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Ambient 04 - Terraplane

Ambient 04 - Terraplane

Titel: Ambient 04 - Terraplane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Zufall, vielleicht.«
    Doc legte Messer und Gabel aus der Hand, obwohl auf seinem Teller noch Essen war. »Hören Sie«, sagte er, »gestern abend war ich so beschäftigt, mich der offensichtlichen Beschwerden anzunehmen, daß ich keine Gelegenheit hatte, ein paar Untersuchungen zu machen, die ich durchführen wollte. Nichts, was Anlaß zur Aufregung geben könnte, nur ein paar Überprüfungen. Würden Sie und Jake nach dem Frühstück mit mir ins Behandlungszimmer kommen? Es wird keine zehn Minuten dauern.«
    Obwohl seine Miene unverändert blieb, verrieten ihn die Augen. Was ihn auch beunruhigte, es beunruhigte ihn tief, ungeachtet seiner vorgetäuschten Nonchalance.
    »In Ordnung«, sagte sie.
    »Luther, Sie auch, sobald Sie zurückkommen.«
    »Zurückkommen«, sagte Wanda. »Wir sind noch nicht einmal fort. Dann wollen wir jetzt los, wenn wir schon müssen. Ich habe noch mehr zu tun als Kinder hüten und für diesen Haufen die Fremdenführerin zu spielen. Kommen Sie!« Sie stand auf, stieß sich vom Tisch ab. »Ihr anderen könnt unterdessen das Geschirr abspülen.«
    »Jake«, sagte ich, um ihn von seiner raumgreifenden Suche nach der Geschirrspülmaschine abzulenken, »laß mir den Aufspürer, während ich unterwegs bin. Ich möchte jede Minute sehen, ob er sich bewegt.«
    »Wenn er sich bewegt«, sagte Jake, »folge!«
    »Lassen Sie niemand dies Ding sehen, solange ich bei Ihnen bin«, sagte Wanda.
    »Wenn jemand fragt, sagen Sie, es sei ein Schokoladenriegel«, sagte Doc lachend; aber ich konnte sehen, daß etwas in ihm nagte.
    »Sind das Ihre einzigen Sachen?« fragte mich Wanda; mein zweiteiliger Anzug mit dezentem Nadelstreifen und mittelbreiten Revers sah aus, als hätte er noch nie ein Bügeleisen gefühlt; der meiste Schmutz an den Hosenaufschlägen war zu Staub geworden. Trotzdem konnte ich mir nicht vorstellen, daß er übermäßig fremdartig wirkte.
    »Die einzigen«, sagte ich.
    »Also, dann bleiben Sie bei mir«, sagte sie. »Kleben Sie an mir wie Leim. In Ordnung?«
    »Wenn Schutz erforderlich«, sagte Jake, »kann ich mich fertig machen.«
    »Bleiben Sie hier, Jake«, sagte Doc. »Wenn die Leute sehen … ah … sie haben nicht viel übrig für …«
    »Weiße«, sagte Wanda und schulterte ihre Tasche; das Leder sah aus, als sei es die Haut einer Echse, aber ich konnte mir nicht vorstellen, daß es wirklich so war. »Bringen wir es hinter uns!«
    Ich folgte ihr gehorsam auf dem Fuße aus dem Haus und in das helle Licht und den Lärm der Straße. Unter der tunnelartigen Markise des Nachtclubs sah ich die Anzeigetafel mit den aufgeführten Attraktionen: Freitag Lester Young und Charles Parker / Samstag Robert Johnson der Blues-Mann / Eintritt fünfzig Cents.
    »Es ist nur ein paar Blocks die Straße hinauf«, sagte sie. »Was gibt es zu gaffen?«
    »Alles«, sagte ich. »Sind diese Freunde, zu denen wir gehen, Medizinerkollegen?«
    »Kollegen aus der Unterschicht«, sagte sie. »Lee das Blut ist nichts als ein Kuppler. Seine Geschäftskarte weist ihn als Impresario aus. Hat drei Mädchen auf der Straße laufen, ist aber immer zu betrunken, um zu merken, daß sie ihm die Hälfte der Einnahmen vorenthalten. Er ist nichts als ein Schwein in Schuhen. Macht Zwangsräumungen und wirft Mieter auf die Straße. So tief ist er gesunken. Cedric ist einer, der sich auskennt. Veranstaltet Glücksspiele, versorgt die Bars mit unversteuertem billigen Schnaps, hehlt mit allem, was Fixer ihm ins Haus schleppen. Und irgendwie hat er einen Draht zum Rathaus. Ich schwöre bis zum heutigen Tage, daß er den Mann finanziert, der die Seelen kauft. Und er beschafft Papiere für diejenigen, die so weit auf den Hund gekommen sind, daß sie keine eigenen haben.« Sie musterte mich von der Seite und zwinkerte. »Falsch wie eine Dreidollarnote. Er wird Ihnen mit Vergnügen helfen.«
    »Hat Doc enge Kontakte mit der Unterwelt?«
    »Wenn erforderlich«, sagte sie. »Ich an Ihrer Stelle würde froh darüber sein.«
    Über uns ratterten Züge, kreischten die ausgefahrenen Gleise entlang; Sonnenlicht fiel da und dort auf die Straße wie durch das Laubdach eines Urwalds, rein und hell abgesetzt gegen ständige Schatten. Auf der Straßenebene strömte der Verkehr vorüber: verbeulte Wagen mit allen Anzeichen langjährigen Gebrauchs, jetzt, da mein Auge sich an sie gewöhnt hatte, weniger insektenartig anzusehen; Straßenbahnen mit grauen Dächern, roten und gelben Seiten, die Fenster zur Linderung der Sommerhitze herausgenommen,

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