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Ambient 03 - Ambient

Ambient 03 - Ambient

Titel: Ambient 03 - Ambient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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kalt an, als wäre der Blutkreislauf darin längere Zeit unterbrochen gewesen. Mit Mühe gelang es mir, mich sitzend aufzurichten; meine Knochen rieben wie Mühlsteine aneinander. Meine Augen paßten sich dem schlechten Licht an.
    »Wie fühlen Sie sich?« fragte eine Stimme. Der Alte Mann.
    »Schrecklich«, sagte ich. Bei der geringsten Kopfbewegung überkam mich Schwindelgefühl. Meine Finger ertasteten, daß jemand so barmherzig gewesen war, meine Kopfwunde neu zu verbinden. »Wo sind wir?«
    »Den Katakomben«, sagte er. Dem alten Teil, vermutete ich, nach den Rissen in den Wänden, dem bröckelnden Putz und der krankenhausgrünen Farbe zu urteilen. »Sie waren eine Weile so weg, daß ich anfing, mir Sorgen zu machen. Dachte, Jimmy könnte in seiner Anwendung übermäßigen Eifer gezeigt haben. Aber jetzt geht es Ihnen besser?«
    »Wie spät ist es?«
    »Nacht. Fühlen Sie sich gut genug für einen kleinen Spaziergang?«
    Avalon saß auf einem zweiten Feldbett auf der anderen Seite des kleinen Raums. Sie trug jetzt einen sackartigen Fallschirmanzug, als bereite sie sich auf ein Manöver vor. Sie starrte mich an und schien ihrem Blick einen besorgten Ausdruck verleihen zu wollen.
    »Wohin?«
    »Ich möchte, daß Sie jemand treffen«, sagte er. »Ich habe darüber nachgedacht, was mit Ihnen geschehen soll, und ich glaube, ich bin zu einer Entscheidung gelangt, die beinahe alle erfreuen wird.«
    »Beinahe?«
    »Nichts ist vollkommen, O'Malley. Schaffen Sie es?«
    Ich stand auf, langsam und unter Schmerzen. Meine Kehle fühlte sich an, als wäre sie sandgestrahlt worden. Avalon stand gleichfalls auf.
    »Was für eine Entscheidung?«
    »Langsam, Junge«, sagte er. »Zuerst müssen Sie anfangen, sich an die Dinge zu gewöhnen. Und Sie sind ein neugieriger Typ. Ich will Ihnen ein paar Dinge zeigen, die bestimmt Ihr Interesse finden werden. Kommen Sie!«
    »Lebe wohl, Avalon«, sagte ich, um zu hören, welche Antwort ich erhalten würde.
    »Sie begleitet uns eine Strecke Wegs. Kommen Sie, gehen wir!«
    »Wen werde ich treffen?«
    »Alice.«
    Ich war verschiedentlich in den Katakomben gewesen, wenn ich Sorge zu tragen hatte, daß Problematiker, wie von Dryco verlangt, abgeliefert wurden, aber keiner dieser Besuche war über die Büros der ersten Etage hinausgelangt. Soweit ich ausmachen konnte, waren wir auf einer höheren Ebene – als wir den Raum verließen, kamen wir an einem kleinen Fenster vorbei, und ich warf einen kurzen Blick in die Dunkelheit hinaus. Nicht weit von dem Raum, in dem ich gelegen hatte, ein Stück vorbei an den Pepsi-Automaten im Korridor, mußte sich nach meiner Vermutung die Abteilung befinden, wohin die Polizei jene brachte, die zu sofortiger Beseitigung bestimmt waren. Sie bestand aus einem langen Raum, der mit schalldichten Matten tapeziert war; die Fasern der Mattenfüllungen entwichen durch Tausende von Pockennarben, die ihre Oberfläche sprenkelten. Im Boden waren zahlreiche Abflußöffnungen wie für einen Autopsietisch.
    Es war eine ruhige Nacht; anscheinend leistete in dieser Etage niemand Überstunden. Wir passierten mehrere Räume, deren Türen angelehnt standen und offenbar neue Durchgangspersonen erwarteten. Einige waren leer, andere bequem möbliert. Ein Raum glich auf den ersten Blick einem Terrarium; eine Reihe von Töpfen stand entlang der äußeren Wand, und in ihnen wuchsen hohe, langarmige Kakteen, deren Arme nach Art eines Spaliers über- und untereinander wuchsen, als gelte es jemanden zu tragen, der an ihnen festgemacht wurde.
    Wir gingen und gingen, erreichten einen breiteren, helleren Korridor irgendwo in der Tiefe des neuen Gebäudes. Er erstreckte sich scheinbar kilometerweit in Weiße und indirekter Beleuchtung. Wir bogen einmal ab, dann wieder. In keiner dieser Wände gab es Türen oder Fenster, geschweige denn Richtungsangaben oder Zeichen. Der Alte Mann führte uns nach dem Gedächtnis. Außer unseren Schritten hörte ich nur das zufriedene Summen arbeitender Maschinen. Endlich erreichten wir das Ende des Korridors; unmittelbar vor dem Ende des Korridors befand sich links ein kleines Vorzimmer.
    »Bleib dort drinnen, Schatz!« sagte der Alte Mann zu Avalon. »Mach's dir bequem!«
    »Warum kann ich nicht mit hineingehen?«
    »Da gibt es nichts, was du sehen möchtest. Komm jetzt, wir werden bald fertig sein.«
    Sie ging hinein und setzte sich in den Sessel, der bereitstand. In der uns zugekehrten Wand war ein kleiner Schlitz; in diesen steckte der Alte Mann eine

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