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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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abend konnte ich noch nicht klar darüber nachdenken, was abgelaufen war, auch wenn es mir jetzt möglich ist. Aber eine gute Badewanne ist nie zu verachten, auch wenn die in unserer alten Wohnung angenehmer war, weil keine Schaben drin rumliefen.
    Heute nachmittag rief Iz an. Sie hat sich mit Jude getroffen, nachdem sie aus der Kirche verschwinden durfte, und erzählte, daß sie zwar bedrückt, aber irgendwie auch gefaßt wirke. Iz schien sich mehr meinetwegen Gedanken zu machen; sie hörte wohl an meiner Stimme, daß da ein paar Probleme am Anrollen waren.
    »Geht dir gestern noch im Kopf um?«
    »Kann man so sagen. Ich bin einfach der Grund für zu viele schlimme Dinge.«
    »Versteh ich nich.«
    »Na, möglicherweise wäre Weez immer noch okay, wäre ich nicht aufgetaucht.«
    »Weez ist der alleinige Grund für ihren eigenen Ärger, da kannst einen lassen drauf. Sonst noch Probleme?«
    »Was der Kerl von mir wollte, und wie wirs ihm dann gegeben haben. Zum Kotzen!«
    »Was is zum Kotzen? Was der gemacht hat, oder was du gemacht hast?«
    »Beides.«
    »Wenn die Strafe der Tat angemessen sein soll, dann sind wir quitt mit ihm. Begreifst du das? Laß dir mal was gesagt sein«, hob Iz an und erzählte mir, daß sowohl Jude, als auch sie bereits vergewaltigt worden sind. Ein Junge, mit dem Iz zur Schule ging und den sie ganz gern mochte, hat sie eines Abends angefallen und entjungfert. Er hieß Kevin, war zwei Jahre älter als sie und wohnte nurn paar Ecken von ihrer alten Wohnung. »Eigentlich war er n klasse Kerl. Monatelang hab ich darüber gegrübelt, ob ich ihm Anlaß dazu gegeben hatte. Aber so wars einfach nich. Ob das nun Jungs von der Straße sin oder nich, is egal; alle sind gleich. Die habn ihren Hammer und mit dem wolln se nageln.«
    »Soll mir bloß keiner sein Ding reinschieben, niemals!«
    »Sollen solln se vielleicht nich, aber das heißt noch lange nich, dasses nich probieren.«
    »Du mußt den Kerl hassen!«
    »Manchmal. Aber den hats eh erwischt, lange bevor wir wegzogn. Die Sorte erwischts entweder bald oder noch früher. Heut komm ich klar damit.«
    »Und was war mit Jude?«
    »Will ich nich erzähln, sie schämt sich glaub ich dafür.«
    »Na, mir kannst doch traun.«
    »Weiß ich.«
    »Dann schieß los; sie wirds nie erfahrn.«
    »Zerreißt einem das Herz, Lola: der Herr Vater mochte seine Mädels allzu gern. Deswegen hat ihre Schwester letztes Jahr den Löffel abgegeben. Jude war da schon weg und wohnte allein, konnte sie nich mehr schützn. Bis zu ihrem Ende hat ers mit ihr getriebn. Jude is schon nach dem ersten Mal abgehaun. Einmal war einmal zu oft für Jude.«
    Als Iz die Geschichte mit Jude ausspuckte, mußte ich gleich an Katherine denken und meinen schlimmen Verdacht. Es kommt mir nich immer so vor, Anne, aber in der Hinsicht sin Boob und ich gut dran, kein Zweifel. Pappi ist sicher kein Kandidat für den ›Vater des Jahres‹, aber eben nur ein Vater und sonst nada. Scheint, als baut man inner Familie nur Scheiß, auch wenn mans nich will. Bei mir daheim spinnen alle, aber ich liebe sie. Und Iz liebe ich auch. Jude mag ich ziemlich gern, aber sie is nich so liebenswert wie Iz. »Laß bloß Jude nich wissn, daß ichs dir erzählt hab.«
    »Logo. Ihr seid meine bestn Freundinnen, du besonders, Iz, dich liebe ich.«
    »Wir brauchn alle Liebe.«
    Meine Meinung. Das baute uns n wenig auf, aber wir jammerten trotzdem noch ne Weile, denn wenn wir an Weez dachten – Liebe hin, Haß her, spielt keine Rolle – gings uns dreckig, weil sie jetz hinüber is, eine von den DCons.
    Gutnacht, Anne.
     

19. Mai
    Im Fernseh nennen sies ›Schwarzer Dienstag‹, Anne. Lief schon, bevor wir zur Schule gingen. Sie gaben bekannt, daß das alte Geld noch diese Woche gegen neues eingetauscht wird. Soll die Drogenbosse schnell pleite gehn lassn und auch die Fälscher ausm Nahen Osten, wegen denen Pappi son Ärger hatte inner Arbeit. Der Präsident erklärte, wenn das neue Geld mehr wert sei als das alte, wäre Schluß mit der Inflation. Mama und Pappi warn ganz käsig, als sie das hörten, und ich wollte wissn, was mit ihnen los sei. Sie sagtn, es hätte dann jeder weniger wirkliches Geld als jetzt. Und wir hättn jetz schon keins. Hat sie fertiggemacht, die Geschichte, aber wir würdn schon irgendwie klarkommen.
    Die Lehrerinnen habn auch über nix anderes geredet. Sie erklärten uns, daß für dieses Semester schon bezahlt sei, aber im Herbst werde es Anpassungen geben müssn. Am Nachmittag hattn wir

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