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Ambient 03 - Ambient

Ambient 03 - Ambient

Titel: Ambient 03 - Ambient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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hatte recht. Trotzdem wollte ich nicht, daß sie nach Brooklyn ging, obwohl sie und die meisten Ambienten es des öfteren taten.
    »Du sagst mir nie, warum du gehst«, sagte ich.
    »Denn immer kehren wir zurück«, sagte sie. »Kannst du selbiges versprechen?«
    Ich schüttelte den Kopf. Es gab Gründe, daß Brücken und Tunnels nach Long Island abgeriegelt waren; Gründe, daß der East River und der südlich anschließende Ozean vermint waren. Queens und Brooklyn wurden als Anhängsel von Long Island betrachtet; die Armee lag im Krieg mit Long Island und Brooklyn galt als die Stadt der Toten. Während der unruhigsten Zeit der Ebbe, im Jahr der Kobolde, hatte die Regierung aus der alten Nationalgarde die Heimatarmee gebildet und Truppen entsandt, wann immer erregte Massen zur Besinnung gebracht werden mußten. Die Bürger Long Islands, die den Unfall einige Jahre zuvor nicht vergessen hatten, zeigten sich weniger erpicht auf solche Nachhilfe als die meisten Leute anderwärts es für geboten hielten. Nun operierten auch die meisten Terrorgruppen von Brooklyn aus und entsandten bei Nacht Kommandos, die in Manhattan Anschläge verübten. Daß in Brooklyn und auf Long Island noch etwas übrig war – und es war eine ganze Menge –, schuf der Heimatarmee grenzenlosen Verdruß. Jeden Monat wurden frische Einheiten hineingeworfen; nächtliche Bombenangriffe dauerten ohne Unterlaß an. Der Krieg hatte bereits fünfzehn Jahre gedauert und würde wahrscheinlich weitere fünfzehn überdauern.
    Wenn Ambienten sich dort drüben an irgend etwas beteiligten, sagte mir keiner von ihnen – nicht einmal Enid – etwas davon, also vermutete ich, daß nichts daran war. Aber schließlich war ich kein Ambient und bekam keine Information darüber. Dennoch hatte ich eine Vermutung, warum sie hingingen, und wen sie unaufhörlich suchten.
    »Du hast recht«, sagte ich.
    »Erzähl alles, wenn du kannst«, sagte sie.
    »… auf der Suche nach einer kurzfristig beziehbaren Dachwohnung in Manhattan und sagt, der Energiepegel hier sei phantastisch, und er könne es kaum erwarten …«
    »Ich werde es dir erzählen. Mir liegt an deinem Rat.«
    Enid hob den Arm und rieb mit dem Ellbogen in langsam kreisenden Bewegungen Schmutz vom Fenster. Sobald sie klare Sicht hatte, spähte sie durch die gesäuberte Stelle der Scheibe zum dunkelgrauen Himmel auf. »Regne alles hinweg. Schütte herab und mach ein Ende.«
    »Es ist elf Uhr«, sagte der Ansager. »Wissen Sie, wo ihre Kinder sind?«
    »Vamos de compras, Seamus, bevor du fortpassierst. Was wir missen, wird unser nicht warten.«
    »In Ordnung.«
    Wir legten unsere knöchellangen Krylarmäntel an und gingen hinunter. Lester und Ruben spritzten den Club mit Gartenschläuchen aus. Ablauföffnungen im Boden ließen das Wasser in den Tank zurückfließen, wo es wieder gefiltert wurde. Wir sagten ihnen, daß wir gehen wollten. Lester lächelte (zeigte dabei die Glassteine in seinen zerbrochenen Vorderzähnen), zog seinen Dolch und sprang die Treppe hinauf, um Wache zu halten. Sein Enthusiasmus war ansteckend; auch ich fühlte eine neue Leichtigkeit in meinem Schritt. Ruben und Lester hausten in einem kleinen Raum hinter dem Club; es war vernünftiger und billiger, ihnen das zu geben, als ihnen ein Gehalt zu zahlen – neunzig Prozent davon gingen an die Steuer verloren, denn jede regelmäßige Einnahme aus Lohnarbeit würde sie steuertechnisch dem Mittelstand zurechnen und steuerpflichtig machen.
    »Ich habe was für dich, Herzbruder, wenn du mit dergleichen Schwatzbasen leichte Sprünge machen willst. Erinnere mich, wenn wir nachgehends zurückkommen.«
    »Schöner Tag«, sagte ich, als wir auf die Straße traten, und überlegte, was sie für mich haben konnte. Eine Bewohnerin des Nachbarhauses goß den Inhalt ihres Nachttopfes aus dem Fenster im vierten Stock, verfehlte uns jedoch; sie eilte fort, mehr zu holen.
    Wir gingen nordwärts, gegen Sloans. Die Menge war friedlich; wir verließen den Gehsteig nur, um Schutthaufen auszuweichen, oder wo Löcher geblieben waren, von Buntmetalljägern auf der Suche nach alten Kabeln und Rohrleitungen tief in den Untergrund gewühlt. Ratten, Tauben und Sperlinge gingen zwischen den Füßen der Menge der Nahrungssuche nach. Ich hielt mir ein parfümiertes Tuch vor Mund und Nase, um die Gerüche zu dämpfen; Enid behauptete, sie sei es gewohnt, rauchte jedoch so viel, daß, wenn sie überhaupt etwas Geruchssinn bewahrte, dieser gänzlich rudimentär sein mußte. In

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