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Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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einbrächte. Obwohl es mir widerstrebte einzugestehen, daß sie damit eine allgemeingültige Regel ausgesprochen hatte, sah ich ein, daß ich in diesem besonderen Fall sicher viel Zeit für Erklärungen opfern mußte, in der ich andere Dinge erledigen konnte, die mir mehr am Herzen lagen und nebenbei bemerkt, könnte ich mir dabei womöglich auch noch den Befehl einhandeln, das eine oder andere davon zu unterlassen.
    Ich ging weiter bis zum letzten Eingang des Speisesaals, in den ich einen schnellen prüfenden Blick warf und feststellte, daß er leer war. Gut. Darin, so erinnerte ich mich, befand sich auf der rechten Seite ein Schiebepaneel, durch das ich in einen Hohlraum in der Wand neben der Bibliothek gelangen konnte, und dieser war ausgestattet mit Steighaken oder einer Leiter, über die ich einen versteckten Zugang zum Balkon der Bibliothek erreichen konnte. Außerdem könnte ich von dort aus durch den spiralförmigen Treppenschacht in die Höhlen hinuntergelangen, wenn mich mein Gedächtnis nicht trog. Ich hoffte jedoch, daß ich keinen Anlaß hätte, diesen Weg auszuprobieren, aber ich war genügend mit der Familientradition dieser Tage vertraut, um mir diese kleine Chance des Spionierens nicht entgehen zu lassen, da ein gemurmelter Wortwechsel, den ich beim Vorübergehen an der offenen Tür belauscht hatte, mir sagte, daß Random nicht allein da drinnen war. Wenn Wissen wirklich Macht ist, dann brauchte ich so viel davon, wie ich nur bekommen konnte, da ich das Gefühl hatte, für einige Zeit besonders verwundbar zu sein.
    Ja, das Paneel ließ sich verschieben, und in der nächsten Sekunde war ich hindurch und ließ mein Geist-Licht den Weg vor mir beleuchten. Ich kletterte Sprosse um Sprosse rasch nach oben und öffnete das dortige Paneel langsam und leise, wobei ich im stillen demjenigen dankte, der umsichtig genug gewesen war, einen breiten Sessel davorzustellen. Ich konnte um die rechte Armlehne des Sessels herumschauen und war dabei vor einer Entdeckung ziemlich sicher -so hatte ich eine gute Aussicht auf den nördlichen Teil des Raums.
    Und da war Random am Schlagzeug, und Martin,
    ganz in Ketten und Leder, saß vor ihm und hörte zu. Random tat etwas, was ich noch nie bei ihm gesehen hatte. Er spielte mit fünf Stöcken. Er hielt je einen in den Händen, einen unter jedem Arm und einen zwischen den Zähnen. Und er ließ sie während des Spielens kreisen, indem er den einen aus dem Mund herausnahm um damit den unter seinem rechten Arm zu ersetzen, welcher wiederum den in seiner rechten Hand ersetzte, den er in die linke Hand hatte wechseln lassen; der aus der linken Hand hatte den Platz unter dem linken Arm eingenommen, und der Stock, der vorher unter dem linken Arm gewesen war, wanderte in den Mund. Und das Ganze, ohne daß er einen einzigen Schlag ausließ. Es war hypnotisch. Ich sah ihm gebannt zu, bis er die Nummer zu Ende gebracht hatte. Sein altes Schlagzeug hatte wenig gemein mit der Traumwelt eines dieser Instrumente aus durchscheinendem Plastik mit geneigten Becken in der Größe von Kampfschilden, um die Schnarren herum angeordnet, einer Menge Gongs und einigen Baßtrommeln, und das Ganze hell leuchtend wie Corals Feuerkreis. Randoms Instrument stammte aus einer Zeit, bevor die Schnarren dünn und nervös, die Baßtrommeln klein und kompakt waren und die Becken in Akromegalie verfielen und zu summen anfingen.
    »So etwas habe ich noch nie gesehen«, hörte ich Martin sagen.
    Random zuckte mit den Schulter.
    »Ich hab mich ein bißchen umgetan«, sagte er. »Hab's von Freddie Moore gelernt, in den dreißiger Jahren, entweder im Victoria oder im Village Vanguard, als er mit Art Hodes und Max Kaminsky spielte. Ich hab vergessen, wo das war. Das stammt aus der Zeit der Varietes, als man noch keine Mikrofone hatte und die Beleuchtung schlecht war. Man mußte zu solchen Showeffekten greifen oder sich komisch kleiden, so hat er mir erzählt, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu fesseln.«
    »Eine Schande, daß sie sich auf diese Weise der Masse verkaufen mußten.«
    »Ja. Keiner von euch Jungs ließe sich auch nur im Traum einfallen, sich komisch zu kleiden oder mit den Instrumenten zu jonglieren.«
    Dann folgte eine Zeitlang Schweigen, und leider konnte ich Martins Gesichtsausdruck nicht sehen. Schließlich sagte er: »Ich habe es anders gemeint.«
    »Ja, ich auch«, antwortete Random. Dann warf er drei der Stöcke zu Boden und fing wieder an zu spielen.
    Ich lehnte mich zurück und lauschte.

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