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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Interpreten, die wie Nachtsterne vor Schwarzhimmel erschienen; in der Mitte erkannte ich jüngere Teilnehmer, die sich im Sun-Stil gekleidet hatten und das Aussehen von E so täuschend nachahmten wie er selbst das von Elvis. Die meisten der Anwesenden schienen sich selbst nach längerer Musterung kaum von gewöhnlichen Bewohnern Londons oder New Yorks zu unterscheiden.
    »Ist es jetzt verständlich, Elvis?« fragte Leverett, als sie ihre letzte Hymne sangen. E zog sich den Mantel ums Gesicht und trat näher zu mir heran. Ich legte meinen Arm um ihn und hielt sein Gewand fest; griff in meine Tasche und fühlte dort meine Puderdose. Als ich meinen Blick von der Menge abwandte, sah ich plötzlich John direkt ins Gesicht, der dreinblickte, als hätte er endlich den schlagenden Beweis gefunden, nach dem er so lange gesucht hatte.
    »Es ist hübsch«, sagte E. »Ich …«
    »Es ist für dich«, sagte Leverett. »Alles für dich.« Er griff in seine Jacke und zog ein Telefon heraus; fuhr die Antenne aus und sprach in die Muschel. »Nach Ablauf A vorgehen.« Nachdem er es wieder verstaut hatte, wandte er sich uns zu und nickte himmelwärts. »Seht.«
    Wir hoben unsere Köpfe und starrten auf die Wolken direkt über der Kathedrale, als sie sich zu bewegen begannen und durcheinanderwirbelten, als würde Gottheit persönlich sie umrühren, bis ein riesiger Kreis sich von den Wolkenbänken löste, sich mehrere Dutzend Meter senkte und sich weiterdrehte. Malloy trieb uns voran, nahm ein eigenes Telefon aus seiner Tasche, starrte die ganze Zeit nach oben, während wir den Platz überquerten und uns der Menge näherten. Ein paar von ihnen begannen zu bemerken, was über ihnen vor sich ging und zeigten nach oben. Öffnungen taten sich in der Mitte des Kreises auf, die nun festzustehen schien, während sich der äußere Rand weiterdrehte. Immer mehr Teilnehmer der Versammlung wurden aufmerksam, und ihr Raunen erhob sich wie die Brandung eines Hurrikans. Als wir den Rand der Menge erreicht hatten, starrten alle nach oben. Malloy sprach in sein Telefon.
    »Ablauf B ausführen, bitte«, sagte er. »Jetzt ! «
    Während er sprach, gingen die Suchscheinwerfer aus; die Kathedrale blieb erleuchtet, schien sogar noch heller zu strahlen. Ein Leuchtfeuer auf der Kuppellaterne flammte auf, dessen Strahl himmelwärts gerichtet war und endgültig das Gesicht von Dryco enthüllte. Die Menge raunte auf; gab aber kein lauteres Geräusch von sich als dieses irritierende und beständige Dröhnen. Zwei schwarzgekleidete Herren traten aus der Menge; Malloy begrüßte sie und wandte sich uns zu. »Ich werde hier warten«, sagte er. »Ich habe in meinem Leben schon genug Gefahren durchstanden und würde es vorziehen, von ferne zu beobachten. Alles ist von hier aus vorbereitet.«
    »Gehen wir also«, sagte Leverett zu den Männern, die nickten und sich unauffällig einen Weg durch die Menge zu bahnen begannen. Er und John nahmen E's Arme und schoben ihn hinterher. »Komm schon, Isabel …«
    »Viel Glück, El«, sagte Malloy; sah auf mich hinab und lächelte. »Ihnen auch.«
    Während wir den Männern folgten und uns bemühten, so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf uns zu ziehen, kam jemand auf den Portikus, um zur Menge zu sprechen; obwohl er von unserer Position aus nicht sichtbar war, mußten die Lautsprecher rings um die Kathedrale seine Stimme bis über den East End hinausgetragen haben.
    »E«, rief der Mann. »Höre uns, E.«
    Die Wolken begannen mit ihrem eigenen Raunen, als grollten sie den Untenstehenden; Blitze belebten die Emblem-Augen und erhellten den kreisenden Rand des Gesichts. Als wir die Kathedralenwände erreichten, hielten wir uns dicht daran, während wir über Kabel und Kisten stiegen. Ich spürte Tropfen auf meinen Armen, und vom Himmel donnerte es lauter. »Es regnet, Leverett«, sagte ich. »Ist das beabsichtigt?«
    Er drehte sich um, tippte meinem Mann auf die Schulter und wies in meine Richtung. »Bringen Sie Ihre Frau zum Schweigen«, sagte er. John blieb stehen und wandte sich mir zu; ich war bereits an ihm vorbeigegangen und hatte mich vorgeschoben, so daß ich neben Leverett ging. Mein Mann sagte nichts, als er neben mich trat; ich stellte fest, daß ich mir unbewußt die Ohren mit den Händen zuhielt. Als ich meine Arme herunterfallen ließ, weil ich nicht sichtbar überreagieren wollte, fühlte ich ein Zerren an meinem Ohrring, als wäre ich irgendwo hängengeblieben; ich drehte mich schnell herum und sah John seine

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