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Ambler by Ambler

Ambler by Ambler

Titel: Ambler by Ambler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler by Ambler
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Zügen, die mit jeweils vier Bofors-Geschützen bestückt waren, sowie einem Stabszug. Jeder Zug hatte zwei Leutnants. Der Stab bestand aus einem Major (dem Batteriekommandeur), einem Hauptmann (dem stellvertretenden Kommandeur) sowie einem Leutnant, der für Transportwesen, Verpflegung und die Schreibstube zuständig war. Zu seinen Aufgaben gehörte auch die Verwaltung des Vorschußkontos, aus dem der Sold bezahlt wurde, eine verantwortungsvolle Sache. Beim octu hatten wir zwei kurze Vorträge über das Führen von Armeekonten und das merkwürdige System der doppelten Buchführung gehört, auf dem die Armee bestand. Der vortragende Offizier hatte uns zum Schluß empfohlen, uns in Zweifelsfällen an den Batterieschreiber zu wenden.
    Es war meine Erfahrung im Transportwesen, die mir zu dieser Tätigkeit beim Stab verholfen hatte. Als ich meinen Dienst antrat, waren alle unsere Geschütze an festen Standorten zum Schutz der (der Marine unterstehenden) Korditfabrik in Wareham aufgestellt. Obwohl zum größten Teil unterirdisch angelegt, war die Fabrik ein verlockendes Ziel für die deutschen Tiefflieger, die sich nach ihren Angriffen sogleich wieder auf ihre Stützpunkte jenseits des Ärmelkanals zurückzogen. Das Regiment, zu dem wir gehörten, war eine altehrwürdige Einheit der Territorialarmee mit mehreren älteren, hohen Offizieren und ausgeprägt westenglischem Lokalpatriotismus, die bei Ausbruch des Krieges dem Luftschutzkommando unterstellt worden war.
    Bei unserer Batterie wurde nun alles anders. Wir wurden dem Luftschutzkommando entzogen und, mit Sonderauftrag betraut, direkt dem Kriegsministerium unterstellt. Unsere Aufgabe war es, für den Schutz des Premierministers vor feindlichen Tieffliegerangriffen zu sorgen, sobald er sich außerhalb Londons aufhielt, also in Chequers (bei Wendover) oder in Chartwell, seinem eigenen Landhaus in der Nähe von Westerham. Wir sollten die Geschütze und Fahrzeuge einer in Chequers stationierten Batterie übernehmen und so mobil wie eine Einsatztruppe sein. Mit Dutzenden nagelneuer Fahrzeuge, von Lafettenfahrzeugen bis hin zu Wassertankwagen, und viel zu wenig verläßlichen Kraftfahrern hatte ich alle Hände voll zu tun.
    Der Batteriestab befand sich in einem requirierten Haus auf der anderen Seite von Coombe Hill, in unmittelbarer Nähe von Chequers. Auf dem nahegelegenen Beacon Hill hatte die Luftwaffe eine Radaranlage installiert, die uns rechtzeitig vor feindlichen Flugzeugen warnen sollte. Für den Wachdienst in Chequers war eine Infanteriekompanie zuständig. Wir verfügten über eigene Telefonverbindungen zur Radaranlage und zur Infanterie sowie nach Chequers selbst. Nach anfänglichem Durcheinander – Churchills Privatsekretär und sein von Scotland Yard abkommandierter Leibwächter hießen beide Thompson – fanden wir uns schnell zurecht. Etwas Aufregung ergab sich nur aus unserer ständigen Dienstanweisung.
    Irgend jemand im Kriegsministerium hatte sich mit ihr abgemüht. Wir hatten den Verdacht, daß es derselbe Mensch war, der den Standort unserer Geschütze festgelegt hatte. Man kann wohl sagen, daß bei einem Tieffliegerangriff keines der acht Geschütze dort auch nur die geringste Wirkung erzielt hätte.* Tatsächlich befand sich eines auf der Wiese vor dem Haus, und zwei hohe Bäume reduzierten seinen Aktionsradius auf weniger als fünf Grad. Wir fanden aber bald heraus, daß es dort plaziert sein mußte, damit Mr. Churchill, der am Sonntagvormittag mit einem hohen Gast vielleicht gerade einen kleinen Spaziergang machte, es vorführen und seine Kenntnisse von Mündungsgeschwindigkeiten und anderen Dingen demonstrieren konnte. Die anderen Standorte waren kaum besser. Da eine unserer Dienstvorschriften jedoch besagte, daß wir unter keinen Umständen das Feuer eröffnen sollten, solange nicht eindeutig feststand, daß wir das angreifende Flugzeug auch träfen und abschossen, spielte die Position unserer Geschütze eigentlich keine Rolle. Wenn man erst absolut sicher sein muß, ein so schwieriges Ziel wie einen tieffliegenden Jagdbomber auch wirklich zu erwischen, wird kein einigermaßen vernünftiger Kanonier jemals das Feuer eröffnen.
    Eine andere Dienstvorschrift besagte, daß die für die persönliche Sicherheit des Premierministers Verantwortlichen umgehend zu benachrichtigen seien, sobald sich ein feindliches Flugzeug Chequers auf zwanzig Meilen genähert habe. Dadurch sei gewährleistet, daß er sich sofort in den sicheren Luftschutzkeller von

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