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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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wohl keiner den armen Kerl darin abfackeln kann.
    Mossbacher drosch diesmal seinen Kopf gerade nich gegen den Bücherlift. Er packte bloß eine Schachtel voller Bücher aus, stapelte sie aufm Tisch und paßte auf, daß jeder Stapel hübsch die gleiche Höhe hatte wie alle anderen. Der zieht sich vielleicht an wien Penner, Anne, Jeans, T-Shirt und Schuhe wien Verlierer, echt. Pappi hat mal erzählt, daß er gehört habe, Mossbacher hätte noch nie ne Freundin gehabt. Das macht Sinn, weil niemand mit 37° Grad Körpertemperatur würde mit dem was haben wollen. Je lauter die Kunden herumschrien, desto lauter drehten sie das Radio am Infoschalter auf. Mit der Zeit wird hier wohl jeder taub, schätze ich. Mama zögerte ne Sekunde, bevor sie auf Mossbacher zuging. Ich mußte erst »Los jetzt!« zischen und vorangehen.
    »Na gut. Schnuckel, so schlimm, wie dein Vater immer tat, wird er schon nicht sein.«
    »Fürchte doch«, fiel mir dazu nur ein, wenn man an das eine Mal denkt, das ich bisher erleben durfte. Mir war klar, daß sie Angst hatte, aber die Zeiten waren um, in denen wir uns abschrecken lassen konnten.
    »Entschuldigen Sie, Herr Mossbacher, ich bin Faye Hart. Mein Mann Michael hat bei ihnen gearbeitet, bis er verstarb.« Vielleicht hat er sie ja beim ersten Mal nich gehört, aber wetten, daß doch? Er blinzelte nich mal mitn Augen, als wären wir unsichtbar wie die Leute, die auf den Straßen schlafn. Mama probierte es nochmal: »Entschuldigen Sie, Herr Mossbacher, hallo?« Er habe sie gehört, fuhr er sie an. Dann Schweigen; er packte weiter Bücher aus. »Sie hatten versprochen, Michaels letzten Scheck zu schicken, aber bei uns ist er noch immer nicht angekommen. Dabei brauchen wir ihn dringend«, fuhr Mama fort. Das Auspacken hörte auf; Laserblicke durchlöcherten uns. Was wir eigentlich wollten, fragte Herr Mossbacher, die Arme ausgebreitet, auf das Getümmel um ihn gerichtet. Wir sollten doch nur einen Blick auf das alles werfen. Ach, wie sehr er sein Dasein hasse. Dann packte er weiter aus, ganz so, als seien wir gegangen. »Was ist nun mit dem letzten Gehaltsscheck meines Mannes, Herr Mossbacher?« fragte Mama in ruhigem Ton. Mir fiel auf, daß ihre Hände zitterten, sie also voller Furcht war, weiß aber nicht, ob er das auch bemerkt hat. Jedenfalls wurde er immer wütender, je länger wir da herumstanden, das war offensichtlich. Er sei blöd dagestanden, als Michael Hart so plötzlich tot war, sagte Mossbacher. Die Angestellten, die an seiner Stelle arbeiteten, hätten Überstunden kassiert. Jetzt sei man quitt.
    Mossbacher griff nach einem Kabelschneider und durchtrennte die Verschnürung einer neuen Schachtel. »Was genau heißt ›quitt‹?« fragte Mama. Das Geld vom Scheck sei für die Überstunden der anderen Angestellten verwendet worden, aus. »Soll das heißen, Sie wollen nicht bezahlen?« Was eigentlich los sei, fragte Mossbacher, den Kabelschneider fest im Griff, als wolle er uns aufspießen, rede er nicht klar und unmißverständlich mit uns? »Michael hat das Geld erarbeitet und verdient während dieser letzten Woche bei Ihnen. So geht es nicht!« Verdammt noch mal, er versuche hier seinen Laden zu führen und Geschäfte zu machen, ereiferte sich Mossbacher, ob sie das nicht sehen könne. Und es laufe hier alles so, wie er es will. »Sie selbst haben zugesichert, den Scheck zu schicken.« Da habe er sich eben vertan. »Er ist tot. Tun Sie nicht so, als sei er absichtlich gestorben. Ich brauche das Geld für mich und meine Kinder!« Da brüllte Mossbacher los, ob Mama ihn nicht verstehen könne? Hier gebe es ständig Schwierigkeiten, er könne doch nichts dafür, daß Pappi den Löffel weggeschmissen habe. Statt dessen habe er darunter zu leiden gehabt, seine ganze Arbeitseinteilung sei flötengegangen undsoweiter.
    Kabelschneider hin oder her, ich wollte mich schon auf ihn stürzen, weil es mich nervte, wie er mit Mama redete. Er war ja kleiner als Weezie, wenn auch drahtig und ich auf 180, Mama allerdings auch. »Sie sind ein schrecklicher Mensch! Sie haben ihn zu Tode geschunden, ihn wie einen Hund zusammengestaucht, und jetzt wollen Sie auch noch seinen Kindern das Geld stehlen?« Mossbacher fuchtelte mit dem Kabelschneider herum und brüllte aus Leibeskräften, wir sollten unsere Ärsche aus seinem verwichsten Laden schaffen. Gerade wollte ich Mossbacher an die Gurgel gehen, als ne Wache auftauchte, Bodybuilder wie alle. »Es gibt nicht den geringsten Grund, mir gegenüber diesen Ton

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