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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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vielleicht auch nur, weil ich deine Hand dort sehe.«
    »Wir brauchn nen Arzt.«
    Aber Mama rappelte sich auf und sagte: »Es geht schon; außerdem verrammelt der seine Tür, wenn er uns nur kommen sieht. Wir schulden ihm bereits zu viel Geld.«
    »Der tickt doch nich mehr!«
    »Stimmt, meine Liebe, aber das ist der Lauf der Welt. Es wird schon wieder werden; mir ist nur so komisch«, wiegelte sie ab. Sie stemmte sich gegen die Tür, lehnte da für nen Moment mit wackelndem Kopf und rang sich dann n Lächeln ab: »Da, was sagst du? So gut wie neu. Obwohl, irgendwie, mein Eindruck ist, ach Liebling, könntest du mal nachsehn, ob da etwas auf mir herumkrabbelt?« Sie drehte sich um und ließ ihren Morgenmantel fallen. Ich sah ihren Rücken, nada Käfer.
    »Nein, nix.«
    »Ganz sicher, Schatz? Ich könnte wetten, da liefen große Käfer herum. Siehst du wirklich nichts?«
    »Mama, da is nix, ehrlich.«
    »Na gut, Schatz, aber ich könnte schwören …« Sie lächelte wieder und kratzte sich. An ein, zwei Stellen ging sie zu hart ran; sie blutete. »Irgendwas krabbelt da.«
    Ich brachte sie wieder ins Bett und rief dann ihren Hausarzt an. Sprechstundenhilfe meinte aber bloß, alte Rechnungen bezahlen, neue gleich im voraus, sonst brauchn wir gar nich auftauchn. »Mama hatn Vollknacks, denk ich«, erklärte ich ihr, hat sie aber nich interessiert, sagte, dafür könnten sie ja nun wirklich nix. Also ließ ichs beim Notruf klingeln, ging aber keiner ran; nach ner Zeit hieß es dauernd: »Kein Anschluß unter dieser Nummer«. Als ich wieder bei Mama reinlinste, sah ich, daß sie leichenblaß war, dazu zitterte sie, daß die Knochen klappertn.
    »Mama, soll ich dich ins Krankenhaus bringn?«
    »Ach Engel, Krankenhäuser! Wenn man einmal in einem drin ist, kommt man nicht mehr heraus. Drin ist drin.«
    So, wies ihr ging, machte mir dermaßen Angst, daß ich mitn Zähnen knirschte. Ich rief dann bei Iz an, hoffte, ihre Mutter ginge nich ran, aber logo war sie dran. Als ich sie hörte, probierte ich, superkurz angebunden zu sein und hoffte, sie würd mich nich erkennen. Keine Ahnung, obs hingehaun hat. »Izda?«
    »Eine Sekunde.« Sie klang abwieglerisch. Doch dann war gleich Iz dran.
    »Mama is in schlechter Form; sie muß inne Klinik. Kannst mir helfn?«
    »Welches Krankenhaus? Ich treff dich dort.«
    »St. Lukes.« War das nächstgelegene.
    »Kommst du dort okay hin?«
    »Muß ja.«
    »Ich komm inne Notaufnahme; keine Panik, ja?« Sie legte auf.
    Mama und ich fuhren im Taxi zum Krankenhaus und drängelten uns an die Spitze der Warteschlange. Schwestern schoben sie gleich durch den Eingang, weil sie sehn konnten, daß Mama verdammt knapp am Friedhof vorbeischrammte. Während sie sich um sie kümmerten, erzählte ich den Schwestern, was an Details so gebraucht wurde, wo geboren, Anschrift, nächste Verwandte, Grund der Einlieferung. Ich hatte Pappis Unterlagen von der Verbandsversicherung eingesteckt, als wir loszogen. Die gab ich ihnen, was sie ziemlich beruhigte, da war dann Schluß mit ätzenden Fragn. Blöd war nur, daß ich nichts mehr verstehn konnte, als sie nicht mehr auf mich einplärrten, weil es so laut war wegn der ganzen Schreie überall. Der ganze Raum war voller Kranker, alter Säcke und Klinikposten mit Armeekanonen, die alle gleichzeitig ihre Waffeln offen hattn, daß mir der Schädel brummte. Intensivpfleger rannten in einer Tour durch und schrien Aufpassen Achtung hinter Ihnen; sie schleppten Verwundete, blutüberströmte Babies, Leute mit eingeschlagenem Schädel, die dem falschen Typen über den Weg gelaufen waren. Am schlimmsten aber war, daß ich während der ganzen Zeit, wo ich Rede und Antwort stehn mußte, eine große Ratte sah, die unter den Stühlen der Patienten an der Wand entlang huschte. Da sah sie auchn Posten, und bevor sie noch entkommen konnte – batz! – zerquetschte er sie mit seinem Kolben. Überall hingen ihr Blut und ihre Innereien.
    Als die Ausfüllerei vorbei war, spechtete ich überall rum, ob Iz schon aufgetaucht sei, war aber nich. Und auch als sie an Mama rummachten und nix rausließn, wies ihr ging, wartete und wartete und wartete ich auf Iz, aber sie kam nich. Ich quetschte mich neben nen alten Kerl, der schon so lang wartete, daß er eingeschlafen war. Als er nach vorn sackte, fiel seine Illustrierte zu Boden. Ich hob sie wieder auf und legte sie ihm aufn Schoß. Es tat weh und machte mich sauer, daß Iz immer noch nich da war, obwohl sies doch gesagt hatte. Und gesagt is wie

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