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Ambler by Ambler

Ambler by Ambler

Titel: Ambler by Ambler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler by Ambler
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zu dem festgesetzten Termin verwarnt werden zu können. »Alles Quatsch«, meinte er. »Du brauchst bloß jemand in der Handelsmarine, der ein Päckchen für deine Frau mitnimmt und es in den Staaten aufgibt. In Liverpool fahren doch dauernd irgendwelche Konvois nach drüben ab.«
    Ich hätte darauf hinweisen können, daß sein Vorschlag – ausgewachsener Devisenschmuggel – sehr viel schwerwiegender war als das Vergehen, das man mir zur Last gelegt hatte, und für denjenigen, der dabei erwischt wurde, vermutlich mit einer Gefängnisstrafe einherging. Doch ich beschränkte mich bloß auf den Hinweis, daß es schwierig sei, in Llandrindod Wells einen geeigneten Matrosen hinreichend gut kennenzulernen. Er pflichtete mir bei, wirkte aber enttäuscht. Mit den Jahren ist mir aufgefallen, daß Devisenvorschriften bei einigen Menschen den gleichen Effekt haben wie exorbitante Steuern – man ist sofort entschlossen, sie zu umgehen.
    Gegen Ende des vierten Monats wurde unserer Abteilung mitgeteilt, daß wir unsere Offiziersuniform ruhig schon in Auftrag geben könnten. Und so lieferten wir uns und unsere Bankkonten den Londoner Schneidern und Stiefelmachern aus, die uns in behelfsmäßigen Geschäftsräumen auf der High Street höflich lächelnd erwarteten. Der letzte Monat schien der längste zu sein. Bei den Prüfungen gab es zwar keine Katastrophen, doch ein oder zwei Sportlehrer spielten verrückt. In einem Fall haben wir dem Mann vielleicht einen Anlaß gegeben. Er war ein Witzbold, über dessen ermüdende Sprüche wir monatelang pflichtschuldigst gelacht hatten. Dann, eines Tages, hörte unsere Einheit mit Lachen auf. Nicht daß wir uns abgesprochen hätten. Er war nie Gesprächsthema gewesen. Aber plötzlich und spontan fühlten wir alle gleich. Wir gehorchten seinen Befehlen, erteilten seiner Darbietung aber eine Abfuhr, indem wir schwiegen. Er wurde zornbleich und ließ uns im Stand laufen, die Knie hoch, etwa zwanzig Minuten, ohne Pause. Wir waren alle durchtrainiert, sonst hätten wir es nicht durchgehalten. Seine einzige Hoffnung war, uns durch seine Schinderei zur Befehlsverweigerung oder, besser noch, zu ausfallenden Reaktionen hinzureißen. Als er damit keinen Erfolg hatte, versuchte er, uns mit dunklen Drohungen einzuschüchtern. Was denn heute mit uns los sei? Ob wir uns vielleicht schon als Offiziere und Gentlemen auf Zeit vorkämen? Tjaa, wir sollten uns auf ein paar unangenehme Überraschungen gefaßt machen. Im Stand laufen – los! Höher! Höher! Wir parierten und hörten einfach nicht auf zu parieren. Schließlich mußte er uns abziehen lassen, damit wir uns für die nächste Stunde umkleiden konnten. Wir hatten jeden Tag Sport, außer Sonntag, aber nie wieder unter seiner Leitung. Die anderen Sportlehrer hatten anscheinend davon gehört, daß wir etwas genervt waren, und führten sich manierlich auf.
    Nach der Abschlußparade, der Ausgabe von Offiziersausweisen und dem Umtausch der Uniform bekamen wir zwei Wochen Urlaub. Ich verbrachte meinen damit, daß ich ins Theater ging und Freunde besuchte.
    Eines Abends, als ich mit Spencer und Jean Curtis Brown im Café Royal beim Dinner saß, wurde ich dem Filmproduzenten Sidney Box vorgestellt. Er fragte mich, was ich mache, und erzählte mir von einer Armeefilmeinheit, die von Thorold Dickinson aufgebaut werde und anständige Unterrichtsfilme herstellen solle. Die meisten Lehrfilme seien vom Drehbuch und von der Regie her so miserabel, daß sie ihrer eigentlichen Bestimmung zuwiderliefen, weil sie langweilig seien und bei den Zuschauern kein Interesse wecken könnten.
    Ich wußte, was er meinte. Ich selbst hatte diese von ihm beschriebenen Filme über mich ergehen lassen müssen. Das Problem, sagte er, fange beim Drehbuch an. Einfache Verfilmungen von Lehrbüchern würden nie etwas taugen. Ob ich ihm meine Dienstnummer geben wolle, damit er sie an Thorold weitergeben könne?
    Ich nannte ihm meine Nummer, wenngleich ich nicht glaubte, daß sie ihm viel nützen würde. Er war Zivilist, was vermutlich auch für Thorold Dickinson galt. Die Armee hatte gerade erhebliche Mühe darauf verwandt, mich zum Artillerieoffizier auszubilden und gedachte auch zweifellos, mich in dieser Funktion einzusetzen. Ich hatte ja meinen ersten Einsatzbefehl schon in der Tasche. Ich war zu einem Leichten Fla-Regiment in Westengland abkommandiert worden. Der Stab, bei dem ich mich melden sollte, war in Wareham (Dorset).
    Eine Leichte Fla-Batterie bestand zu jener Zeit aus drei

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