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Ambient 04 - Terraplane

Ambient 04 - Terraplane

Titel: Ambient 04 - Terraplane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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bleiben bei uns, so lange Sie wollen.«
    »Sie haben, was gebraucht wird?« fragte ich, ohne mich weiter zu äußern.
    »Habe noch nie Beschwerden gehört.« Er sperrte seine Schreibtischschublade auf und zog ein dünnes grünes Büchlein hervor. »Da haben wir es, Sie venezolanischer Knallfrosch. Haben Sie einen Schnappschuß mitgebracht? Anders geht es nicht.« Er riß mein Foto aus dem überreichten Paß, ohne ihn anzusehen, bestrich die Rückseite mit dem Leimpinsel und drückte es seitenwärts in das Büchlein. Nachdem er ein paarmal in der Luft gewedelt hatte, entschied er, daß der Leim getrocknet sei. »Unterschreiben Sie, wie ich Sie eingetragen habe. Hab Ihnen einen neuen Namen gegeben, wie Sie sehen.«
    Mein neues Geburtsdatum war der 7. August 1892; mein Name war …
    »Anselmo Perón y Caracas Valentino?«
    »Klingt so südländisch, nicht wahr?« sagte er. »Man kann den Kaktus förmlich sehen. Unterschreiben Sie dort, Muchacho. Ein großer heller Typ wie Sie wird keine Mühe haben, damit durchzukommen.«
    Aus der Dunkelheit des Korridors kam eine schwankende Gestalt; der einst muskulöse Körper war verfettet, und auch sonst zeigte sich Lee das Blut nicht allzu prachtvoll: eine mit roten Herzen bedruckte, knielange Unterhose und ein ärmelloses Unterhemd waren seine ganze Ausstattung.
    »Wanda«, sagte er und rieb sich das Gesicht, als wollte er seine Form umwandeln. »Was machst du hier?«
    »Die Schulden von Herumtreibern kassieren«, sagte Cedric. »Mrs. Wanda, sag deinem Doc, daß er, wenn er der Menschheit einen großen Gefallen erweisen will, bloß Lee überreden muß, alle seine Mädchen zur Untersuchung zu bringen …« – er äugte unfreundlich zu Lee hin –, »und die Schnallen dann zu verstöpseln.«
    »Langsam, Cedric«, sagte Wanda. Lee beugte sich näher, legte den Arm um ihre Mitte, wie um sich an ihr aufrecht zu halten, tätschelte ihr umfangreiches Gesäß.
    »Meine feine Leckermahlzeit wird doch nicht mit dem Herrn gehen?« fragte er noch etwas lallend. »Oder geht das mit auf diese Rechnung?«
    »Laß deine Finger von meinem Hintern«, sagte sie und stieß ihn weg. »Meinst du, ich möchte morgens als erstes deine häßliche Zuhältervisage sehen, wenn du dich aus dem Bett hievst?«
    »Du hast«, sagte er grinsend. »Hab' hinten einen Gin Fizz, absolut tödlich. Komm, bring mich …«
    »Dreck auf den Bart, Bruder. Geh hin und begrabbel eine, der es gefällt. Kommen Sie, Luther, gehen wir!« Lee hob die Schultern und grinste wieder, wankte zurück in den Korridor. Cedric legte mir eine Hand auf die Schulter, als ich Wanda folgte. Seine Frustration war nicht zu übersehen.
    »Kommen Sie jederzeit vorbei«, sagte er, ohne zu lächeln, »Soldat.«
    Wieder auf der Straße, sah ich Wanda an und merkte erst jetzt, daß sie fuchsteufelswild war; wenigstens wußte ich diesmal, daß wir nicht die Ursache waren.
    »Arbeitete mal für ihn, vor langer Zeit«, sagte sie und tat das Thema mit einer Handbewegung ab, als wäre es ein gebrauchtes Papiertaschentuch. »Dieser Paß sollte Ihnen Schwierigkeiten ersparen.«
    »Der Name ist unsinnig«, sagte ich. »Und mein Wohnort ist als Bogota eingetragen, das ist in Kolumbien.«
    »Wer weiß das schon?« sagte sie. »Vielleicht die Kolumbianer.«
    Ich steckte den Paß ein und stieß mit der Hand auf das Aufspürgerät; beschloß Skuratows Aufenthalt zu überprüfen. Ich verdeckte das Gerät mit Jackett und Hand, während Wanda eine Zeitung in einem Zeitschriftenstand unter der Treppe einer Hochbahnstation kaufte; die drei Treppenfluchten waren mit Metallschindeln gedeckt; zierliche gußeiserne Säulen, die Rost zeigten und einen Anstrich brauchten, trugen das Dach. Der in Bewegung befindliche Lichtpunkt war auf der Mattscheibe deutlich zu sehen.
    »Wie komme ich am schnellsten ins Stadtzentrum?« Sie zeigte aufwärts, scheinbar ohne Überraschung. »Er ist in Bewegung. Auf Gummi, wie es scheint …«
    »Augenblick«, sagte sie, faßte mich beim Arm und flüsterte ohrwärts. »Lassen Sie niemanden dieses verdammte Ding sehen. Wovon reden Sie?«
    »Er ist unterwegs«, sagte ich. »Wir müssen sehen, wo er zur Ruhe kommt.« Nach dem Aufspürer zu urteilen, befand er sich im unteren Manhattan; daß er allein dorthin gekommen war, hielt ich für ausgeschlossen.
    »Dieses Ding zeigt, wohin er geht, wie?«
    »Jemand fährt ihn. Wie, wenn er zum Flughafen gebracht oder unerreichbar gemacht wird? Er hat unsere einzige Fahrkarte, und ich muß

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