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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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es sich wirklich so verhalten könnte.«
    »Aber es ist möglich?«
    Er stirnrunzelte; lächelte dann. »Es ist nicht unmöglich. Aber Sie sollten daran keine Hoffnung knüpfen. Leben Sie Ihr Leben, solange Sie es noch haben, das allein ist wichtig.«
    »Noch etwas anderes, Doktor«, sagte ich, stand auf und machte mich zum Gehen bereit; wünschte mir, ich müßte nie wieder in die New Yorker Klinik zurückkehren. »Sie haben immer nur von 'Ihnen' gesprochen. Wer veranlaßte und finanzierte die Brixton-Studie?«
    »Dryco natürlich«, sagte er. »Das englische Büro. Wer sonst?«
     
    Bei Sonnenuntergang machten wir uns auf den Weg zur St. Paul's. Malloy, Leverett und ich saßen mit E im hinteren Abteil unseres Wagens und umringten ihn allseitig, damit er nicht hinausspringen konnte, wenn ihm die Nerven durchgingen; John hatte sich neben dem Fahrer positioniert und richtete seinen Blick geradewärts. Als ich an jenem Nachmittag bei Dryco eintraf, war Malloy anwesend und kümmerte sich um letzte Probleme der Sicherheit; Leverett und E konfererieren stundenlang und gingen die Feinheiten von Gestik und Haltung durch. John war woanders und tauchte erst kurz vor der Aufbruchszeit wieder auf; ich hielt mich auf Distanz, und er machte keinen Annäherungsversuch. Der Knoten seiner Tüte ragte aus seiner Tasche, und ich fragte mich, ob er seit unserer Ankunft seine Sammlung erweitert hatte.
    »Was ist da drüben los?« Leverett wandte sich an Malloy und deutete auf eine Versammlung am Fuß der Nelson-Säule; Dutzende von Männern auf den Schultern von anderen graffitierten den Sockel, während die Zuschauer skandierten.
    »Vermutlich eine Selbstdarstellung«, sagte Malloy und beobachtete die Szene durch das getönte Glas unseres Wagens. »Lundy-Bürger oder so etwas Ähnliches lassen sich nur schwer verhaften, ohne erschossen zu werden. Der arme Nel hat zu Lebzeiten genug mitgemacht, würde ich sagen, nicht daß er sich jetzt noch Gedanken darüber machen könnte.« Als ich den Blick hob, sah ich, daß die Statue kopflos war. »Einige meiner temperamentvolleren Landsleute haben den Admiral vor einem Jahr enthauptet. Wüßte nicht, was sie damit bezwecken wollten. Waren vermutlich betrunken und verfügten noch über Sprengstoff.«
    Wir hoben ab, passierten St. Martin's und umrundeten den Trafalgar Square; mit einem plötzlichen Ruck kreuzten wir östlich den Strand entlang. Während des Tages waren die Straßen gepostert worden; jedes Gebäude und jede Bushaltestelle, jeder Baumstamm und jeder Zeitungsstand war in Augenhöhe mit sonnengelben Plakaten beklebt worden, auf denen die von Dryco genehmigte Phrase Ihr werdet Ihn sehen stand. Tausende von unscheinbaren Menschen zogen ostwärts über die Gehwege unter Neon, Plasmalicht und windbewegten Kokospalmen.
    »Ist dieser Medienoverkill notwendig?« fragte ich.
    »Wir nennen es hier immer noch Blitz«, sagte Malloy, drückte seine Zigarette aus und klopfte sich die Asche von seinem langen Mantel. »Es gibt nichts Effektiveres für Fußgänger. Nicht einmal die Biebie verbreitet Neuigkeiten so überschwenglich.«
    »Nicht daß den Elvii im allgemeinen Zugang zu den Medien gestattet wird«, unterbrach Leverett wie gewohnt. Unser Wagen passierte und überflog drei Dreidecker, die sich voller Pilger ostwärts drängten. »Produktionswerte sind nie auf dem Standard. Das werden wir ändern.«
    »Die Elvies sind Grenzfälle, was die Infoverbreitung betrifft«, fuhr Malloy fort. »Außerdem haben viele Gläubige weltlichen Gütern abgeschworen, abgesehen von ihren Disk-Playern. Kathodenzauber lassen sie kalt.«
    »Poster haben ihren Wert, Isabel, wie gesagt«, sagte Leverett mit einem mehr als übertriebenen Lächeln. »Du hast das noch nicht so lange gemacht wie ich, andernfalls hätte es keine Nachfragen gegeben.«
    »Was ist das da?« fragte ich. Zwei Verkehrsinseln waren vor uns sichtbar geworden, die kaum hundert Meter voneinander getrennt waren. Auf jeder Insel war etwas gestrandet, das wie eine in Formschnitt gebrachte Giraffe von zwanzigfacher Lebensgröße aussah; der abgeknickte Hals der einen baumelte über den vorbeifahrenden Autos und Bussen und wurde durch ein Netzwerk von Kabeln gehalten.
    »St. Maryle-Strand und St. Clemens Danes«, sagte Malloy. »Aufgrund des niemals endenden Verkehrsstroms unmöglich zu betreten. Ebenfalls durch die Historische Authentizität erhalten.« Jede Kirche war ringsum durch zerbeulte Stahlwände eingezäunt; wie gut sie auch auf

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