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Ambient 03 - Ambient

Ambient 03 - Ambient

Titel: Ambient 03 - Ambient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Margarinesoße; Margot hatte sich unter der Woche mit einem großen Teil unserer Essensvorräte davongemacht, also mußte ich mich behelfen. Ich steckte einen Strohhalm in eine Packung Pepsi und trank zum Essen daraus, während ich die Nachrichten verfolgte.
    »… heftige Kämpfe entlang der Grenze von Zaire. In Libyen wurden Siegesmeldungen verbreitet.«
    Endlich erschien Enid in einer meiner Hosen und mit einem Trikothemd mit dem Aufdruck KULTFIGUR. Sie gurgelte mit einer neuen Flasche Wodka. Sie trank, als befürchtete sie, jemand würde ihr die Flasche stehlen, bevor sie die Besinnung verlieren könnte.
    »Durstig?« fragte sie und wedelte mit der Flasche vor mir.
    »Ersäuf deinen eigenen Kater«, sagte ich. Morgens hatte ich kein Verlangen nach Alkohol.
    »Mit dem falschen Bein aufgestanden.« Sie schnitt ein Gesicht. »Auch zuviel Leben damit zu bald«, murmelte sie und tappte hinüber zur Stereoanlage. Unterwegs stieß sie gegen die Möbel, als gelte es, kein Stück auszulassen.
    »Wenn du dich so früh schon betäuben mußt«, sagte ich, »könnten wir vielleicht Stücke hören, die in verständlicher Sprache aufgenommen sind.«
    »Verdammte Scheiße.«
    »… das den Senator und sechs hohe Beamte des Gesundheitsministeriums während der gestrigen Feiern zum Tag des Lebens tötete, sorgt nach wie vor für Aufsehen …«
    Eine Kakerlake krabbelte über die Armlehne des Sofas und versuchte seitwärts an meinem Arm vorbeizukommen. Ich wollte sie wegschnippen, als ein erstaunliches Getöse durch die Wohnung dröhnte; einen Augenblick dachte ich, ein Überfall sei im Gange. Die Kakerlake verschwand, als wäre sie verdampft. Ich sah mich um; Enid hüpfte zu der Musik herum, die sie aufgedreht hatte. Von Zeit zu Zeit erinnerte ihr Springen und Armeschwingen einen an rhythmische Bewegung.
    »Wie tötet er die Ratten?« brüllte ich.
    »Que?«
    »Dieser Lärm. Bekommen die Ratten davon innere Blutungen oder werden sie bloß sterilisiert?«
    »… Polizei erklärte, die blutige Spur des Bauchaufschlitzers führe zu dem verlassenen Wohnanhänger auf einem Deponiegelände in Hackensack …«
    »Hört sich an, als stopften sie den Sänger mit dem Kopf voran durch einen Müllschlucker«, bemerkte ich; sie lächelte.
    »Ich bin herzglücklich. Margot beschenkte mich gestern abend. Mit reiner Freude und schmelzendem Lächeln.«
    »… melden uns aus der Nixon-Halle in Zeiching …«
    »Sie ist so rücksichtsvoll«, sagte ich. »Wo hat sie diese Nummer ausgegraben?«
    »Durch freundliches Entgegenkommen der Grassy Knoll-Kassetten.«
    »Hat diese Gruppe einen Namen?«
    »Nein. Der Bassist war in Theory of Hell. Unser Loch zierten sie dermaleinst.«
    »… stellte der Bulle fest, nur Gott könne entscheiden, wann Kinder sterben müssen, und schon darum sollten die Zentren des Mißbrauches von Kindern geächtet werden …«
    »Kein Arbeitstag heute?« fragte sie, ohne in ihrem Getrampel einzuhalten.
    »Ich muß ungefähr um eins fort«, sagte ich.
    »Um auf bitteren Wasseren Segel zu setzen für deine Taten?«
    »Wir werden zum Landsitz hinausfahren.«
    »Für zwei Tage?« fragte sie.
    »Länger.«
    »… sagte, die erfolgreiche Behandlung des kleinen Tamoor beweise …«
    »Welcher Wind wird dann dein Haar zausen?« Sie verringerte die Lautstärke der Stereoanlage. »Wo wirst du den Mond anheulen, wann er vom Himmel herabschauet?«
    »Ich weiß noch nicht. Europa, wahrscheinlich. Ich denke, Leningrad.«
    »So hast du dich resolviert?«
    »Ich sagte ihm, daß ich es machen würde.«
    »Die Tat entscheidet. Worte sind Schall und Rauch. Wohin wird deine Tat führen?«
    »… in seiner Erwiderung sagte der Präsident, daß die Kameras nur zeigen, was sie sehen wollen …«
    »Zu etwas Besserem, vielleicht.«
    »Mein Argwohn klagt und macht wachsam, Seamus«, sagte sie. »Wenn ich dich schaue, seh ich ein zu lang in Salzlake eingelegtes Gesicht. Du willst nicht mehr sagen?«
    »Es würde nichts nützen.«
    »Wie du meinst. Dann geh, wie du mußt. Ich ziehe meines Weges. Mit Margot die Gestade Brooklyns durchstreifen, vor der Sonntagsmesse.«
    »Warum?«
    »Zu treffen und zu grüßen. Du fürchtest, Narren werden uns auf die Hühneraugen treten?«
    »Es ist gefährlich dort drüben, Enid …«
    »Und ich sorge mich weniger um dich?« fragte sie; sie war zornig. »So packen wir uns denn fort in die geweste Welt. Du siehst meine Notwendigkeit. Blende mich für die deine. Was dem einem recht, ist dem anderen billig, Seamus.«
    Sie

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