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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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Stochastik zufolge fährt jeder Autofahrer mit höchster Wahrscheinlichkeit auf dieser Spur. Also
auch Sie. Es ist weder Pech noch Einbildung, dass der Verkehr auf den anderen Spuren flüssiger läuft. Er läuft meistens tatsächlich flüssiger.«
    »Na klar«, sagte Ambler. »Total offensichtlich.«
    »Ja, ist es«, sagte Caston ungerührt. »Wenn man darauf hingewiesen wird. Wenn Sie über einen Menschen nur wüssten, dass er heute auf diesem Planeten lebt, und raten sollten, aus welchem Land er stammt, müssten Sie China sagen. Sie würden seltener falsch liegen als bei jedem anderen Land, weil China die bevölkerungsreichste Nation der Welt ist.«
    »Ich bin aber kein Chinese, falls Ihnen das noch nicht aufgefallen ist.«
    »Nein, aber Sie sind in chinesische Politik verwickelt. Und die Frage ist: Warum Sie? In der Kassenschlange im Supermarkt wären Sie nur ein Kunde unter vielen. Aber in diesem Fall ist die Population – die Kandidaten, die infrage kommen - sehr viel kleiner.«
    »Ich habe mich nicht dafür entschieden. Man hat mich ausgewählt.««
    »Und wieder ist die Frage: Warum?«, beharrte der Revisor. »Welche Informationen hatten Ihre Auftraggeber über Sie? Welche Daten gaben den Ausschlag?«
    Ambler erinnerte sich, was Fenton gesagt hatte. Aus seiner Perspektive war er etwas Besonderes. »Paul Fenton bezeichnete mich als Zauberer, weil ich mich selbst >ausradiert< hätte.«
    »Was ja nicht stimmt. Sie wurden >ausradiert<, wenn Sie es so nennen wollen. Aber das deutet darauf hin, dass diese Leute unbedingt jemanden brauchen, der nicht identifizierbar ist. Und das reicht noch nicht. Sie brauchen einen Agenten mit besonderen Fähigkeiten. Einen Agenten, der Emotionen mit einer fantastischen Genauigkeit wahrnimmt. Einen menschlichen Lügendetektor.«

    »Fenton hatte meine Stab-Einsatzberichte gelesen, oder zumindest einige. Er kannte zwar nicht meinen zivilen Namen, aber er wusste Bescheid über meine Berufslaufbahn. Einsätze und Einsatzorte.«
    »Das ist ein wichtiger Faktor. Charaktereigenschaften und historische Daten. Wer Sie sind und was Sie getan haben. Vielleicht sind beide Faktoren wichtig, vielleicht nur einer.«
    »Ziehen Sie bloß keine allzu voreiligen Schlüsse, Mann.«
    Caston lächelte matt. Sein Blick ruhte auf einem Gemälde, einer weiten grünen Wiese, auf der gefleckte Kühe dekorativ angeordnet grasten und eine flachsblonde Melkerin selig lächelnd ihre Eimer trug. »Kennen Sie den? Ein Ökonom, ein Physiker und ein Mathematiker fahren durch Schottland. Sie sehen eine braune Kuh auf der Wiese. Sagt der Ökonom: >Faszinierend, dass die schottischen Kühe braun sind.< Sagt der Physiker: >Sie ziehen zu allgemeine Schlüsse aus Ihrer Beobachtung. Wir wissen nur, dass einige schottische Kühe braun sind.< Und schließlich schüttelt der Mathematiker den Kopf und sagt: >Schon wieder falsch. Das Einzige, was wir definitiv ableiten können, ist, dass es in Schottland mindestens eine Kuh gibt, die auf mindestens einer Seite braun ist.<«
    Ambler verdrehte die Augen. »Wissen Sie noch, dass ich gesagt habe, Sie seien der Typ, der nach der Schießerei die Patronenhülsen einsammelt? Ich lag daneben. Tatsächlich sind Sie der Typ, der die Hülsen tausend Jahre später bei einer archäologischen Ausgrabung findet.«
    Caston sah ihn nur an. »Ich will Ihnen nur begreiflich machen, dass Sie nach Mustern suchen müssen. Denn hier gibt es ein Muster: Changhua, Montreal und jetzt Paris. Die Sache mit Deschesnes.«
    »Das Attentat von Changhua wollte ich verhindern. Ich war zu spät dran, aber ich habe es versucht.«

    »Aber Sie haben versagt. Und Sie waren dort.«
    »Und?«
    »Und das heißt, dass es wahrscheinlich Fotos gibt, die beweisen, dass Sie dort waren. Aus einer einzigen braunen Kuh lässt sich nicht viel ableiten, aber aus drei braunen Kühen nacheinander schon. Jetzt greifen nämlich die Gesetze der Wahrscheinlichkeit. Die Frage ist, warum die ausgerechnet Sie wollten. Und was Sie für sie tun sollten. Changhua, Montreal, Paris. Das ist nicht nur eine Kette zufälliger Ereignisse, Ambler. Es ist eine Sequenz.«
    Gereizt sagte Ambler: »Von mir aus ist es eben eine Sequenz. Und was soll das bedeuten?« Das Museum war überheizt, er begann zu schwitzen.
    »Wir müssen anfangen zu rechnen. Null, eins, eins, zwei, drei, fünf, acht, dreizehn, einundzwanzig, vierunddreißig, fünfundfünfzig. Das ist die Fibonacci-Sequenz. Ein Kind, das sich diese Zahlen ansieht, erkennt kein Muster. Dabei

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