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Ambler by Ambler

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Titel: Ambler by Ambler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler by Ambler
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Chequers begeben könne.
    Sowohl Fregattenkapitän Thompson als auch der Leibwächter rieten uns, diese Anordnung zu ignorieren. Chequers läge ja im Südosten Englands, und feindliche Flugzeuge würden sich auf ihrem Weg zu anderen Zielen oft bis auf zwanzig Meilen nähern. Der Premierminister selbst, so wurde uns erklärt, kenne die Anordnung zwar, ignoriere sie aber ständig. Unser Batteriechef, ein gutaussehender, allerdings nur leidlich couragierter Jüngling, hatte nun beschlossen, sich strikt an seine Anweisungen zu halten. Als die Radarstation das nächste Mal ein feindliches Flugzeug in zwanzig Meilen Entfernung meldete, wurde Chequers sofort in Alarm versetzt. Mr. Churchill, der schon schlief, wurde aus dem Bett geholt und von der Meldung unterrichtet, so daß er sich, wie es die Dienstvorschrift wollte, in den Luftschutzkeller begeben konnte. Er stand auf, stieg statt dessen aber aufs Dach und beschwerte sich, unnötigerweise alarmiert worden zu sein, als wir das Feuer nicht eröffneten. Diesen Fehler machten wir nicht ein zweites Mal.
    Es gab noch andere Risiken. Während der Premierminister eines Sonntagvormittags seinen Gästen die Funktionsweise des Geschützes auf dem Rasen erläuterte, bemerkte er, daß die Nummer Drei der Abteilung einen Stiefel mit einer rissigen Kappe anhatte. Auf die Frage, warum er sich nicht ein neues Paar Stiefel besorge, antwortete der Kanonier, daß »Q« (der Quartiermeister) die passende Größe nicht vorrätig habe. Welche Größe er denn habe? Achteinhalb.
    Nun war achteinhalb die gängigste Schuhgröße in der Armee. In den Kleiderkammern gab es nie genug davon. Der Kanonier, durch den unerwarteten Tadel des Premierministers sicher nervös geworden, muß aber so geklungen haben, als bereite ihm die rissige Stiefelkappe schlaflose Nächte. Dem diensthabenden Sergeanten zufolge befand sich unter Churchills Gästen an diesem Tag irgendein hoher General, vielleicht sogar der Chef des Generalstabs. Ob der General nun wirklich der Generalstabschef war oder nicht, haben wir nicht feststellen können. Tatsache ist, daß sich der Premierminister mit den Worten »Kümmern Sie sich bitte darum, ja?« an ihn wandte und daß wir zwei Tage später vom zuständigen Depot mit Dutzenden von Stiefeln Größe achteinhalb überschüttet wurden. Es war mehr, als wir benötigten oder unterbringen konnten. Die Depotfritzen waren sauer und beschwerten sich, als wir die nicht benötigten Stiefel wieder zurückgehen ließen, über unsere Hinterhältigkeit.
    Unsere Beziehungen zu diesem Depot waren ohnedies gespannt. Ich hatte mich geweigert, ihnen einen nagelneuen Wasserwagen abzunehmen, der ein undichtes Kurbelgehäuse und ein laut klopfendes Pleuellager hatte. Ich mußte ihnen mit einer sofortigen Beschwerde beim Kriegsministerium drohen, um Ersatz zu bekommen. Derartige Siege machten uns keinen Spaß. Wir konnten nur hoffen, daß man uns, wenn unser Sonderauftrag zu Ende ginge, nicht in ein Gebiet abkommandieren würde, für das eben dieses Depot zuständig war. Sie hätten furchtbare Rache genommen.
     
    Der Premierminister liebte Hollywood-Filme und schwärmte besonders für Deanna Durbin. In der ersten Etage von Chequers befand sich ein großer Projektionsraum, und zu den allwöchentlichen Filmvorführungen wurden die Offiziere der Wachkompanie und unserer Batterie eingeladen, wenn sie gerade dienstfrei hatten. An Mr. Churchills Geburtstag im November 1942 befand auch ich mich unter den Gästen. Da es sein Geburtstag war, wurde zum wiederholten Mal sein Lieblingsfilm gezeigt, A Hundred Men and a Girl mit Deanna Durbin und Adolphe Menjou.
    Nach Einbruch der Dunkelheit in das Haus hineinzukommen, war schwierig, hauptsächlich wegen der Verdunkelungsmaßnahmen. An sämtlichen Eingängen waren komplizierte Lichtschranken installiert, und Taschenlampen durften nicht verwendet werden. Man mußte warten, bis jemand kam, der sich mit den Lichtschranken auskannte. An jenem Abend mußte Fregattenkapitän Thompson herunterkommen und uns hereinlassen. Der Film habe schon angefangen, sagte er, aber da wir ihn ja schon einmal gesehen hätten, würde es uns bestimmt nichts ausmachen. Für die Gäste standen große, gefüllte Whiskygläser herum, und wir nahmen unsere gleich mit hoch.
    Der Batteriechef war auf Urlaub. Unsere Gruppe bestand aus drei Mann, dem stellvertretenden Batteriekommandeur, einem der Leutnants und mir. Als wir oben ankamen, sahen wir, daß der Saal vollbesetzt war, außer der ersten

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