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Ambler by Ambler

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Titel: Ambler by Ambler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler by Ambler
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Winston S. Churchill, den dortigen Kandidaten der Konservativen Partei, um Stimmen zu werben. Vor dem Betrieb würden Omnibusse bereitstehen, Abfahrt nach Epping um 17 . 30 Uhr, für Verpflegung werde gesorgt. Die offizielle, getippte Mitteilung ging mit einer inoffiziell gemurmelten Drohung einher. Arbeitsüberlastung könne als Grund für Nichterscheinen nicht akzeptiert werden. Man ging davon aus, daß die Firmenangehörigen allesamt enthusiastische Parteigänger der Tories waren. Ich las zu dieser Zeit die Romane von George Gissing und war ein enthusiastischer Parteigänger von niemand.
    Aus der Belegschaft kam jedoch kein einziges Wort des Protests. In Epping wurden wir von örtlichen Parteihelfern empfangen und in Trupps aufgeteilt. Jeder Trupp bekam eine Anzahl von Straßen zugewiesen, die er abklappern sollte, und Kärtchen, auf denen die Namen und Adressen von registrierten Wählern verzeichnet waren. Unsere Aufgabe lautete, zu klingeln und zu sagen, daß wir im Auftrag des konservativen Kandidaten, Mr. Churchill, gekommen seien und fragen wollten, wem sie ihre Stimme geben würden. Die Antworten sollten wir auf dem jeweiligen Kärtchen vermerken.
    Ich fand, daß die Frage plump war, und die Art, wie ich mit meinen Kärtchen in der Hand am ersten Haus empfangen wurde, bestätigte meinen Eindruck. Eine korpulente Frau öffnete und musterte mich, während ich mein Sprüchlein herunterbetete. Als ich fragte, wem sie ihre Stimme geben würde, erscholl aus dem Hintergrund ein lauter Schrei, und ein kleiner Mann in Hemdsärmeln tauchte im Flur auf. Er drängte die Frau zur Seite und schüttelte mir zornig seine Faust entgegen.
    »Die Wahl ist geheim«, rief er, »ihr habt kein Recht, hier aufzukreuzen und zu fragen, für wen wir stimmen.«
    »Ich wollte doch nur …«
    »Verschwinde, oder ich rufe die Polizei!«
    Ich verschwand und schrieb auf das Kärtchen »Antwort verweigert.« Die Leute nebenan sagten, daß sie für Churchill stimmen würden, aber ein paar Häuser weiter wurde mir noch zweimal eine Abfuhr erteilt. An der Ecke traf sich unser Trupp und verglich die Ergebnisse. Einem von uns war Gewalt angedroht worden. Wir sahen uns nach dem Parteihelfer um und baten ihn, nachdem wir ihn gefunden hatten, um eine Erklärung. Sei das, was wir da machten, nun erlaubt oder nicht?
    Er war beleidigt. »Es ist nicht verboten, eine simple Frage zu stellen. Die Leute sind doch nicht verpflichtet, euch eine Antwort zu geben oder die Wahrheit zu sagen. Ich dachte, ihr seid gekommen, um uns zu helfen.«
    »Man hat uns gebeten, herzukommen und um Stimmen zu werben.«
    Er bekam etwas Gönnerhaftes. »Natürlich wird von euch nicht erwartet, daß ihr imstande seid, konservative Politik so gut zu vertreten, daß ihr die Heiden bekehrt, aber immerhin tragt ihr wertvolle Informationen zusammen. Uns steht nur eine begrenzte Anzahl von Autos zur Verfügung, um die Leute am Wahltag zur Stimmabgabe fahren zu können. Natürlich haben wir ein Interesse daran, nur diejenigen abzuholen, die für unseren Mann stimmen werden. Wenn sie nicht zeigen wollen, daß ihnen das Herz am rechten Fleck sitzt, dann können sie auch nicht erwarten, daß sie mit dem Auto abgeholt werden, stimmt’s? Von euch wird nicht mehr verlangt als ein bißchen Takt. Also, meine Herren, weiter im Text! Wir haben noch eine Menge zu tun!«
    Wir machten weiter, einigten uns aber untereinander, die Frage abzuändern in »Glauben Sie, daß Sie möglicherweise für Mr. Churchill stimmen werden?« Wer erst lange überlegte, bekam den Vermerk »Keine Angaben«. Einen politischen Kommentar hörte ich nur einmal. »Wenn die Konservativen gewinnen, dann machen sie ihn nicht wieder zum Schatzkanzler, oder?« fragte die Frau besorgt. Ich sagte »Vermutlich nicht« und versah ihren Namen mit einem »Unentschieden«.
    Mr. Churchill wurde wieder gewählt, es gab keine Schwierigkeiten. Ich glaube nicht, daß unsere Unterstützung ihn auch nur eine einzige Stimme gekostet hat.
    Einige Monate später teilte mir Miss Miller mit, sie hätte Pläne mit mir, die ich mir durch den Kopf gehen lassen solle. Mir fiel ein Stein von Herzen. Als sie mich zu sich bestellt hatte an jenem Freitagnachmittag, hatte ich angenommen, sie wollte mir eröffnen, daß mein Gesuch um Lohnerhöhung letztlich den Ausschlag dafür gegeben habe, daß sie mich entlassen müsse. Die Gründung der aei -Gruppe war mit dem Zusammenschluß dreier großer Industrieunternehmen einhergegangen. Theoretisch hätten die

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