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Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Augenblick lang die Kreuzung, während ich mich ihr näherte. Einen Wimpernschlag später betrachtete ich die Kreuzung immer noch, doch das Bild hatte sich verändert. Jetzt stand ein Laternenpfosten an der nächsten Ecke zur Linken. Eine schattenhafte Gestalt stand darunter und rauchte.
    »Frakir, wie haben sie das nun wieder herbeigezaubert?« fragte ich.
    Sehr schnell, antwortete sie.
    »Was sagen die Aussendungen?«
    Aufmerksamkeit ist auf dich gerichtet. Es bestehen jedoch keine bösen Absichten, noch nicht.
    Ich verlangsamte meine Schritte, während ich weiter vorwärtsging. Der Pfad wurde zu einem gepflasterten Weg, mit Rinnsteinen zu beiden Seiten und dahinter Gehsteigen. Ich verließ die Straße und trat auf den Gehsteig auf der rechten Seite. Während ich darauf weiterschritt, blies ein feuchter Nebel an mir vorbei, zwischen mir und dem Licht. Ich verlangsamte meinen Gang noch mehr. Kurz darauf fiel mir auf, daß das Pflaster naß geworden war. Meine Schritte hallten wider, als ob ich zwischen Gebäuden ginge. Aber inzwischen war der Nebel zu dicht geworden, als daß ich hätte feststellen können, ob wirklich Gebäude zu beiden Seiten aufgetaucht waren. Ich hatte das Gefühl, daß es so war, denn innerhalb der Düsternis gab es hier und da noch dunklere Bereiche. Ein kalter Wind wehte mir in den Rücken, und Tropfen von Feuchtigkeit fielen in unregelmäßigen Abständen auf mich herab. Ich blieb stehen und schlug den Mantelkragen hoch. Von irgendwo außerhalb meiner Sichtweite, hoch oben, hörte ich das leise Brummen eines Flugzeuges. Nachdem es vorbei war, ging ich wieder los. Dann drang der gedämpft scheppernde Klang eines Klaviers, auf dem ein mir halbwegs vertrautes Stück gespielt wurde, an mein Ohr, vielleicht von der anderen Straßenseite. Ich zog den Umhang fester um mich. Der Nebel waberte und wurde immer dichter.
    Noch drei weitere Schritte, dann klärte sich die Sicht, und sie stand vor mir, mit dem Rücken an den Laternenpfosten gelehnt. Sie war um einen Kopf kleiner als ich, trug einen Trenchcoat und eine schwarze Baskenmütze, und ihr Haar glänzte tintenschwarz. Sie ließ die Zigarette fallen und trat sie mit der Spitze eines hochhackigen schwarzen Lacklederschuhs aus. Dabei erhaschte ich einen Blick auf ihr Bein, und es war vollkommen geformt. Dann zog sie aus ihrem Mantel eine flache silberne Dose, die mit den erhabenen Umrissen einer Rose geschmückt war, öffnete sie, entnahm ihr eine Zigarette, schob sie sich zwischen die Lippen, schloß die Dose und steckte sie wieder weg. Dann fragte sie, ohne mich anzusehen: »Hast du mal Feuer?«
    Ich besaß keine Streichhölzer, doch ich hatte nicht die Absicht, mich durch eine solche Kleinigkeit abschrecken zu lassen.
    »Natürlich«, sagte ich, während ich die Hand zu den zarten Gesichtszügen ausstreckte. Ich hielt sie leicht von ihr abgewandt, so daß sie nicht sehen konnte, daß sie leer war. Als ich die Formel sprach, um den Funken zu veranlassen, aus meiner Fingerspitze zur Zigarettenspitze überzuspringen, umfaßte ihre Hand die meine, als ob sie sie ruhighalten wollte. Und sie hob den Blick ihrer großen, tiefblauen, langwimprigen Augen und begegnete den meinen, während sie an der Zigarette zog. Dann sog sie heftig die Luft ein, und die Zigarette fiel zu Boden.
    »Mon Dieu!« keuchte sie, warf die Arme um mich, drückte sich an mich und begann zu schluchzen. »Corwin!« sagte sie. »Du hast mich gefunden! Es hat eine Ewigkeit gedauert.«
    Ich hielt sie fest in meinen Armen, wollte nicht sprechen, wollte ihr Glück nicht durch etwas so Klobiges wie die Wahrheit zerbrechen. Zum Teufel mit der Wahrheit. Ich strich ihr übers Haar.
    Nach einer geraumen Weile wich sie ein wenig zurück und sah zu mir hoch. Es würde nur noch einen Augenblick dauern, bis sie bemerkte, daß sie nur ein Trugbild vor sich hatte und daß sie nur das sah, was sie sehen wollte. Also fragte ich: »Was tut ein Mädchen wie du an einem Ort wie diesem?«
    Sie lachte leise.
    »Hast du einen Weg gefunden?« fragte sie, und dann verengten sich ihre Augen zu Schlitzen. »Du bist doch wohl nicht...«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich hatte nicht den Mut dazu«, sagte ich.
    »Wer bist du?« fragte sie und wich wieder einen halben Schritt zurück.
    »Mein Name ist Merlin, und ich bin in einem verrückten Auftrag unterwegs, den ich nicht begreife.«
    »Amber«, sagte sie leise, wobei ihre Hände noch immer auf meinen Schultern lagen, und ich nickte.
    »Ich kenne dich nicht«,

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