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Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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herausgeschossen worden. Es folgte kein dritter Schuß, doch am Gebäude auf der anderen Straßenseite gab es einen dumpfen Schlag und etwas zersplitterte. Ein Fenster im dritten Stock stand weit offen.
    Ich rannte hinüber. Es war ein altes Apartmenthaus, und die Eingangstür war verschlossen. Doch ich hielt mich nicht mit Höflichkeiten auf. Ich fand die Treppe und hastete hinauf. Als ich vor dem Raum ankam, den ich für den richtigen hielt, wollte ich die Tür auf die altmodische Art öffnen, und es funktionierte. Sie war nicht verschlossen.
    Ich stellte mich seitlich an die Tür und stieß sie auf, und ich sah, daß die Wohnung unmöbliert und offenbar unbewohnt war. Und auch in diesem Augenblick war sie leer, wie es schien. Sollte ich mich getäuscht haben? Doch dann bemerkte ich, daß das Fenster, das auf die Straße hinausging, weit offenstand, und ich sah, was am Boden lag. Ich trat ein und schloß die Tür hinter mir.
    Ein zerbrochenes Gewehr lag in der Ecke. Aufgrund von Spuren am Schaft kam ich zu dem Schluß, daß es mit großer Wucht gegen einen Heizkörper in der Nähe geschlagen worden sein mußte, bevor es weggeworfen wurde. Dann sah ich noch etwas am Boden, etwas Nasses, Rotes. Nicht viel, nur einige Tropfen.
    Ich durchsuchte die Wohnung in aller Eile. Sie war nicht groß. Das eine Fenster des kleinen Schlafzimmers stand ebenfalls offen, und ich trat hinzu. An der Außenseite war eine Feuertreppe, und ich beschloß, daß das auch ein guter Weg für meinen Abgang wäre. Auf dem schwarzen Metall waren noch einige Tropfen Blut, aber das war alles. Unten war niemand zu sehen, weder in der einen noch der anderen Richtung.
    Macht. Zu töten. Zu erhalten. Luke, Jasra, Gail. Wer war verantwortlich wofür?
    Je mehr ich darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher erschien es mir, daß auch an dem Morgen mit den aufgedrehten Gashähnen das Telefon geklingelt hatte. Hatte vielleicht das Läuten in mir das Bewußtsein für eine lauernde Gefahr geweckt? Jedesmal wenn ich mir diese Dinge durch den Kopf gehen ließ, verlagerte sich offenbar der Schwerpunkt ein wenig. Die Dinge zeigten sich jeweils in einem anderen Licht. Laut Luke und der Pseudo-Vinta hatte ich mich bei den neueren Vorkommnissen nicht mehr in unmittelbarer Gefahr befunden, und trotzdem hatte ich das Gefühl, daß jedes mein Ende hätte bedeuten können. Wem sollte ich die Schuld geben? Dem Täter? Oder dem Retter, der wenig zu meiner Rettung getan hatte? Und wer war wer? Ich erinnerte mich, wie die Geschichte meines Vaters durch einen Autounfall verkompliziert wurde, der sich wie Letztes Jahr in Marienbad abgespielt hatte - obwohl sein Fall sehr einfach 1
    war im Vergleich zu allem, was mir widerfuhr. Immerhin wußte er meistens, was er zu tun hatte. War ich vielleicht der Erbe eines Familienfluchs, bei dem es um komplizierte Verschwörungen ging?
    Macht.
    Ich erinnerte mich an Onkel Suhuys letzte Lektion. Er hatte im Anschluß an meine Vollendung des Logrus einige Zeit darauf verwandt, mir Dinge beizubringen, die ich zuvor nicht hätte lernen können. Es kam eine Zeit, da ich fertig zu sein glaubte. Ich war in der Kunst bestätigt und entlassen worden. Es schien mir, als hätte ich alles Grundsätzliche in mich aufgenommen, und alles andere müßte ich mir nach und nach erarbeiten. Ich traf die ersten Vorbereitungen für meine Reise zum Schatten Erde. Dann ließ Suhuy mich eines Morgens zu sich kommen. Ich ging davon aus, daß er mir lediglich Lebewohl sagen und mir ein paar freundliche Ratschläge mit auf den Weg geben wollte.
    Sein Haar ist weiß, seine Haltung etwas gebeugt, und an manchen Tagen geht er am Stock. Dies war ein solcher Tag. Er war mit seinem gelben Kaftan bekleidet, den ich immer eher als Arbeitskittel denn als Gesellschaftsanzug betrachtet hatte.
    »Bist du bereit für eine kurze Reise?« fragte er mich.
    »Genauer gesagt wird es eine lange Reise werden«, entgegnete ich. »Aber ich bin so gut wie bereit.«
    »Nein«, sagte er. »Das ist nicht die Reise, von der ich spreche.«
    »Oh! Möchtest du jetzt gleich irgendwo hingehen?«
    »Komm!« sagte er.
    Also folgte ich ihm, und die Schatten teilten sich vor uns. Wir bewegten uns durch eine zunehmende Öde und durchquerten schließlich Gebiete, die keinerlei Anzeichen von irgend etwas trugen. Dunkles, unberührtes Gestein lag überall herum, mit scharfen Konturen im messingfarbenen Licht einer düsteren und uralten Sonne. Der letzte Ort war eisig und trocken, und als wir anhielten

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