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Ambler by Ambler

Ambler by Ambler

Titel: Ambler by Ambler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler by Ambler
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daß Sie Motorrad fahren können?«
    »Keiner hat mich gefragt, Bomb«, antwortete er höflich.
    In der Pause fragte ich ihn, auf welchen Maschinen er normalerweise fuhr.
    »Spezialmodelle.«
    »Solche, wie sie bei Wettrennen gefahren werden?«
    »Nein, Bomb, das ist doch langweilig. Ich bin Artist. Ich habe ein paillettenbesetztes Hemd getragen. Jahrmärkte und so. Ich bin zwei Jahre mit der Todeswand aufgetreten.«
    Sergeant Easton behauptete nachdrücklich, daß die Todeswand ein ganz simpler Trick sei, den jeder Depp nachmachen könne. Er hat sich mit dem Mann, der sich zu paillettenbesetzten Hemden und glitzernden Motorrädern bekannte, nie anfreunden können. Er bezeichnete ihn als Angeber und klagte, was viel schwerwiegender war, daß er im Kartenlesen unzuverlässig sei. Es dauerte nicht lange, und die Anfängerklasse kehrte zur Methode des schmerzvollen Lernens in den Dünen zurück. Eines Tages im Februar erhielt ich die Aufforderung, in einer Kaserne in Preston vor einer Offiziersauswahlkommission zu erscheinen.
    Die seriöseren und strengen Auswahlverfahren mit Eignungsprüfungen und psychologischen Tests kannte man damals noch nicht. Ich mußte mich lediglich einer Reihe von Offizieren stellen, normalen Berufssoldaten, die an einem einfachen, mit einem Tuch verkleideten Tisch saßen, als sollte gleich Kriegsgericht gehalten werden. Der ranghöchste Offizier, der einzige übrigens, der sprach, war ein sehr höflicher General.
    Sie alle schauten auf meine gewienerten Stiefel, auf die Bügelfalte meiner Uniformhose und auf meinen Ärmel mit dem Winkel. So weit, so gut. Der Bericht meines Vorgesetzten sei ja nicht übel, sagte der General, und ließ ihn herumgehen. Er fragte, wie ich auf der Schule in Mathe gewesen sei. Und wie habe es mit Trigonometrie ausgesehen? Und jetzt? Eingerostet? Nun ja, das ließe sich bestimmt wieder auffrischen. Da sei nur noch eine Sache, die ihm Sorgen bereite.
    »Ich sehe hier, daß Sie im Zivilleben Romane schreiben.«
    »Jawohl.«
    »Was für Romane denn?«
    »Detektivgeschichten.«
    Er schmunzelte. »Ah. Können Sie gut davon leben?«
    »Ganz gut.«
    »Was verstehen Sie unter ganz gut?«
    Sie sahen mich jetzt alle gespannt an. Die Höhe meines Einkommens, das war der springende Punkt. Konnte man verantworten, einen Schriftsteller in ein Offizierskasino zu lassen oder nicht. Der niedrigste Rang am Tisch war ein Hauptmann. Dies bedenkend, antwortete ich: »So etwa fünfzehnhundert im Jahr.«
    Beifälliges Gemurmel erhob sich. Nichts Langhaariges oder Ungepflegtes bei fünfzehnhundert im Jahr. Es wurden keine weiteren Fragen mehr gestellt. Drei Wochen später wurde ich zum Offiziersausbildungslager der Artillerie ( octu ) in Llandrindod Wells abkommandiert.
    Es dauerte damals fünf Monate, um aus einem Kadetten einen Flak-Offizier zu machen, und fünf Monate reichten eigentlich nicht aus. Die Geschütze und die Steuergeräte, mit denen wir es zu tun hatten, waren das »schwere« 3 , 7 Zoll-Geschütz mit einem Vickers-Feuerleitgerät und das 40 mm-Bofors, das entweder mit dem motorgetriebenen Kerrison-Feuerleitgerät oder manuell eingestellt wurde. Beide Systeme waren sehr leistungsfähige, aber ungeheuer schwerfällige Rechner. Das Bofors-Geschütz eignete sich besser bei Tieffliegerangriffen im Feld und wurde in diesem Fall von Richtkanonieren mit Hilfe einer raffiniert konstruierten Visiereinrichtung (dem sogenannten stiffkey stick ) betrieben. Es half alles nichts: wir mußten auch über das Kerrison-Feuerleitgerät Bescheid wissen. Viel zu lernen gab es auch über die Zusammensetzung von Treibladungen und Sprengstoffen, über ein mysteriöses, geheimnisumwittertes Ding namens rdf (Radio Direction Finder = Radar) und über Zündungsfaktoren und andere notwendige Dinge. Auch eine Reihe von Ballettschritten mußte unablässig geprobt werden. Sie trugen die Sammelbezeichnung »Drill«, und der Aufführungsort war der »Geschützpark«. Gehen war verboten, die Kadetten mußten sich im Laufschritt bewegen, es sei denn, sie marschierten unter dem Kommando des aufsichtführenden Wachoffiziers. Das Exerzieren wurde beaufsichtigt, weil die Kommandos normalerweise von den Kadetten selbst gegeben wurden. Täglich übernahm ein anderer die Rolle des Feldwebels. Bei den Ausbildern handelte es sich durchweg um Offiziere oder Portepeeunteroffiziere, außer bei den Sportlehrern, die im Sergeantenrang standen und zum Teil sehr unangenehme Charaktere waren. Konkurrenzdenken und Rivalitäten

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