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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Schweigen unseres Schützlings bemerkte. »Besorgt? Lampenfieber?«
    »Schmetterlinge im Bauch, vermute ich«, sagte Malloy. »Er sieht nur den Staub der Phantasie vor sich tanzen, der im Sternenglanz leuchtet.«
    »Es ist zu viel«, sagte E mit so ferner Stimme, daß ich gegen alle Vernunft nicht sicher war, ob nicht jemand seine Worte für ihn bauchredete. »Ich will nach Hause. Ihr hättet mich nie hierher bringen dürfen …«
    »Wir werden Montag morgen zurück in New York sein«, sagte Leverett. »Zur Vorbereitung der amerikanischen Premiere …«
    »Ich meine, ich will zu meinem Zuhause zurück.«
    »Deine Reaktion ist unangemessen«, sagte Leverett. »Ich habe immer wieder gesagt …«
    »Nach Hause!« schrie E. Willy drückte sein Gesicht gegen das Glas und starrte auf das, was vor sich ging, schien enttäuscht, daß seine Hilfe offenbar nicht benötigt wurde.
    »Ach ja …«, sagte Malloy. »Heimat ist ein glückliches, fernes Land.«
    E rollte sich zusammen. »Isabel«, sagte Leverett kopfschüttelnd. »Kümmere dich darum, bitte. Wir werden hinausgehen. Sag uns Bescheid, wenn du ihn beruhigt hast.«
    »Könnte Tage dauern …« sagte Malloy, doch Leverett nahm seinen Arm und führte ihn hinaus in das Zentralbüro und schloß die Tür hinter sich. Ich wartete, bis sie außer Hörweite waren, und flüsterte selbst dann noch, als ich zu E sprach.
    »Wir sind allein«, sagte ich. »Sprich. Sag mir, was besorgt.«
    »Dir ist es doch egal«, sagte er. »Du machst es nur, weil man es dir gesagt hat.«
    »Das bedeutet nicht, daß es mir egal ist«, sagte ich. »Du hast in letzter Zeit keinen Rückkehrwunsch mehr geäußert. Warum ist der Gedanke wiedergekehrt?«
    E seufzte; versteckte sein Gesicht hinter seinen hochgezogenen Knien. »Ich wünschte, ihr würdet nicht so verdreht rumquatschen. Ich kapiere nie richtig, wovon ihr eigentlich redet …«
    »Ist es diese Umgebung? Ist es das Bevorstehende? Warum willst du jetzt nach Hause?«
    »Das hier ist eine böse Welt, aber das heißt nicht, daß ihr mit allem durchkommen solltet«, sagte er. »Selbst wenn man Gott ist, dann sogar besonders.«
    »Einverstanden«, sagte ich. »Aber was …«
    »Meine Mama hat mir nie etwas getan, wofür ich sie hätte töten dürfen. Ich hätte damit nicht davonkommen dürfen, nein …«
    »Wirklich?« fragte ich. »Du bist hier. Es ist vorbei, E, du darfst dich nicht selbst beschuldigen …«
    »Ich sehe sie immer noch auf dem Fußboden liegen«, sagte er. »Sie ist immer noch da.«
    »Dort wird sie auch bleiben, vermute ich …«
    »Wenn ihr nicht gekommen wärt«, sagte er, »hätte ich die Polizei gerufen und ihnen alles gesagt.«
    »Hättest du das wirklich?« fragte ich. »Es sah nicht danach aus, daß du …«
    »Dann wäre ich jetzt weg«, sagte er. »Richtig weg.«
    »Ist es das, was du willst?« fragte ich unbehaglich, als ich ihn den Tonfall meines Mannes nachahmen hörte.
    »Schon immer«, sagte er. »Es gibt keinen Platz für mich, hier nicht und dort nicht.«
    Ich nahm seine Hand, führte ihn vom Fenster weg und setzte ihn an den Schreibtisch. Unter seiner neugestalteten Maske zeigten sich die Überreste seiner Seele und enthüllten ein Leuchten, das kein Elvisoid jemals hätte reproduzieren können. Obwohl er jünger als ich war, zeigte sein Gesicht zahlreichere Jahre als meines; ich schärfte meinen Blick und beobachtete ihn, versuchte jede Veränderung seines Geistes zu erspüren. Er hatte seit Monaten nicht geweint und tat es auch jetzt nicht; ich glaubte, es war etwas, zu dem er nicht mehr in der Lage war.
    »Ihr habt mich so auf Trab gehalten, daß ich gar nicht mehr weiß, wo oben und unten ist«, sagte E. »Ich gehöre nicht hierher. Es ist mir egal, was ihr sagt. Ihr hättet mich niemals holen dürfen.«
    »Einverstanden«, sagte ich. »Trotzdem ist es faktifiziert. Also …«
    »Selbst wenn ich bleiben wollte, wäre es nicht recht …«
    »Du redest von ›recht‹ nach dem, was du ihr angetan hast?« sagte ich.
    »Irgendwas ist in mich gefahren. Ich war nicht mehr der, der ich bin …«
    »Wer bist du dann? Weißt du es?«
    »Ich weiß nur, daß ich nicht der bin, zu dem ihr mich machen wollt«, sagte er. »Ich will nach Hause, Isabel, das ist alles. Ihr habt doch sicher einen Weg, mich zurückzubringen, oder?«
    Judys Alekhine-Puderdose war immer noch in meiner Tasche; als uns der Kontakt noch erlaubt gewesen war, hatte ich wiederholt beabsichtigt, sie ihr zurückzugeben, hatte es aber nie getan. Es war

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