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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Wir fragten Boob, ob sie mit uns abhängen mag, aber die lehnte ab und ging in Mamas Zimmer. Iz und Jude jagen ihr Angst ein, schätze ich. Ob sie Angst hat, weil die beiden schwarz sind, oder ob sie Angst hat, die beiden könnten auch andersrum sein, weiß ich nich. Hat sie aber nich abgehalten, das Essen wegzuspachteln, das Iz und Jude mitgebracht haben. Boob verwandelt sich, Anne, keine Ahnung, in was. Diese Woche verging kein Tag, wo sie nich in vollem Ernst vorschlug: »Kommt, ziehen wir doch alle zu Tante Chrissie.« Mama läuft es eiskalt den Rücken runter, wenn sie Boob das sagen hört.
    Im der Glotze war nichts Sehenswertes außer den Sondersendungen zu Tag 5 der Wirtschaftskrise. »Nada Neues innen Nachrichten; surfen wir rum«, schlug Jude vor und zappte sich durch die Kanäle. Wir fanden keine Videos, die wir nicht schon kannten; die Cartoons waren schlecht; die Kerle in den Christensendern kriegten sich samt und sonders nich mehr ein, daß Gottes Schwert ausgepackt sei und das Ende verdammt nahe. Also schalteten wir ab, noch bevor Mama und Boob in die Falle gingen, und verdrückten ne große Pepsi und zwei Tüten Chips.
    »Esther gesehn?«
    »Jedn Tag außer Dienstag. Glaubt, daß sies bald wirft.« Iz.
    »Was wirft?«
    »Das Baby.«
    »Also isses soweit?«
    »Nah dran. Wird schon kommen, wenns kommen soll. Lassn sie kaum ausn Augen, damits klappt.« Jude.
    »Gilt auch für die Tante. Läßt aber nix aus, um eklig zu sein.« Iz.
    »Was macht sie?«
    »Quakt n ganzn Tag, das is nun die Strafe, weil Esther so böse war. Die Strafe sollte noch schlimmer sein, blabla.« Iz.
    Wir zogen die Schlafcouch aus und hattn ne Pyjama-Party ohne Pyjamas. Jude flackte aufm Bauch und sah sich alles genau an.
    »Is das alles, was ihr habt?«
    »Das meiste is im Lager oder verscherbelt.«
    »Wieviel Zimmer inner alten Wohnung?«
    »Wohnzimmer, Arbeitszimmer, drei Schlafzimmer, zwei Bäder, Küche, Wäschekammer, großer Flur.«
    »Hab schon größere gesehn.« Jude.
    »Und wo?«
    »Inner Gegend.«
    »Viel größere?«
    »Sechs Zimmer, Terrasse, Eßzimmer. Jacuzzi und Bidet im Bad.« Jude.
    »Was is ein Bidet?« Iz.
    »Hockst dich drauf und kriegst ne Dusche von unten.«
    »Hör auf!« Iz.
    »Doch, stimmt. Ich hab schon welche gesehn, aber nie benutzt«, sprang ich Jude bei.
    »Warum? Baden die nie?« Iz.
    »Doch, Bidet is aber mehr für nach nem Fick.« Jude.
    »Und wessen Wohnung war das jetzt?«
    »Gehört nem Freund«, sagte Jude, drehte sich auf den Rücken und guckte sich die Decke an.
    »Spielen wir ›vorstellen‹?« schlug ich vor.
    »Was solln wir uns vorstellen?« Iz.
    »Issn Spiel, nur zum Spaß. Ich sag ›Stell dir vor‹ und dann machst dus. Zum Beispiel: Stell dir vor, du könntest genau die Wohnung haben, von der du träumst. Wie sieht die aus?«
    »Und wir sagens dann?« Jude.
    »Genau.«
    »Scheiße, mir is jede recht. Aber wenn ich schon mal der Architekt bin, will ich n Penthouse auf zwei Ebenen samt Terrasse. Riesenküche voller Fressalien. Breites Bett in meinem Zimmer und ne Wanne, in der man schwimmen kann.« Jude.
    »Und n Bidet, daß dich die ganze Nacht lang abspritzt« grinste Iz. Jude versuchte, Iz an den Handgelenken zu fassen zu kriegen, aber Iz sprang zur Seite und rollte sich quer übers Bett.
    »Jetz du, Iz. Stell dir vor, du könntest jeden Job haben, den du willst. Was würdest du machen wollen?«
    »Dann Künstlerin. Malen, bildhauern. Ich wohn aufm Land und mache Kunst.«
    »Und selber?« Jude.
    »Ich wäre Schriftstellerin. Fürn Film, fürs Fernsehen.«
    »Wie dein Vater also?« Jude.
    »Genau. Und du?«
    »Ich würde mir so nen Mogul suchen, und wenn er nich aufpaßt, dann übernehm ich das Steuer. Dann beherrsche ich die Welt, so wie ich das will.« Wir mußten alle drei lachen.
    »Stellt euch vor, ihr könnt hinfliegn, wohin ihr wollt. Wohin is das?« fragte Iz.
    »Europa. Deutschland vielleicht, danach Frankreich.« Ich.
    »Und ich England. Ankommen, ›hallo, Königin, da bin ich‹. Und du Jude?«
    »New York paßt schon. Alles da, was man braucht, wenn man weiß, wo man suchen muß.«
    »Stellt euch vor, eines Tages könnt ihr machen, was ihr wollt. Was wäre das?« fragte ich wieder.
    »Einkaufen wie der Teufel. Rein zu Bergdorf, Klamotten an, Klamotten aus, nönö, Ihre Qualität läßt aber auch nach. Danach mit nem Taxi zum Sechs-Gänge-Menue samt Stoffservietten und Obern, die mir den Arsch küssen müssen. Danach leg ich noch ne Runde Shopping nach, schau mir ne Show

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