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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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müsst ihr mir glauben.« Diese automatische Form des Leugnens bestätigte nur das entscheidende Element von Amblers Behauptung: Der Mann auf der Krankentrage musste der flüchtige Insasse sein.
    »Ich denke, jetzt wissen wir, warum er so sauer war, als sie mich mitgeschickt haben«, sagte Ambler zu dem Wachmann. Er sprach nur eben laut genug, um sich trotz des Motorenlärms verständlich zu machen. »Hören Sie, das sollten Sie sofort melden. Ich bewache inzwischen den Verdächtigen.«
    Der Wachmann war sichtlich verwirrt, und Ambler konnte seine im Widerstreit liegenden Regungen von seinem Gesicht ablesen. Er beugte sich zu ihm hinüber und sprach dem Wachmann vertraulich ins Ohr. »Ich weiß, dass Sie nichts mit dieser Sache zu tun haben«, sagte er. »Das schreibe ich ausdrücklich in meinen Bericht hinein. Folglich haben Sie nichts zu befürchten.« Die damit übermittelte Botschaft ging weit über den bloßen Gehalt der Worte hinaus. Ambler war durchaus
bewusst, dass er nicht ansprach, was dem Wachmann wirklich Sorgen machte: Der Mann war noch gar nicht auf die Idee gekommen, jemand könnte ihn verdächtigen, er sei an einem Ausbruch aus einer Hochsicherheitseinrichtung beteiligt gewesen. Aber indem Ambler ihn in diesem Punkt beruhigte - und von seinem »Bericht« sprach –, etablierte er subtil seine Autorität: Der Mann in der taubengrauen Uniformbluse verkörperte jetzt die Bürokratie, die durch Vorschriften geregelten Verfahren, die Disziplin von Befehl und Gehorsam.
    »Verstanden«, sagte der Wachmann und wandte sich ihm zu, um sich rückzuversichern.
    »Geben Sie mir die Pistole, dann behalte ich diesen Clown im Auge«, sagte Ambler mit ruhiger Stimme. »Aber Sie müssen diese Sache sofort über Funk melden.«
    »Wird gemacht«, sagte der Wachmann. Ambler sah ihm an, dass er einen Anflug von Unbehagen spürte, noch während die Ereignisse – verwirrende und außergewöhnliche Ereignisse - ihn dazu bewogen, seine gewohnte Vorsicht zu vergessen. Er zögerte einen Augenblick, bevor er dem Mann in der grauen Uniformbluse seine durchgeladene Heckler & Koch P7 übergab.
    Aber nur einen Augenblick.

Kapitel zwei
    Langley, Virginia
     
    Selbst nach fast dreißig Dienstjahren genoss Clayton Caston noch immer die kleinen Details des CIA-Komplexes wie die im Freien aufgestellte Skulptur Kryptos : ein s-förmiges Kupfergitter, das von Buchstaben durchdrungen wurde – ein aus der Zusammenarbeit eines Bildhauers mit einem Kryptografen der Agency entstandenes Werk. Oder das Basrelief von Alan Dulles an der Nordwand mit der vielsagenden Inschrift: Sein Monument umgibt uns . Nicht alle Ergänzungen aus jüngerer Zeit waren jedoch ebenso erhebend. Der Haupteingang der Agency war in Wirklichkeit das Foyer des jetzt als Originales Zentralgebäude bezeichneten Baus, der »Original« geworden war, als im Jahr 1991 das Neue Zentralgebäude errichtet worden war, und die heute übliche Namensgebung verhinderte, dass ein Bau einfach Zentralgebäude genannt wurde. Man musste sich zwischen dem Original und dem Neuen entscheiden, das aus einer Ansammlung von fünfstöckigen Bürotürmen auf einem Hügel neben dem ursprünglichen OZB bestand. Um den Haupteingang des NZBs zu erreichen, musste man in den dritten Stock hinauffahren. Alles reichlich verwirrend, was seiner Erfahrung nach keinesfalls eine Empfehlung war.
    Castons Büro lag natürlich im OZB, aber nicht einmal in der Nähe seiner von glänzenden Fensterreihen durchbrochenen Außenwände. Tatsächlich war es regelrecht versteckt: ein fensterloser Innenraum von der Art, in dem sonst Fotokopierer standen oder Büromaterial lagerte. Ein idealer Raum,
wenn man nicht gestört werden wollte, aber nur wenige Leute betrachteten ihn unter diesem Aspekt. Selbst Veteranen der Agency neigten zu der Vermutung, Caston sei zu einem internen Exil vergattert worden. Sie betrachteten ihn und sahen einen unbedeutenden Menschen, der sicher nicht viel geleistet hatte, einen Mann in seinen Fünfzigern, der seine Zeit absaß, planlos Akten hin und her schob und die Tage zählte, bis er in Pension gehen durfte.
    Wer ihn gesehen hätte, wie er morgens seinen Platz hinter dem Schreibtisch einnahm – die Augen auf die Schreibtischuhr gerichtet, Kugelschreiber und Bleistifte auf der Schreibunterlage aufgereiht wie Silberbesteck auf einem Set -, hätte solche Vorurteile nur bestätigt gesehen. 8.54 zeigte die Uhr an, nach Castons Auffassung sechs Minuten vor Beginn des eigentlichen Arbeitstages.

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