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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Was ist mit meinen Kopfschmerzen?«
    »Indirektes Resultat der Schwangerschaft gemeinsam mit Unwohlsein, wie erklärt. Machen Sie für morgen einen neuen Termin. Vermeiden sie alle teratologischen Faktoren und Mutagene wie empfohlen.«
    »Einschließlich Luft und Wasser?«
    »Nur wenn Sie Ihrem Kind Vorrang geben«, sagte die Ärztin. Ich erhob mich vom Tisch. Als ich meine Jacke enger um mich zerrte, starrte ich auf meine erbraunenden Hände.
     
    In der nächsten Woche quartierten sie E ins siebzigste Stockwerk eines Concourse-Gebäudes um, ein lindengrüner Stachel, den man durch ein jahrhundertaltes sechsstöckiges Fundament getrieben hatte. Als ich ihn das erste Mal dort traf, saß er auf dem Fußboden an einer der Fensterwände und starrte in Manhattans Meeresdunst und die Wolken, die den Turm einhüllten.
    »Was wird betrachtet?« fragte ich und ging zu ihm, nachdem die Wächter genickt und mir den Eintritt gestattet hatten. Die Zimmer waren so unpersönlich wie in einem Hotel, und nichts darin war so, wie es aussah: Stein war Gips, Ziegel waren Vinyl, Keramik war Styropor, und Glas war Luzit. E stand nicht auf, als ich mich näherte; ich kniete mich neben ihn auf den Boden. Zu jenem Zeitpunkt waren wir uns schon so nahegekommen, daß ich vermutete, ich hätte ihn zur Begrüßung küssen können; doch ich tat es nicht.
    »Was hast du mit deinem Haar gemacht?« fragte er und starrte mich an. Ich hatte es am vorigen Abend schwarz gefärbt und mich auf das Treffen mit ihm vorbereitet, während John stumm in unserem Bett lag. Die Dunkelheit bleichte meine Haut umso mehr und verzögerte eine volle Erkenntnis, die ihm noch bevorstand.
    »Was wird gedacht?« fragte ich.
    »Sieht gut aus«, sagte er. »Es ist okay. Hast du's beim Schlafen irgendwie verwuschelt? Hinten steht es richtig hoch.« Ich hob meine Hände und drückte mein Haar glatt. Ich hatte mich noch nicht wieder an die ungeplätteten Wellen gewöhnt. »Was habt ihr heute für mich geplant? Werde ich wirklich mal hier rauskommen? Hier ist es genauso wie im Krankenhaus.«
    »Bald …«
    »Wie bald?« Die Zimmerkameras surrten, als sie ihre Brennweiten auf die Quelle des Rufs einstellten und die Bewegungen verfolgten. E's Behandlung während des vergangenen Monats hatte ihn genug gezähmt, so daß es mir nicht mehr widerstrebte, mit ihm allein zu sein; dennoch regte er sich beim geringsten Anlaß auf, so daß ich nie unwachsam wurde und jederzeit zum Eingreifen bereit war, wenn er durchging. Es kam niemals dazu; gewöhnlich reichte ein finsteres Gesicht, um ihn wieder zu beruhigen. Ich vermutete, daß der Blick seiner Mutter einst denselben Effekt gehabt haben mußte.
    »Leverett trifft in Kürze ein«, sagte ich. »Du weißt genausoviel wie ich. Wir wollen ihn fragen.«
    »Er wird mir überhaupt nichts erzählen. Wenn man mit ihm redet, ist er wie eine Wand.« Er betrachtete erneut die Außenwelt, die merkwürdigen Türme und Silhouetten, die durch die Wolken ragten. »Ich habe noch nie Bilder von New York gesehen, auf denen es so aussah.«
    »Es ist eine andere Stadt«, sagte ich und fand es nicht überraschend, daß er sich noch nicht in Raum oder Zeit lokalisieren konnte. »Viele Jahre später. Und hier, nicht dort.«
    »Sieht wie etwas aus, das auf einem meiner Magazine abgebildet ist«, sagte er. »Diese kleinen Hubschrauber, fliegen sie mit Atomkraft?«
    »Kaum. Wäre nicht sehr ökologisch …«
    »Das ist alles wie ein Traum, Isabel«, sagte er. »Ich verstehe es einfach nicht, wirklich. Was wollt ihr von mir? Was soll ich für euch sein?«
    »Nur du selbst genügt«, sagte ich.
    »Ich bin kein Niemand, und es ist schon schwer, das zu sein. Ihr wollt etwas Übernatürliches. Das kann ich nicht sein, niemand kann das. Es geht einfach nicht.«
    »Die Menschen hier glauben, daß es geht.«
    »Dann glauben sie an etwas Verrücktes.« Er verstummte, schloß die Augen und rieb sie sich, wie um sein Erwachen hinauszuzögern, damit er nicht mehr im Traum war, wenn er sie wieder öffnete. »Alles ist verrückt, Isabel. Valentine sagt uns, daß jeder, der sagt, er wäre nicht von dieser Welt, entweder lügt oder ein Demiurg ist, der uns nur Schaden zufügen will. Wie kann ich so tun, als wäre ich Satan?«
    »Das bist du nicht«, sagte ich wieder. »Das ist nicht, was gedacht wird …«
    »Ich bin kein Dero«, sagte er, »und auf keinen Fall etwas noch Größeres.«
    »Das wird nicht verlangt«, erwiderte ich. »Indem du hier und du selbst bist, tust du so

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