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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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solchen aus New York. »Die ist vielleicht seltsam geworden da draußen im Busch; zu mir war sie ja schon immer fürchterlich, aber jetzt tut sie ja so, als seien wir keine Menschen mehr.« »Aber Boob willst du hinschicken zu der?« »Boob ist so zerbrechlich; Liebes, die siecht uns dahin, wenn sie noch länger bei uns bleibt. Sie kommt nach ihrem Vater.«
    »Zerbrechlich wär mir aufgefalln.« »In ihrem Innern, Schnuckel, in ihrem Innern.« »Ich komme nach dir«, merkte ich noch hochzufrieden an, weil Mama, obwohl sie ein Nervenbündel ist und zuviel Pillen einschmeißt, mehr verträgt als Pappi. So war das schon immer.
    »Ach Engelchen, ich hoffe nicht. Nein, das hoffe ich nicht.«
    Nachdem ich Mama lange umarmt hatte, ließen ihre Tränen nach, und sie ging an die Arbeit.
     

5. Juni
    Heute fuhren wir per Bus vom Port Authority Gebäude nach Newark zum Flughafen. Die Ecke um Port Authority ist eine der übelsten Gegenden der Stadt, Anne, schon immer gewesen. Der Busbahnhof ist in der 42. Straße, jetzt verlassen und unbewohnt, so fängts schon mal an. Nur Barbaren und Wilde lassen sich dort blicken. Die von der Stadt sagn zwar, es sei jetz sicherer als früher, aber irgendwie treibn sich da jetz mehr Typen rum als noch im letztn Jahr. Lungernde Kerle, die den Frauen nachglotzen, ob sie eine entdecken, die neu ist hier. Dann machen sie Nutten draus, mordshäßliche Weiber, noch fieser drauf als die Herumtreiberinnen im Tunnel an der 11. Avenue. Port Authority is der Horror, Anne, schlimmer noch, du kommst dir beim bloßen Vorbeigehn schon schmierig vor.
    Im Flughafen setzten wir Boob in die Maschine nach San Francisco. Genauer: Boob setzte sich selber ins Flugzeug, weil uns die Antiterrorbullen nich allzuweit ins Flughafengebäude hineingelassen haben. Wollt mit ihr noch mal reden heut früh, aber brachte nix raus, und sie vergaß dauernd Sachen, also mußte Mama alles doppelt nachschaun, ob alles gepackt ist, drum bliebs dabei. Versprach, daß ich schreibe, aber was? Wart n Monat und sie is chrissiesiert. Geht mir jetz schon nierenmäßig nahe, Anne, daß Leute wie Lori und Katherine immer mehr seitaus gehn. Kennst jemand ewig, dann auf einmal ne Veränderung, peng, alles is vorbei. Kann nich damit umgehn, ich nich jedenfalls. Abschiedskuß für Boob, sie steif, die spinnt jetz schon wie Chrissie. Alles zu spät.
    Ich und Mama schwiegen aufm ganzn Heimweg. Sah traurig aus, schätze mal, wie ich auch, aber zu reden gabs da nix. Also halt ichn Mund und denk an Boob, wie sie war, als wir noch in der alten Wohnung warn. Zu schnell vorbei der Trip. Bins ganze Jahr nich aus New York rausgekommen, da zählt sogar Jersey als Reise. Dort war alles scheußlich wie eh und je. Keine Veränderungen. Die Fahrt kostet n Vierteldollar für jeden von uns, hin und zurück. Das warn vor kurzem noch zehn Dollar. N ganzes Essen auf der Straße gebliebn. Kaum daheim, hat sich Mama im Bad vollgedröhnt, aber ich weiß nich, obs daran liegt, daß sie heut abend völlig weggetreten is. Sitzt im Wohnzimmer zwischen den Manuskripten, die sie lesen soll und stiert. Mann, leg los, möcht ich am liebsten sagn. Fällt mir aber schwer.
     

6. Juni
    Heut is Samstag. Bin nochn richtiges Mama-Mädel, weil ich nich mit Iz und Jude los bin, sondern Mama zum Excelsior begleitet habe, um Mossbacher zu treffen. Rat mal, warum? Richtig, hat Pappis letzn Scheck noch nich rausgerückt.
    Die Wachn filzten uns beim Reingehn. Wachn sin schlimmer als jedes Bubi in Blau. Entweder sind sie fett, weiß und um die vierzig, Rasur bloß einmal die Woche, oder spanische Milchgesichter wie die Kerle ausm Viertel, die ihre Sexfresse nich zukriegn. Sie glotzn in unsere Taschen, lassn uns die Arme heben und tatschen einen dann ab, meinen Arsch ewig lang. N Kerl wird vonner Wache nie so gründlich gecheckt, weil sie ziemlich sicher ne Waffe finden würdn. Dann zittern sie und wissn nich, was tun.
    Die Bude war hackedicht, warn aber kaum Kunden, sondern lauter Typen, die umtauschen und ihr Geld zurück wollten, neues Geld natürlich. Die Angestellten schrien wie gesengte Säue auf sie ein, während die Leute Bücher nach ihnen warfen und »Geld her!« riefen. Wir direkt zum Infoschalter, wo wir Mossbacher bestellen lassen wollten, daß wir hier sind. Er sei hinten, Bücher auspacken, sagte uns der Typ. Zweimal mußte er für Mama alles wiederholen, weil sie ihn einfach nich verstehn konnte. Der Info-Schalter war nämlich verrammelt wie ne Kasse inner U-Bahn, damit

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