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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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verlorene Liebesmüh. Die Forderung wurde erhoben, einen Weg zu finden, um Körper zu ändern. Es ist unentschuldbar, daß Dryco es Ihnen gegeben hat, aus welchem Grund auch immer. Unüberraschend dennoch.«
    »Sie wußten, daß ich hätte sterben können, als sie es mir das erste Mal verabreichten?«
    Er nickte. »Mit Sicherheit. Vermutlich wurden einige Veränderungen an der Formel vorgenommen, um die schlimmsten Erstfolgen zu mindern, und ich denke, daß man Sie zunächst getestet hat, ob Sie allergisch reagieren. Tatsache bleibt jedoch, daß Demelanin das wirkungsvollste Karizinogen ist, das je entwickelt wurde.«
    »Was wird langfristig mit mir geschehen?«
    »Es besteht die Wahrscheinlichkeit, daß der Tumor nachwächst, an derselben Stelle wie vorher.«
    »Ich werde wieder verkrebsen?«
    »Jeder muß irgendwann damit rechnen, ob man nun mit Demelanin behandelt wurde oder nicht«, sagte er. »Es kann immer wieder kuriert werden, solange es früh genug entdeckt wird. Dann wiederholt sich natürlich der Prozeß. Die Studienteilnehmer, die lange genug lebten, um von Krebs befallen zu werden, wurden in den meisten Fällen getötet, nicht beim ersten Auftreten, sondern bei der dritten, fünften oder sogar sechsten Metastasenbildung. Heute morgen hat sich im Fluoroskop nichts gezeigt, also würde ich schätzen, daß die Wachstumsrate sich vermindert hat. Ich würde es jedoch nicht als dauerhafte Besserung bezeichnen.«
    »Man wußte vorher, daß ich verkrebsen würde?« fragte ich noch einmal. Er nickte.
    »Fraglos«, sagte er. »Ihr Problem ist natürlich die Lokalisation. Jedesmal, wenn diese besonderen Tumore nachwachsen, ersetzten sie zu einem gewissen Grad das gesunde Gewebe in der Umgebung. Das Immunsystem wird angegriffen und bricht zusammen. Ich denke, ich muß das nicht weiterführen.«
    Er verschränkte die Hände, beugte sich vor und schien die Bienen zu beobachten, wie sie um die Blumen herumsummten. Als ich ein Flugzeug hörte, blickte ich hoch; sah eine Himmelsschrift, weiße Zirrusbuchstaben vor dem morgendlichen Blau: KOMMT HEUTE ABEND ZUR ST. PAULS TUT GUTES SEID WIRKLICH. »Was ist, wenn ich kein Gehirn mehr übrig habe?« fragte ich ihn.
    »Das Gesetz der Verringerung sollte eine Zeitlang vor diesem Punkt berücksichtigt werden. Elemente besitzen eine Halbwertszeit, und es gibt keinen Grund, warum das nicht auch für Menschen zutrifft«, sagte Doktor Harrison. »Doch was es auch immer verursachen mag, die Behandlung bleibt dieselbe. Solange das Neuwachstum begrenzt ist und gefunden wird, bevor es die Chance hat, sich auszubreiten, kann es wieder entfernt werden. Bis zu einem gewissen Punkt. Schließlich ist der Tod unvermeidlich …«
    »Das ist er doch grundsätzlich, meinen Sie nicht auch …?«
    Doktor Harrison lächelte; es verblüffte, einen Mediziner Gefühle zeigen zu sehen. »Schlußendlich ja. Bis dahin wird Ihr Leben wie gewohnt verlaufen.«
    Vielleicht war diese Wahrheit für meine Gelassenheit verantwortlich; möglicherweise war ich lange genug in der Nähe meines Mannes gewesen, um seinen Gleichmut gegenüber dem Zeitende anzunehmen, oder sie stärkte zumindest, was ich bereits als gegeben hinnahm. Ich war überrascht und bin es immer noch, wie leicht es war, zu glauben, daß ich mit einer gesetzten Frist leben konnte und meine Ziele erreichen würde, bevor dieser Tag kommen würde. Das Leben anderer besorgte mich zu jenem Zeitpunkt noch am meisten. »Was ist mit meinem Baby?« fragte ich. »Wie wirkt Demelanin darauf?«
    »Keine der Brixton-Versuchspersonen war schwanger, also haben wir keinen Präzedenzfall«, sagte er. »Nichts Ungewöhnliches ist unmittelbar feststellbar. Es ist bemerkenswert, daß Ihr Baby noch keine … nun … daß bislang keinerlei Anomalitäten aufgetreten zu sein scheinen. Wenn der Fötus noch keine unfeststellbaren Dispositionen aufweist, dann …«
    Er sprach nicht weiter; nippte an seinem Tee und schien das Thema wechseln zu wollen. »Dann was?« fragte ich. »Doktor …«
    »Ich habe nur spekuliert«, sagte er. »Das wäre nicht recht.«
    »Bitte spekulieren Sie«, sagte ich. »Ich bin daran gewöhnt.«
    »Es gibt keine Tatsachen, die meine Idee stützen würden. Es war nur ein müßiger Gedanke, der mir in den Sinn kam. Nichts weiter.«
    »Dann äußern Sie ihn als solchen.«
    »Mir kam die Idee, daß Demelanin auf einen Fötus in anderer oder gar umgekehrter Weise wirken könnte als auf einen Erwachsenen. Aber es gibt keinen Grund zu der Annahme, daß

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