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Ambler by Ambler

Ambler by Ambler

Titel: Ambler by Ambler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler by Ambler
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Lektüre von H. G. Wells’ Der Traum, die Theorie entwickelt, daß die meisten Leute jede Summe bezahlten, wenn man ihnen nur sagte, was sie hören wollten. Das einzige, was man dazu brauchte, waren ein paar nichtssagende Floskeln, gute Nerven und eine Portion Witz.
    Kennen Sie Ihre Fähigkeiten? Befragen Sie die
Sterne! Geburtsdatum und Postanweisung über
2 s. 6 d. an: Mme Astra, Horoskop, Chiffre …
    Es gab nur ein Horoskop. »Wer unter Ihrem Sternzeichen geboren ist«, so stand da, »braucht sich nur von einer Sache beunruhigen zu lassen, und das ist mangelndes Selbstvertrauen. Sie unterschätzen Ihre Fähigkeiten und sind nicht imstande, Ihre versteckten Talente zu erkennen und zu fördern.« Und so weiter, munter in immer demselben Ton. Für Madame Astra, die die eingetroffenen Postanweisungen leuchtenden Auges zählte, waren Wörter wie »Mißerfolg« oder »unmöglich« etwas völlig Unbekanntes. Jeder hatte schließlich Fähigkeiten – und welche, tja, das stand eben in den Sternen. Ja bitte? Den ganzen Erguß hatte eine Bekannte, die in einem Büro arbeitete, auf Matritze getippt und in den Mittagspausen vervielfältigt. Meine einzigen Unkosten waren die Ausgaben für Inserate, Porto und Briefumschläge. Erst als die Frau in der Anzeigenabteilung des Wochenblattes, das ich benutzte, mich unfreundlich musterte und fragte, ob Madame Astra meine Mutter sei oder bloß jemand, für den ich arbeite, bekam ich kalte Füße. Irgend jemand muß sich wohl beschwert haben. Ich versuchte es mit einer anderen Wochenzeitung, aber der Frau dort war ich von Anfang an nicht geheuer. Ich mußte wohl oder übel ein Paar Manschettenknöpfe versetzen, die ich von Großvater Ambler geerbt hatte.
    Im Frühling 1926 begann ich mich dafür zu interessieren, wie Politiker sich verhielten und über das, was sie taten, sprachen. Ich hatte das Wochenende mit einer Gruppe der lrb auf dem Schießstand in Bisley verbracht und, wie üblich, mein Gewehr mit nach Hause genommen. Normalerweise war es so, daß wir unsere Gewehre am darauffolgenden Übungsabend in Bunhill Row wieder abgaben. Ein Generalstreik drohte jedoch, und die Behörden wurden ganz nervös. Zweifellos hatte man Angst vor einem Bürgerkrieg. Am Tag vor dem Generalstreik wurde uns telegrafisch mitgeteilt, daß sämtliche Gewehre umgehend in der Waffenkammer abzuliefern seien. Ich rief in Bunhill Row an, um mich nach militärischen Transportmöglichkeiten zu erkundigen, und bekam bei dieser Gelegenheit einen weiteren Befehl. Es sei verboten, die Gewehre in provozierender Weise durch die Straße zu tragen. Wer in einem Auto mitgenommen werde, habe das Gewehr in seinem Stiefel zu verstecken.
    Mein Vater, der sich schon ausmalte, wie sein Auto von bolschewistischen Streikenden zur Barrikade umfunktioniert wurde, weigerte sich, es mir zu leihen. Ich versuchte, Sims’ Motorrad auszuleihen, aber er brauchte es selber, um zu seiner Arbeit zu kommen. Schließlich schilderte ich das Problem dem Fahrradhändler, dem ich mein Fahrrad verkauft hatte, als ich von der Schule abgegangen war. Er besaß ein altes Motorrad mit Beiwagen, in dem ich das Gewehr verstecken konnte. Die Karre hätte nur eine Macke, sagte er, und das sei eine ausgeleierte Kupplung. Wenn ich verspräche, mit der Kupplung ganz vorsichtig umzugehen, könnte ich es ausleihen.
    Am ersten Streiktag kam ich mit dem Ding bis zu einer dicken Verkehrsstauung in der Old Kent Road, bevor die Kupplung ihren Geist aufgab. Von dort schob ich das Motorrad entweder oder benutzte zum Schalten den Auslaßventilheber. Als ich schließlich mein Gewehr in Bunhill Row ablieferte, erfuhr ich, daß wir eingezogen werden sollten und uns am nächsten Tag wieder zu melden hatten. Es bestünde die Möglichkeit, ab Lewisham von einem Militärlastwagen mitgenommen zu werden.
    Es war eine merkwürdige Woche. Das Wort »paramilitärisch« gab es noch nicht, hätte aber gut gepaßt. Unsere eigenen Offiziere, darunter auch der schneidige Adjutant unserer Rifle Brigade, ein Berufssoldat, ließen uns in der Exerzierhalle antreten. Dann erschien ein ranghoher Polizeibeamter und teilte uns mit, daß wir uns, technisch gesehen, ab sofort als Sonderpolizeitruppe betrachten sollten. Wir würden mit Gummiknüppeln und gestreiften Polizeiarmbinden ausstaffiert werden. Was unsere Uniform beträfe, so sollten wir unsere Militärstiefel und Khakihosen mit Wickelgamaschen sowie unsere Stahlhelme tragen. Unser nicht-militärischer Status würde insofern

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