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Ambient 03 - Ambient

Ambient 03 - Ambient

Titel: Ambient 03 - Ambient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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sind.«
    »Fühlt sich übermütig, heute abend«, sagte er, mehr zu sich selbst als zu mir; dann besann er sich, wo er war, und begann zu erklären. »Gott, kein Mensch ist je dahintergekommen, wie der Mensch denkt, von allem anderen zu schweigen. Nun, Alice … sie erwarteten nicht soviel, wie sie bekamen. Es war ungefähr so: als sie alles hineingesteckt hatten, fand jedes Teil von sich aus seinen Platz. Niemand konnte zuerst glauben, daß sie es tat. Dann fing sie an, sich in andere Datenverbundsysteme einzuhängen. Fing an, ihre eigenen Programme zu schreiben. Am Anfang hatten wir sie mit den Computern der Zentralen Verteidigung im Pentagon verbunden. Das war ein Fehler. Wir konnten sie nicht einmal lange genug abschalten, um zu sehen, wie sie es machte, ohne die geheimsten Verteidigungsprogramme der Regierung in Gefahr zu bringen. Es spielte keine Rolle, denn am dritten Tag hatte sie Umwegschaltungen eingebaut, daß wir sie nicht mehr abschalten konnten. Jetzt kann sie alles abrufen, von jeder Datenbank irgendwo. Natürlich hat sie das, was wir am Anfang eingegeben hatten, das ist der Grundstock. Was sie seither sonst aufgenommen hat, ist ihr eigenes Werk. Sie war als selbstreparierende Einheit konzipiert, aber auch darin hat sie sich weiterentwickelt. Macht ihre eigenen Chips. Unterteilt sie. Rekonstruiert sie von innen, glauben unsere Fachleute. Niemand weiß es genau. Niemand hat die leiseste Ahnung, wie sie damit angefangen haben konnte.«
    »Fortgeschrittene Technologie erzeugt unerwartete Situationen«, sagte sie. »Wenn ich dir das einmal sagte, sollte es genügen.«
    »Nach der Inbetriebnahme wollte uns das Luder sechs Monate lang keine Antwort auf unsere Fragen geben«, fuhr der Alte Mann fort. »Spuckte bloß jede Minute Ausdrucke aus. Wir konnten uns nicht denken, worauf sie hinauswollte. Es waren einfach Zahlenreihen …Dann fing sie an zu reden, ohne daß wir sie zuerst gefragt hatten. Sie können sich vorstellen, wie uns da zumute war. Lange wollte sie nicht tun, was wir verlangten, es sei denn, es stand in einem der Originalprogramme, oder sie wollte es selbst. Wenn sie uns nicht antworten oder eine Auskunft vermeiden wollte, antwortete sie nur auf Latein. E allein weiß, wo sie das aufgeschnappt hat. Wir verstanden kein Wort von dem, was sie sagte. Katholische Priester waren auch keine Hilfe, sie wissen nichts mehr außer ihren Formeln. Schließlich fanden wir einen alten Professor der Altertumswissenschaft in Boston, der es so gut verstand wie sie. Er starb letzten Monat. Sie ist jetzt wieder in ihrem normalen Geleise. Wir entschieden schließlich, daß wir sie nicht abschalten wollen.«
    »Man trifft keine Entscheidungen«, bemerkte Alice, »wenn man keine Wahl hat. Stimmt's, Seamus?«
    Ich wußte nicht, ob ich antworten oder mit dem Kopf nicken oder was sonst tun sollte; ich tat nichts und beschränkte mich aufs Zuhören.
    »Ja, sie hat ihren eigenen Verstand«, sagte der Alte Mann. »Sie kann einem verflucht auf die Nerven gehen. Trotzdem macht sie sich nützlich. Was wir von ihr wollten, tut sie. Und sie tut noch viel mehr als bloß das. Sie tut eine Menge für uns.«
    »Wie etwa?«
    »Ich will ihr ein paar Fragen stellen. Dann werden Sie sehen, was ich meine.«
    »Ich könnte mir denken, daß Seamus mich für eine deiner mehr konkreten Täuschungen hält«, sagte Alice. »Laß ihn seine eigenen Fragen stellen. Ein Buchdeckel spricht nicht. Laß mich Frieden aus unruhigen Geistern schütteln.«
    »Ich sehe dafür keine Notwendigkeit, Alice.«
    »Du hast nie so gut gesehen, wie du solltest.«
    »Also gut«, ächzte der Alte Mann, als sei ihm bewußt, daß eine Diskussion fruchtlos bleiben würde. »Sie muß Sie mögen, O'Malley. Sie können von Glück sagen, nehme ich an. Warten Sie einen Moment. Alice: EE 3440923 TDF.« Er wartete eine Weile; wenn sie ihm Zeichen gab, waren sie nur seinen Augen sichtbar, nicht meinen. »Sie sind freigegeben«, sagte er. »Fragen Sie sie etwas!«
    »Was sollte ich sie fragen?«
    »Fragen Sie sie irgendwas, und sie wird es Ihnen sagen.«
    »Irgendwas?«
    »Manches wird sie Ihnen nicht sagen. Das müssen Sie sich vergegenwärtigen. Zum Beispiel weiß sie nicht, wann E zurückkommen wird.«
    »Weil er nicht zurückkommen wird«, sagte sie mit munterer Entschiedenheit.
    »Aber fragen Sie Alice alles andere, was irgendwo gespeichert sein sollte, egal ob in Akten, auf Tonband oder Diskette. Fragen Sie sie, warum die Sonne im Westen untergeht. Wie viele Tote und

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