewußtlos zusammen. Ich schnitt den linken Ärmel aus meinem Hemd, riß ihn in Streifen, faltete einen davon zu einem Polster und legte es ihm auf das verletzte Auge. Einen zweiten Streifen band ich darum, damit es nicht verrutschte. Frakir legte sich wieder um mein Handgelenk, wie üblich.
    Dann wühlte ich den Trumpf heraus, mit dem ich uns nach Hause transportieren konnte, und hob ihn mit ausgebreiteten Armen hoch. Unsere Mutter würde bestimmt keine Freude daran haben.
    Macht.
    Es war Samstag. Luke und ich hatten den ganzen Morgen mit Strandgleiten verbracht. Dann trafen wir Julia und Gail zum Mittagessen, und danach holten wir die Starburst heraus und segelten den ganzen Nachmittag lang. Später besuchten wir die Bar und den Grill am Jachthafen, wo ich Bier kaufte, während wir auf die Steaks warteten; Luke hatte zuvor meinen Arm flach auf die Tischfläche gedrückt, als wir mittels einer Handgelenks-Kraftprobe entschieden, wer die Drinks zahlen sollte.
    Jemand am Nebentisch sagte: »Wenn ich eine Million Dollar hätte, steuerfrei, dann würde ich...« Und Julia hatte beim Zuhören gelacht.
    »Was ist so lustig?« wollte ich von ihr wissen.
    »Seine Wunschliste«, sagte sie. »Ich würde mir einen Schrank voller Designer-Klamotten und eleganten Schmuck dazu kaufen. Der Schrank müßte in einem hübschen Haus stehen, und das Haus an einem Ort, wo ich eine wichtige Persönlichkeit wäre...«
    Luke lächelte. »Ich erkenne da eine Verlagerung von Geld zu Macht«, sagte er.
    »Kann schon sein«, erwiderte sie. »Aber was ist eigentlich der Unterschied?«
    »Mit Geld kannst du dir Dinge kaufen«, sagte Luke. »Mit Macht kannst du Dinge geschehen lassen. Wenn du jemals die Wahl haben solltest, nimm die Macht.«
    Gails übliches leichtes Lächeln war verschwunden, und ihr Gesichtsausdruck war sehr ernst.
    »Ich denke, es ist nicht gut, wenn Macht zum Selbstzweck wird«, sagte sie. »Sie ist einem nur gegeben, um sie in einer bestimmten Weise einzusetzen.«
    Julia lachte. »Was ist an einem Machttrip auszusetzen?« fragte sie. »Ich finde, das hört sich recht lustig an.«
    »Nur so lange, bis du auf eine größere Macht triffst«, sagte Luke.
    »Dann mußt du im großen Stil denken«, entgegnete Julia.
    »Das ist nicht richtig«, sagte Gail. »Man hat Pflichten, und die stehen an erster Stelle.«
    Luke sah sie forschend an und nickte.
    »Die Moral kann man dabei aus dem Spiel lassen«, sagte Julia.
    »Nein, kann man nicht«, widersprach Luke.
    »Ich bin anderer Ansicht«, sagte sie.
    Luke zuckte mit den Schultern.
    »Sie hat recht«, sagte Gail plötzlich. »Ich verstehe auch nicht, was Pflicht und Moral miteinander zu tun haben.«
    »Nun, wenn du eine Pflicht hast«, sagte Luke, »wenn du unbedingt etwas tun mußt - sagen wir mal, wenn es um die Ehre geht -, dann wird das für dich zur Moral.«
    Julia sah Luke an, sah Gail an. »Heißt das, daß wir soeben zu einer Übereinstimmung gelangt sind?« fragte sie.
    »Nein«, antwortete Luke, »das glaube ich nicht.«
    Gail trank einen Schluck. »Ihr sprecht über einen persönlichen Begriff, der nicht unbedingt etwas mit der herkömmlichen Moral zu tun hat.«
    »Stimmt«, sagte Luke.
    »Dann ist es keine echte Moral. Ihr redet lediglich über Pflicht«, sagte sie.
    »Du hast recht, was die Pflicht betrifft«, antwortete Luke. »Dennoch ist es Moral.«
    »Moral, das sind die Werte der Zivilisation«, sagte sie.
    »So etwas wie Zivilisation gibt es nicht«, entgegnete Luke. »Das Wort bezeichnet nichts anderes als die Art des Stadtlebens.«
    »Also gut. Dann nennen wir es Kultur«, sagte sie.
    »Kulturelle Werte sind relativ«, sagte Luke lächelnd. »Und meine Werte

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