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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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mich wie an eine zerbröckelnde Bergwand oder ein Floß mitten auf dem Meer. Ich seufzte, als ich mein Schicksal für den Moment annahm, und reagierte, in der Hoffnung zu beruhigen; ich drückte ihn, während ich mir klarmachte, daß ich mit jemandem zu tun hatte, der in vielerlei Beziehung nicht mehr als ein Kind war. »Du bist nicht schlecht«, sagte ich und verbrannte meine Zunge mit Lügen.
    »Nenn mich nicht Gott, Isabel«, sagte er; er ängstigte sich so, daß ich kaum seine Worte hörte. »Bitte tu's nicht. Bitte.«
     
    Zweimal wöchentlich versammelte Leverett in seinem Büro alle, die mit dem E-Projekt zu tun hatten außer E selbst, konferierte mit uns, versicherte uns, daß jedes Problem schnell gelöst werden könnte, bevor er so tun mußte, als hätte er niemals davon gehört. Einige waren Dryconier, andere kamen als Berater oder als Vertragspartner; alle schienen nur deshalb aus ihrer Arbeit Freude zu beziehen, weil sie ihnen als Gelegenheit zum Diskutieren diente. Ich war die einzige Frau; versammelt sonderte die Gruppe jene drückende Pheromon-Atmosphäre ab, die solchen männlichen Anhäufungen eigen war, wie blutarm und asexuell sie einzeln auch erscheinen mochte. Obwohl ich soviel Zeit wie jeder mit E verbrachte, fragte mich niemand außer Leverett je nach meiner Meinung; sie registrierten lediglich meine Beobachtungen, denen sie lächelnd zuhörten, als wäre ich ein unzuverlässiger, obgleich liebenswürdiger Passant. Am Morgen nach dem Nachmittag, als ich E beruhigt, wenn nicht völlig von seiner Aufregung erholt zurückgelassen hatte, hielt ich es für notwendig, sie mit meiner Ansicht zu konfrontieren, damit sie sahen, wie ich sah.
    »Jede Antwort, die er gibt, ist ganseriert«, sagte einer, dessen Namen ich ständig vergaß, ein Princeton angegliederter Soziopathologe. Mehrere andere nickten, als würden sie verstehen.
    »Demetafizierung«, bat ich. »Was ist mit ganseriert gemeint?«
    »Bezieht sich auf das Ganser-Syndrom. Subjekt beantwortet Fragen ständig mit Annäherungen. Eine für Psychopathen übliche Verhaltensweise. Wenn er zetBe gefragt wurde, ob er seinen Vater vermißt hat, antwortete er, daß sie nie Briefmarken im Haus hatten.«
    »Verstanden«, sagte Leverett. »Ich fragte ihn, ob er nicht froh wäre, am Leben zu sein, und er sagte mir, er wüßte es nicht, weil er noch nicht tot war.« Sie kicherten. »Was ist also der Punkt?«
    »Man sollte keiner seiner Aussagen trauen«, sagte der Princetoner. »Dies muß ständig berücksichtigt werden.«
    »Also werden wir seine Worte abwägen«, sagte Leverett. »Ihn ruhig bemuttern und ihn andernfalls bevatern. Wie Sie gestern getan haben, Isabel.«
    »Problem eins erfordert unmittelbare Aktion«, sagte Telford, der Vergleichenden Elvismus an der Harvard-Theologie unterrichtete. »Was Ms. Bonney uns erzählt, faktifiziert unsere Theorien. Die Angelegenheit muß konfrontiert werden, andernfalls könnten die Projektmöglichkeiten nullifiziert werden, bevor er jemals publiziert wird.«
    »Beschreiben Sie Problem eins«, sagte Leverett. »Sie sind ihm jetzt zwanzig Minuten lang ausgewichen. Zielen und feuern, bitte.«
    »Um bestmöglich als Messiasfigur zu dienen«, sagte ein bärtiger Mann, den ich noch nie zuvor gesehen hatte und der zum ersten Mal an diesem Tag sprach, »muß die Figur einen essentiellen Glauben an messianische Vorstellungen besitzen.«
    »Professor Aponte, nicht wahr?« fragte Leverett; der Mann nickte. »Und Ihr Feld …«
    »Neognostizismus«, sagte er. »Doktor Telford kontaktierte mich letztes Wochenende und detaillierte Resultate, die aus direkter Beobachtung abgeleitet wurden. Ich habe die Dekonstruktion der Bibel des Subjekts betreut und entwickelte meine eigenen Schlußfolgerungen. Jetzt erzählt uns die Dame, daß es nicht einmal bereit ist, sich als Gottmetapher zu akzeptieren. Ich fürchte, daß dem Subjekt eine Grundvoraussetzung fehlt.«
    »Detaillieren«, sagte Leverett. »Kein Problem überwältigt.«
    »Professor Mora«, sagte Aponte. »Historisierung.«
    »Seit unsere Studien uns darauf aufmerksam gemacht haben, daß Ähnlichkeitsabweichungen zwischen den Welten am zeitgenössischen Zeitrahmen 1945/1861 nicht nur begonnen, sondern eher zugenommen haben«, sagte Mora, der nicht weniger froh schien, mich jetzt zu sehen, als während unseres Unterrichts, »erweist sich, daß unvorhergesehene Komplikationen die Voraussagen bezüglich der Reaktion des Subjekts gemäß historischem Kontext

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