Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
Vom Netzwerk:
hier um halb acht? Wirdn Spaß.«
    »Hat Mico was gesagt, wies ihr geht?«
    »Sie is jetz n DCon.«
    Da standen wir drei nun und sahen uns nicht an. Vielleicht ohne Grund, aber mir lief es eiskalt über den Rücken, den andern gings, glaub ich, genauso. Über uns fuhr ein U-Bahnzug vorbei; sofort sprangen wir in Deckung, damit uns die herabfallenden Muttern und Schrauben von den Gleisen nicht trafen. Der Eisenregen ging nur auf die Autos nieder, die unter der Hochbahnbrücke parkten.
    »Schaust dann noch bei mir vorbei?« fragte Jude. Iz schüttelte den Kopf. »Deine Ma hat dir doch nich wieder Hausarrest verpaßt, oder?«
    »Nein.«
    »Iz pennt heut bei uns«, erklärte ich. Jude sah Iz mit starrem Blick an, nicht ärgerlich, eher verwundert.
    »Hab ich dir doch erzählt«, sagte Iz.
    »Kann mich nich erinnern.« Jude.
    »He, nimms nich persönlich. Hast wohl aufgelegt, bevor ichs sagen konnte.«
    »So wirds gewesn sein. Dann bis morgen abend, okay?«
    Wir nickten; Jude machte kehrt und ging den Broadway hinauf.
    »Warum is Jude so unter Strom?« fragte ich Iz auf dem Heimweg.
    »Wegn Weez wohl. Wie gesagt, Freundinnen fürs Leben. Aber daß Weez eines Tages nen finalen Koller kriegt, war auch klar. Jetz isses soweit, und Jude packts nich so gut. Jude is immer zu optimistisch, was Leute angeht, die sie gut kennt.«
    »Heißt?«
    »Sie glaubt, alle tun immer genau das, was sie sagt.«
    »Morgen nacht, wird das gefährlich?«
    »Halt dich bloß an mich, wenn wir lostigern, dann hauts schon.«
    »Trotzdem glaub ich, daß Jude mir die Sache mit Weez nachträgt.«
    »Jude is grad auf 180. Laß die beidn erst mal crashen, dann sehn wir weiter.«
    Da Boob noch immer bei Mama und Pappi schläft, hatten Iz und ich ein Bett für uns allein. Mama ging um halb elf ins Bett. Boob war schon ne Weile in den Federn, Pappi kommt erst um eins wegen des hirntoten Mossbachers. Wir zogen also die Schlafcouch im Wohnzimmer aus und bezogen sie und die Kissen frisch. Die Matratze ist zwar auch eher versypht, aber weniger als die von Jude. Es war zwar nicht so heiß wie letztens, aber trotzdem zogen wir uns nackt aus. Mama ließ das Licht im Flur brennen, damit Pappi nich n Radar braucht, wenn er einläuft; so war es zwar dunkel bei uns im Wohnzimmer, aber immer noch genug Licht, daß wir unsere Gesichter erkennen konnten, wenn wir redeten oder uns küßten. Anne, es war so schön, einfach mit Iz in einem Bett zu liegen und zu kuscheln und sich zu streicheln wie kleine Kätzchen. Wenn ich meine Augen schloß, war es, als berührte ich mich selbst, was ich aber nicht tat. Ich berührte Iz, ein seltsames Gefühl, aber schön. Vielleicht bin ich echt ne Andersrume, Anne, falls ja, ist es jedenfalls nicht gräßlich. Soweit dazu.
    Als Pappi heimkam, lagen wir noch wach. Als die Tür aufging, hörten wir sofort auf zu kichern und herumzuspielen und wurden mucksmäuschenstill, rückten sogar auseinander. Wir lagen da wie abgemurkst und rührten uns nicht, bis er im Bad fertig war und ins Elternschlafzimmer ging. Er knipste noch das Flurlicht aus, dann blieb es dunkel, außer wenn gelegentlich der Suchscheinwerfer eines Hubschraubers über das Fenster strich. Wir kuschelten uns wieder aneinander, aber flüsterten nur noch, kein Rumbalgen mehr, weil uns Pappi sonst vielleicht gehört hätte und noch mal rausgekommen wäre.
    »Warum haste Jude nich gesagt, daß du heute hier pennst?«
    »Jude geht immer gleich hoch, regt sie vielleicht zu sehr auf, hab ich mir gedacht.«
    »Aus welchem Grund?«
    »Hör mal, Lo, Jude und ich, wir zwei Mädels sind zusammen, seit ich herzog. Jetz häng ich auch noch mit dir ab und bin mit dir auch zusammen.«
    »Sie eifert doch nich?«
    »Glaub nich, aber glauben heißt: nichts wissn.«
    »Wird sie mich noch weniger mögen, falls sie doch eifersüchtig ist?«
    »Sie mag dich ja, aber mich liebt sie.«
    »Ich liebe dich auch, Iz«, sagte ich, ohne mich darüber zu wundern; eher war ich etwas geistesabwesend wegen ihrer Einschätzung. Sie zog mich enger an sich und rieb ihr Gesicht an meinem. Ihre Dreadlocks kratzten, jedoch irgendwie angenehm.
    »Du bist einfach liebenswert«, sagte ich.
    »Du auch.«
    »Wird Jude ausflippen?«
    »Jetz geht ihr bloß Weez im Kopf rum, nada sonst. Also keine Aufregung!« Nach einer Pause fragte Iz: »Woher willst du eigentlich wissn, daß du mich liebst?«
    »Ich weiß es eben.«
    »So wie du weißt, daß du Cheryl liebst?«
    »Anders, glaub ich.« Ich liebe Iz, Anne, wie ich Lori oder

Weitere Kostenlose Bücher