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Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Kurz darauf hörte ich zu meinem Erstaunen, daß ein Saxophon einfiel. Als ich wieder in den Raum schaute, sah ich, daß Martin dastand, den Rücken immer noch mir zugewandt, und das Ding spielte. Es mußte auf der anderen Seite des Sessels am Boden gelegen haben. Sein Stil hatte etwas von Richie Cole, was mir recht gut gefiel und mich ziemlich überraschte. So sehr mir die Sache Vergnügen bereitete, ich hatte das deutliche Gefühl, daß ich in diesem Augenblick nicht in diesen Raum gehörte, also zog ich mich zurück, öffnete das Paneel, schlüpfte hindurch und schloß es wieder. Nachdem ich hinuntergeklettert und hinausgetreten war, beschloß ich, den Weg durch den Speisesaal zu nehmen, anstatt noch einmal an der Tür der Bibliothek vorbeizugehen. Die Musik trug danach noch ein ganzes Stück weit, und ich wünschte, ich hätte eine von Mandors Zauberformeln gelernt, mit denen sich Laute in wertvollen Steinen einfangen ließen, obwohl ich nicht sicher bin, wie der Juwel der Urteilskraft den >Wild Man Blues< aufgenommen hätte.
    Ich hatte die Absicht, durch den östlichen Flur bis zu der Stelle zu gehen, wo er sich in der Nähe meiner Gemächer mit dem nördlichen kreuzt, dort links abzubiegen, die Treppe zur königlichen Suite hinaufzusteigen, an die Tür zu klopfen und Vialle den Juwel zurückzugeben, in der Hoffnung, daß ich sie bezüglich Erklärungen auf später würde vertrösten können. Und wenn nicht, dann würde ich immer noch lieber ihr die Dinge erklären als Random. Ich könnte vieles weglassen, von dem sie nichts wußte und wonach sie mich deshalb auch nicht fragen würde. Natürlich würde Random mich irgendwann zu einem Verhör vorknöpfen. Aber je später, desto besser.
    Doch dann kam ich direkt an den Räumen meines Vaters vorbei. Ich hatte den Schlüssel bei mir, so daß ich später aus mir naheliegend erscheinenden Gründen hineingehen konnte. Doch da ich nun schon einmal hier war, konnte ich mir ebensogut etwas Zeit sparen und mein Vorhaben gleich ausführen. Ich schloß die Tür auf, öffnete sie und trat ein.
    Die silberne Rose war aus der Vase auf dem Toilettentisch verschwunden. Seltsam. Ich trat einen Schritt näher heran. Aus dem Nebenraum drangen die Laute von Stimmen herüber, zu leise, als daß ich einzelne Worte unterscheiden konnte. Ich erstarrte. Vielleicht war er dort drinnen. Aber man platzt nicht einfach in ein Schlafzimmer, schon gar nicht, wenn der Bewohner wahrscheinlich Gesellschaft hat - und gleich dreimal nicht, wenn es das Zimmer des eigenen Vaters ist und man die Korridortür aufschließen mußte, um hinein zu gelangen. Plötzlich war ich äußerst befangen. Ich wollte so schnell wie möglich von diesem Ort verschwinden. Ich löste meinen Schwertgürtel, an dem Grayswandir in seiner nicht ganz passenden Scheide hing. Ich wagte nicht, die Klinge noch länger zu tragen, sondern hängte sie an einen der Kleiderhaken an der Wand neben der Tür, gleich neben einen kurzen Trenchcoat, den ich zuvor nicht bemerkt hatte. Dann schlich ich hinaus und schloß die Tür so leise wie möglich.
    Merkwürdig. Ging er tatsächlich regelmäßig ein und aus, wobei es ihm irgendwie gelang, unbemerkt zu bleiben? Oder geschah in seinen Gemächern etwas, das auf dem Phänomen einer vollkommen anderen Dimension beruhte? Ich hatte gelegentlich Gerüchte darüber gehört, daß einige der älteren Gemächer Durchgänge sub specie spatium hatten, die, wenn man wußte, wie sie zu benutzen waren, einen beträchtlichen zusätzlichen Stauraum sowie einen geheimen Ein- und Ausgang boten. Noch etwas, was ich Dworkin hätte fragen sollen. Vielleicht hatte ich ein Taschenuniversum unter meinem Bett. Ich hatte noch nie nachgesehen.
    Ich drehte mich um und entfernte mich rasch. Als ich mich der Ecke näherte, verlangsamte ich meine Schritte. Dworkins Ansicht nach verdankte ich es dem Juwel der Urteilskraft, das ich am Körper getragen hatte, daß ich gegen das Muster geschützt war, falls es zuvor tatsächlich die Absicht gehabt haben sollte, mir einen Schaden zuzufügen. Andererseits konnte der Juwel an sich, wenn er zu lange getragen wurde, dem Träger ebenfalls schaden. Deshalb hatte er mir geraten, mich etwas auszuruhen und dann im Geist die Matrix des Steins durchzugehen, um auf diese Weise in mir die Aufzeichnungen einer über dem Muster stehenden Macht zu speichern, verbunden mit einem gewissen Maß an Immunität gegen Angriffe von seiten des Musters. Eine interessante Annahme. Und mehr war es

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