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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Katherine geliebt habe, nur noch ein Stück mehr. Es ist schon so ein starkes Gefühl wie für Boob, aber halt anders. Aber bei der bin ich mir ja nicht mehr sicher, ob sie mich überhaupt noch mag, jetzt, wo sie mich für andersrum hält und deswegen Angst vor mir hat. Jedenfalls ist und bleibt sie meine Schwester, Schluß, aus.
    »Glaubst du oder weißt du?«
    »Woran erkennen die Menschen, daß sie einander wirklich lieben?«
    »Wenn man mitnander ins Bett geht, und keiner kommt um, dann liebt man sich.«
    Es war schon sehr spät, aber ich wollte wach bleiben und bei Iz sein, wissen, daß sie da ist.
    »Ich möchte mehr über die DCons wissen.«
    Iz legte mir ihre Arme um den Hals, legte ihre Lippen an mein Ohr und flüsterte zwischen kleinen Küßchen: »Schlimme Sache, die DCons. Die Schlimmsten der Schlimmen. Die Herren der Nacht. Seelenschlitzer. Ziehn los, wenns dunkel wird, und keiner sieht ihre Schatten. Alle ziehn Leine, wenn die DCons kommen, die Naturals, die von Intercrime, die Grubenhunde, alle. Was die Nacht an Schrecken zu bieten hat, das sind die DCons.«
    »Was heißt das genau?«
    »Sie rauben Babies. Sie verpacken das Crack. Schießen im Vorbeifahren aus ihren Autos, bis alles in Blut schwimmt. Keiner weiß, wer der erste DCon war, aber wer auch immer, er stellte schnell klar, wer der Oberfiesling ist. Seither herrschen die DCons. Brennt noch irgendwo eine Straßenlaterne, schießen sie sie aus. Läuft wo ne Ratte, folgen sie ihr aufm Fuß. Steigste nachts aus Versehn in ein leeres U-Bahn-Abteil, spring lieber ab, denn die DCons kriegen dich vor der nächsten Haltestelle. Die Polizei kriegt die DCons nich, die Armee kriegt die DCons nich, und die Gangstaboys würdn sie auch nich kriegen, bloß die versuchns erst gar nich. Keiner kriegt einen DCon, und wenn doch, sind die anderen immer noch da.«
    »Aber Jude sagt, Weez sei jetzt ein DCon. Wie wird man Mitglied?« Noch während ich fragte, wurde ich müder und müder.
    »Die DCons wissn, wo jeder seine Grenze hat, wissn das vor dir. Grenzen, von denen man glaubt, sie nie übertreten zu können. Die DCons bringen dich dazu, über diese Grenze zu gehn, deine Grenze. Und hast du die Grenze überschritten, bist du ein DCon. Dann gibts kein Zurück.«
    Auch wenn mich Iz' Geraune ziemlich ängstigte, schläferte es mich gleichzeitig ein. Als ich morgens aufwachte, saß Boob am Fuß der Couch, umklammerte ein Kissen und musterte uns. Ich zog die Zudecke etwas höher, damit sie nicht merkte, daß wir keine Kleider anhatten. »Wurde auch Zeit, daß du wach wirst!« zeterte Boob laut genug, daß auch Iz aufwachte und laut gähnte.
    »Zieh Leine, Boob.«
    »Na, ausgeschlafen?« bohrte Boob weiter.
    Iz setzte sich auf, hielt sich aber die Zudecke vor den Körper.
    »Wer hat denn dich heut nacht so unter Strom gesetzt?« fragte Boob Iz, deren Haar wirr vom Kopf abstand und deren Dreadlocks an vielen Stellen abgeknickt waren. Wir mußten alle drei lachen.
    »Jetzt schleich dich aber, Boob.« Sie gehorchte. Ich war richtig glücklich, daß sie wieder wie ihr altes Selbst agierte. Iz und ich schlüpften unter der Decke in unsere Nachthemden, danach standen wir auf. Mama machte uns Frühstück und wir aßen, dann ging Iz nach Hause. Es war bereits elf gewesen, als wir wach wurden, also war Pappi schon längst wieder unterwegs zur Arbeit und hat Iz immer noch nicht zu Gesicht bekommen.
    Jetzt ist Nachmittag, wenn ich das hier schreibe, Anne. Ich höre jetzt auf, weil es Zeit wird zum Grüßen und Küssen. Vielleicht finden wir Weez, vielleicht nicht. Ich erzähle es dir morgen. Ich habe Angst, aber andererseits: es wird schon schief gehen, schließlich bin ich bei ihnen. Ich bin bei Iz.
     

17. Mai
    Gestern abend, Anne, sind wir per U-Bahn downtown gefahren, zweimal umsteigen. Bunkern sei auch fällig, befahl Jude, also haben wirs sogar ohne Weez durchgezogn. Ich stand Schmiere, Iz griff ihn ab und Jude machte den Kerl im Anzug sauber an. Sah aus wien Volltreffer, aber s war bloß n Fuffi in seiner Brieftasche. Houston Street Nähe 2. Avenue sin wir endlich nach oben und nach Loisaida rein, was eigentlich Lower East Side heißt. Es geht einem immer an die Nieren, wenn man durchn Viertel streift, das man noch nie betreten hat, Anne, und ich fürchtete mich ziemlich. Gut, ein- oder zweimal war ich schon hier, aber immer mit Pappi und Mama, nie allein oder mit Freunden. Auch in Loisaida ist alles voller Grünärsche, genau wie in Harlem und Washington Heights. Da sie

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