Ambient 05 - Elvissey
es statt?« fragte ich an jenem Abend, als wir durch die Straßen kurvten; der Wagen wechselte ständig vom Boden in die Luft und zurück, während er westwärts die Oxfort Street entlangraste.
»King Charles-Memoritorium«, sagte Malloy.
»Deine Anhänger könnten dir als ein wenig abgedriftet vorkommen«, sagte Leverett zu E, der zwischen uns beiden eingequetscht war; Malloy saß auf dem Notsitz gegenüber und bewölkte den Wagen mit augenbrennendem Rauch. »Aus lauter Liebe zu dir vernachlässigen sie oft ihre sozialen Fähigkeiten.«
»Soziale Fähigkeiten?« fragte E kopfschüttelnd. Unser Wagen hob sich himmelwärts, verpaßte ein Feuerwehrfahrzeug und stutzte im Flug eine Palmenreihe.
»Menschliche Interaktion«, erklärte Leverett. »Die Kommunikation der Bedürfnisse des einzelnen in einem multipersonellen Kontext.«
»Besteck beim Essen benutzen«, sagte Malloy. »Regelmäßige Körperpflege, um zumindest Krätze zu lindern.«
E nickte und schnippte sich Locken aus dem Gesicht; Leverett hatte insistiert, daß er mit Perücke ging, um Spekulationen oder Kommentare zu vermeiden, und so war E von einem Lockengewirr gekrönt. »Verrückt«, sagte er. Unser Wagen stieg erneut ein paar Meter auf, als er eine Abkürzung über den Hyde Park nahm. »Sind die Leute hier genauso wie in den Staaten?«
»Eine spirituelle Einheit bestärkt sie weltweit, ungeachtet aller Unterschiede«, sagte Leverett. »England ist immer noch die Hochburg der Theorie. Man hat sich hier intensiv mit der begrifflichen Theologie beschäftigt.«
»So wie eine Tracht Prügel vom Nutzen der Lederbekleidung überzeugen kann«, sagte Malloy. »Bedenken Sie, daß sechzig Prozent der hiesigen Bevölkerung gläubig ist. Darin sind auch Agnostiker eingeschlossen; sie kaufen zumindest die Aufnahmen. Bitte nehmen Sie es nicht persönlich, El, aber was den historischen Pop betrifft, habe ich schon immer den Chairman dem King vorgezogen …«
»Das ist umstandsbedingt unangemessen …« sagte Leverett. E starrte fensterwärts; ich blickte auf das Türschloß, um sicherzugehen, daß es verriegelt war. Das Wageninnere erhellte sich, als wir uns wieder bodenwärts senkten, und weißte alles, als wäre ein Transfer imgange.
»Da wären wir«, sagte Malloy. Das King Charles Memoritorium stand am nordwärtigen Ende des Hyde Park; es war das nordwärtige Ende des Parks, wenn man die umgebenden Parkplätze dazurechnete. Der Gebäudekomplex sah im Suchlichtschein wie ein gläserner Rhomboid aus, der in kirschrote und lindgrüne Bänder gewickelt war. Am neonröhrigen Sims hing ein Transparent mit der Verkündigung LANG LEBE DER KING. Ob sich dieser Wunsch auf den Namenspatron des Gebäudes oder das Objekt der Verehrung bezog, war nicht unmittelbar festzustellen. Unser Fahrer hielt am Haupteingang, der in geschwollen palladianischem Stil gestaltet war: Zwinkernde blaue Glühlampen umrahmten die Oberlichter über den fünfzehn Meter hohen Türen, Plasmas blubberten die transparenten Pilaster daneben hoch; es ähnelte eine Musikbox, die von Inigo Jones gestaltet war. In weniger als zwanzig Minuten hatten wir die Detektoren passiert und betraten die zentrale Eingangshalle. »Girls, Girls, Girls« wurde in der Lautstärke eines Düsenjets gespielt.
»Wohin jetzt?« versuchte ich das Getöse zu übertönen.
»Wir werden ein wenig herumschlendern und die Atmosphäre einwirken lassen«, sagte Malloy. Das mehrstöckige Gebäude war vollständig von den Con-Teilnehmern besetzt. Das Memoritorium erinnerte von innen an einen der neueren Flughafenterminals oder an ein vorstädtisches Einkaufszentrum, dessen Geschäfte noch nicht geöffnet hatten. Da der Londoner ElCon am Vorabend der Elvissey stattfand, zog er Besucher aus allen Kontinenten an; als wir eintrafen, waren die meisten Abendveranstaltungen bereits imgange, so daß die Gänge weniger überfüllt waren, als ich befürchtet hatte. Fast alle sichtbaren Besucher trugen Teilnehmerausweise an die Brust geheftet, während wir als Beobachter nur unser Emblem und den Firmennamen trugen. Die meisten Leute waren unscheinbar, sie gaben keinen Hinweis auf Identifikation. Das stellte für Leverett das größte Problem dar, denn wie konnte das, was verborgen war, jemals kontrolliert werden? Andere Besucher manifestierten deutlich ihren Glauben und trugen Kleidung, an denen die jahrelange Wanderung auf dem Elvis-Pfad ihre Spuren hinterlassen hatte, oder sangen in voller Lautstärke Lieblingslieder, die es vermutlich
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