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Ambient 03 - Ambient

Ambient 03 - Ambient

Titel: Ambient 03 - Ambient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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New York war um sie drapiert.
    Ein überlebender Angestellter kam hinter der Kasse zum Vorschein. Er sah uns durch den schwarzen Rauch und den Regendunst an. Ihre Quittung, wiederholte die Registrierkasse. Vergessen Sie nicht. Ihre Quittung.
    Als wir auf die 41. Straße hinausrannten, bog ein frischer Redstar um die Ecke und hielt auf uns zu.
    »Was nun?« sagte sie.
    »Da hinein«, sagte ich, nahm sie bei der Hand und rannte über die Straße, dem Wagen ausweichend. »Schnell!«
    An der Ecke Third Avenue und 41. stand ein prachtvolles altes Hotel aus der Glanzzeit vor der Ebbe. Seine spiegelnde Glashaut glänzte in narbiger Vergoldung; die Hälfte der Fenster war mit Sperrholz vernagelt. Ein Hinweisschild beim Eingang zum Foyer kündigte ein Gastspiel der Beach Boys an, die eine Woche im Gesellschaftsraum auftreten sollten. Ich dachte mir, daß wir unseren neuesten Verehrern entgehen könnten, indem wir durch das Foyer und hinten hinaus gingen. Wir zeigten den Wächtern – pockennarbigen Vierzehnjährigen – unsere 1A-Karten und wurden eingelassen; wir hielten auf die Vorhalle zu.
    »Sollten wir laufen?« flüsterte sie.
    »Nein, diese Wächter werden dafür bezahlt, daß sie den Leuten mißtrauen. Die kleinen Teufel schmeißen alle mit Sternen.« Ich bezog mich auf die rasiermesserscharf geschliffenen Pentagramme, die sie warfen, um unbefugte Eindringlinge aufzuhalten. »Sieht aus, als würden wir jemanden treffen.«
    »Hier?«
    Nach der Menschenmenge zu urteilen, war das Hotel nach wie vor ein beliebter Treffpunkt. Achtzig Tonnen Marmor bedeckten die Wände der Vorhalle; Graffiti betonten die natürliche Musterung des Marmors in Bodennähe, wo die Urheber sich nicht strecken mußten, um zu krakeln und zu kratzen. Die bis zum zwanzigsten Stock führenden Rolltreppen – alle außer Betrieb – glichen wahllos von oben herabgeworfenen Gestängen; die hängenden Gärten waren vertrocknet und zu Staub geworden; farbige Lichter beschienen heiter die von Abfällen verstopften Springbrunnenbecken. Tauben flatterten durch die freie Luft der Vorhalle und versammelten sich am Boden; ihr Guano weißte die Balkongeländer. Vidiac spielte auf der Hälfte der Monitore; auf der anderen schwankten und flatterten die Bilder wie um der Kunst willen.
    »Wahrscheinlich leben sie hier von den Geschäftsleuten«, sagte ich, umherblickend.
    »Laß uns von hier verschwinden, Schamlos.«
    »Wahrscheinlich gibt es dort einen Ausgang. Sehen wir nach.«
    In öffentlichen Gebäuden wurde Raum für öffentliche Organisationen freigehalten; hier hatten die Armee und der Gesundheitsdienst ihre Stände. Der Armeestand war mit Rekrutierungsplakaten bepflastert, die Manhattans Jugend – die ohne Beziehungen – aufforderten, sich freiwillig zu melden: Es macht Spaß. Es ist leicht. Es ist Pflicht. Es ist Gesetz. Über dem Stand des Gesundheitsdienstes war die Reproduktion eines Gemäldes, das E zeigte, die Augen geschlossen, ganz in Weiß gekleidet, auf einem Knie, die linke Hand zur Stirn erhoben, als hätte er soeben den Refrain erreicht und den Text vergessen. In seiner rechten Hand hielt er ein Embryo: EIN NEUES LEBEN MAG AUCH IN DEINER HAND SEIN, lautete die Inschrift darüber. STOPPT DEN MORD AN UNGEBORENEN. Auf dem Tresen unter dem Bild standen Spiritusgläser. In diesen schwammen alternde Fötusse, zeigten mit winzigen Fingern auf die Schuldigen. Schwerverbrechen oder nicht, das Gesetz hatte nie die gewünschte Wirksamkeit erreicht; in privater Hand, wo, wie die Regierung dekretierte, Probleme am besten gelöst wurden, gab es immer Drahtkleiderbügel und chemische Lösungen. Die Stände der Armee und des Gesundheitsdienstes paßten gut zusammen: der eine pflanzte, die andere erntete.
    »Schamlos …«
    Am Ende des Korridors war ein Hinweisschild zur U-Bahnstation. Hinter uns zischte ein bereits vertraut gewordenes Geräusch. Das Bazookageschoß versagte, traf den Stand des Gesundheitsdienstes; der Treibsatz versprühte rosa Funken und Qualm, aber der Gefechtskopf zündete nicht. Ein Hotelwächter warf einen Stern und traf einen in unserer Nähe schlendernden Mann ins Gesicht, das glatt aufgeschlitzt wurde.
    »U-Bahn«, sagte ich, als wir die Treppe erreichten.
    »Ist es sicher?« Das Geländer brach ab, als wir es anfaßten; wir rannten halb und glitten halb die Stufen hinunter, übersprangen die Abfallhaufen an ihrem Fuß, platschten durch Urinpfützen und liefen ohne Aufenthalt durch den Schalter. Der Verkäufer der Wertmarken rief uns

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