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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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heißt, Lori wird nie wieder mit mir reden dürfen, weil sie etwas angestellt hat, das ihren Eltern nicht paßt?« Mama nickte. »Das ist nicht korrekt.«
    »Nein, das ist es sicher nicht.«
    Ich wollte natürlich gleich Katherine anrufen, aber wie üblich ging niemand ans Telefon. Diesmal habe ich nicht einmal mehr eine Nachricht hinterlassen. Als dann Boob ins Heiabettchen abgerauscht war, erzählte Mama, daß Pappi ihr gesagt habe, in nächster Zukunft sehe es nicht so aus, als sei etwas zu verkaufen. Wir müssen anderweitig sehen, wie wir klar kommen. »Was heißt ›anderweitig‹?« Mama konnte mir keine Antwort geben.
     

13. März
    Freitag, der 13. ist schon immer mein Glückstag gewesen, Anne. Heute war da keine Ausnahme. Heute morgen absolvierte ich meine Musikprüfung und bin richtig durchspaziert. Endlich Ferien. Hurra!
    Kaum war ich fünf Minuten zu Hause, rief schon Lori an! Ihr Vater war zur Arbeit und die Mutter auf der Bank. Ihr Bruder Tom ließ sie anrufen, weil er es knüppelhart findet, daß sie mit niemandem mehr reden darf. »Geht's dir einigermaßen?« fragte ich.
    »Nein.«
    »Wann mußt du fort?«
    »Morgen früh. Ich habe Angst.«
    »Wie lange dauert die Chose?«
    »Sechs Wochen.«
    »Darfst du wieder mit mir reden, wenn du zurück bist?«
    »Da kannst du dich darauf verlassen.«
    Da kam ihre Mutter zurück, und Lori legte schnell auf, bevor sie merken konnte, daß sie telefonierte. Ich hätte mich gerne verabschiedet, aber dafür war keine Zeit.
    Mama sagte, sie schicken Lori nach Upper Montclair in New Jersey. Das Lager heißt Kure-A-Kid, 12-Stufen-Rehabilitationscenter. »Werden sie ihr den Kopf scheren?«
    »Irgend etwas Schreckliches werden sie schon tun. Das sind alles KZs mit Videospielen, soweit ich weiß.«
    »Pappi und du schickt uns nie in so was, oder?«
    »Nie im Leben, nicht in einer Million Jahre. So schlimm könnt ihr gar nicht sein.« Ich bin schon neugierig, wie es in einem solchen Lager zugeht, aber hin möchte ich auf keinen Fall.
    Boob saß mit dabei und fummelte an Klein-›Foeti‹ herum. Irgendwie hat es einen Arm verloren. Die ganze Zeit stand sie auf und sah im Kühlschrank nach. »Was treibst du eigentlich, Boob?«
    »Ich suche Loris Bild auf den Milchkartons.«
    »Boob, Lori wird nicht mehr vermißt. Sie ist bereits wieder daheim. Es erscheint kein Foto von ihr auf den Kartons.«
    »Vielleicht ist die Lori, die sie haben, eine Schwindlerin.«
    »Boob, du spinnst.«
    »Wie wird ihr Gehirn denn gewaschen?« fragte Boob.
    »Liebes, sie wird verändert. Wie, das weiß ich auch nicht.«
    »Benutzen die Seife oder Waschpulver für die Gehirnwäsche?«
    »Halt endlich die Klappe, Boob.«
    »Sie stecken wahrscheinlich ihren Kopf in die Waschmaschine«, lachte Boob, »danach in den Trockner.«
    »Das ist alles nicht sehr komisch, Boob.«
    »Meine Kinder sind solche Witzbolde, furchtbar.« Mit diesen Worten scheuchte uns Mama aus der Küche ins Wohnzimmer, damit sie in Ruhe das Essen herrichten konnte.
    Als Pappi aus seinem Arbeitszimmer kam und sich zu uns setzte, hüpfte ihm Boob gleich auf den Schoß. Das hat mir auch immer Spaß gemacht, aber für so was bin ich schon zu groß. Ich habe ihn ja fast schon eingeholt. Er umarmte uns beide. Es könnte uns zwar besser gehen, sagte er, aber wenigstens sei jetzt das Wochenende da, und wir sollten uns mal tüchtig erholen. Boob quietschte vor Vergnügen wie ein Ferkel, und mir gefiel auch, was ich hörte, aber Pappi sieht so traurig aus. Er erzählt uns einfach nicht, was wirklich los ist. Vielleicht will ich es ja auch gar nicht wissen. Mit Recht sagt Pappi jedenfalls, daß Wochenende sei. Und Ferien dazu.
     

14. März
    Heute hätte eigentlich ein schöner Tag sein sollen, Anne, aber er war es nicht. Wie üblich stand ich als erste auf. Als das Telefon läutete, ging ich gleich beim ersten Klingeln ran. Es hätte ja Lori sein können, die eine Gelegenheit nutzt, um mit mir zu reden. Aber es war nicht Lori.
    Es war ein Kerl der Guaranteed Credit. Seine Stimme klang, als wälze er Felsbrocken in seinem Mund herum. Als erstes fragte die Geröllstimme, wann wir zahlen. »Sie wollen sicher meine Eltern sprechen?« Nein, mit mir wolle er reden. Warum wir nicht in der Synagoge seien? »Wir praktizieren nicht. Warten Sie, ich hole meinen Vater.«
    »Wohnst du gerne in euerer Wohnung?«
    »Klar.« Er fuhr fort mit der Drohung, er werde mich in ein Heim stecken, falls meine Eltern nicht zahlten. »Das steht wohl nicht in Ihrer

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