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Ambient 04 - Terraplane

Ambient 04 - Terraplane

Titel: Ambient 04 - Terraplane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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sich von selbst, doch genau dies ist es, was wir hören.«
    »Zeitreisen ist völlig unmöglich«, sagte sie. »Kausalitätsgesetz kann nicht gebrochen werden.«
    »Das hören wir. Aber welch wundervolle Möglichkeiten würden sich im Dienste der Menschheit eröffnen. Man könnte in die Vergangenheit zurückkehren, Hitler bei der Geburt den Hals umdrehen, die spanische Armada gewinnen lassen, Roms Untergang verhindern.«
    »Man würde bestenfalls groben Unfug anrichten«, sagte sie, »und schlimmstenfalls die Zerstörung der Zivilisation ins Werk setzen. Aber so etwas ist und kann nicht möglich sein.«
    »In der Zeit vorwärtsgehen und sehen, wie glorreich die Zukunft sein wird.« Sein Lächeln verschwand wieder. »Wie elend. Es bleibt dann die Frage, wohin Professor Aljechin gegangen ist.«
    »Er ist nicht weit«, sagte sie, ohne aufzublicken. Skuratows Schrogin war entsichert und feuerbereit; hätten wir einen Ausbruchsversuch unternommen, so wären wir durchlöchert worden, bevor wir beide Füße vom Boden gehoben hätten. Ein Dutzend Möglichkeiten ging mir durch den Kopf, keine war ohne Jake durchführbar. Wo … ?
    »Weit genug, kleine Frau. Einen Augenblick zeigen alle Instrumente seine Gegenwart. Einen Augenblick später tun sie es nicht mehr. Tage vergehen, sein Licht erscheint wieder. Wochen verstreichen, er geht abermals. Kommt nicht zurück. Nach drei Wochen kein Hinweis auf fortdauernde Existenz irgendwo. Eigentümliche Sache, wenn er nicht weit ist.«
    »Sie werden ihn nicht finden«, sagte sie.
    »Traummannschaft findet Lebende und Tote«, sagte er und trat nach links, wie um hinter uns zu kommen; wir wandten uns mit seiner Bewegung. »Ist vielleicht möglich, daß er weder das eine noch das andere ist? Ob Sie jetzt oder später auspacken, ist unwichtig. Im Laufe der Geschichte wird alles klar. Sprechen Sie aber ohne zeitraubendes und unerfreuliches Drängen, so verbessert das immer die Stimmung und erleichtert die Lage.«
    »Nicht auf lange Sicht«, sagte sie.
    »Wir tun einen Schritt nach dem anderen.« Er seufzte und blieb auf seinem Rundgang durch den Raum vor der trocknenden Hülle des Eindringlings stehen, den Rücken jetzt der Wohnungstür zugekehrt. Jake, hoffte ich, wünschte ich; es gab keinen Jake.
    »Aber dies ist eine zweifelhafte Umgebung, in der man nicht gut ein angenehmes Gespräch führen kann. Wir werden es nach unserem bequemen Flug wieder aufnehmen.«
    »Wir fliegen noch immer?« fragte sie.
    Er nickte. »Sind Sie fertig?«
    »Fertig«, sagte sie, als die Tür aufflog. Als Skuratow sich umwandte, stampfte sie mit dem Fuß bodenwärts; das Dielenbrett unter ihm schlug aufwärts und traf ihn mit beträchtlicher Wucht zwischen die Beine. Er brach zusammen wie ein Stier in der Metzgerei. Seine Augen verschwanden unter den Lidern, Kassettenkasten und Schrogin klapperten auf die Dielenbretter. Ich sprang nach der Waffe; Jake sprang über mich hinweg auf Skuratow, wickelte die Pfoten um seinen Kopf, wie um seine Reife zu prüfen, bereit, ihn mit einem Ruck umzudrehen. Ich sammelte meine alternden Kräfte, stieß Jake von ihm und brachte mich zwischen die beiden, ohne an die Folgen zu denken, die jedem drohten, der sich Jakes rasendem Jähzorn entgegenstellte. Er packte meinen Unterarm und bohrte eiserne Finger in meine Muskeln, bereit, sie von den Knochen zu reißen.
    »Laß mich!« rief er.
    »Nein«, sagte ich in einem Appell an die Vernunft. »Wenn du es tust, ist es aus mit ihm …«
    »Er wünscht!«
    »Denk an das Licht im Aufspürgerät!« rief ich zurück. »Wenn sie sehen, daß sein Licht ausgeht, werden sie handeln, und zwar sofort. Bleibt er am Leben …«
    »Er wollte mich exen, Luther«, sagte Jake, stellte meine Füße wieder auf den Boden und zeigte auf die Schmutzflecken an seinem Jackett. Immerhin war sein Haar an Ort und Stelle, und seine Züge waren frei sogar von Rasierverletzungen. »Mein Anzug!«
    »Um zu töten, braucht man einen guten Grund …«
    »Töte nur mit gutem Grund«, sagte er etwas leiser. Damit sprach er die Wahrheit seines Herzens aus. Ich fuhr fort, Skuratow gegen seinen Grimm zu decken. »Bei dem gibt es zwanzig gute Gründe.«
    »Nein!« brüllte ich, am Ende meiner Nerven; alle erschraken, und Jake gab seine geduckte Angriffshaltung auf. »Unter Umständen ist er unser Freifahrtschein. Wenn sein Signal intakt bleibt, werden seine Freunde nicht zum Spielen herauskommen. Laß ihn ganz, und wir werden durchkommen, bis wir wieder freie Luft

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