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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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aus demselben Talentschuppen wie ich.«
    Alle drei schwiegen eine Weile.
    »Selbst wenn du ihn nicht kennst«, sagte Laurel zögernd. »Du würdest ihn trotzdem erkennen, oder? Du hast so was schon gemacht – mit deiner Beobachtungsgabe.«
    »Ja, das stimmt«, gab Ambler zu. »Aber es stand bisher noch nie so viel auf dem Spiel. Aber habe ich überhaupt die Wahl?«
    »Du schuldest denen gar nichts, Hal«, sagte Laurel erregt. »Du musst nicht den Helden spielen. Lass uns einfach verschwinden, bitte.«
    »Willst du das wirklich?«
    »Ja«, sagte sie und murmelte dann: »Nein.« Tränen stiegen ihr in die Augen. »Ich weiß nicht« sagte sie mit tränenerstickter Stimme. »Ich weiß nur eines. Wenn du dort hingehst,
dann gehe ich mit dir. Nur bei dir fühle ich mich sicher. Das weißt du doch?«
    Ambler zog sie an sich, legte seine Stirn an ihre und umarmte sie fest. »Okay«, flüsterte er und wusste nicht, ob seine Stimme vor Freude oder vor Trauer zitterte. »Okay.«
    Nach einer Weile drehte sich Caston zu ihnen um. »Und haben Sie schon eine Idee, wie Sie das anstellen wollen?«
    »Klar«, sagte Ambler mit hohler Stimme.
    Caston setzte sich auf einen senffarbenen Sessel und sah Ambler mit versteinerter Miene an. »Nur zur Bestätigung: Sie müssen in weniger als vierundzwanzig Stunden allen Todesschwadronen entkommen, die SSG und/oder Ihre geliebten Consular Operations auf Sie angesetzt haben, in die Schweiz fahren, sich dort in ein streng abgesichertes Treffen der globalen Finanzelite einschleichen und den Attentäter identifizieren, bevor er zuschlägt.«
    Ambler nickte.
    »Na, dann will ich Ihnen mal was sagen.« Caston zog eine Augenbraue hoch. »Das wird nicht ganz so einfach werden, wie es sich anhört.«

Teil vier

Kapitel neunundzwanzig
    Ein Autobahnschild verkündete, es seien noch dreißig Kilometer bis zur Schweizer Grenze. Ambler nahm vorsichtshalber die nächste Ausfahrt und fuhr auf einer kleinen Landstraße weiter. War man ihm gefolgt? Er hatte zwar keine auffälligen Anzeichen entdeckt, aber gesunder Menschenverstand sagte ihm, dass er mit seinem gemieteten Porsche lieber nicht über die Grenze fahren sollte.
    Laurel Holland und Clayton Caston hatten den Hochgeschwindigkeitszug TGV nach Zürich genommen. Die Fahrt dauerte nur sechs Stunden, auf die noch ein paar Stunden Busfahrt nach Davos-Klosters folgten. Die Züge waren immer voll besetzt; wenn sie getrennt einstiegen, würden sie voraussichtlich keine Probleme bekommen. Allerdings waren sie im Gegensatz zu Ambler nicht Zielpersonen einer von Cons Ops autorisierten »Aufräumaktion«, einer nicht weniger tödlichen SSG-Sanktion und zahlloser anderer, namenloser Feinde. Mit einem Massenverkehrsmittel hätte Ambler sich auf den Präsentierteller begeben. Er hatte keine Wahl: Er musste mit dem Auto fahren und hoffen, dass er zwischen den Hunderttausenden Fahrzeugen auf der Autoroute du Soleil anonym bleiben würde. Bisher hatte das offenbar funktioniert. Aber der Grenzübergang war der gefährlichste Teil der Reise. Die Schweiz hatte sich der europäischen Integration behutsam entzogen, die Grenzkontrollen waren streng geblieben.
    In der Rheinstadt Colmar fand er einen Taxifahrer, der mit gierigen Augen auf das Bündel Dollarscheine starrte, das
Ambler ihm vor die Nase hielt, und dann zustimmte, ihn über Samoens in das Dorf St. Martin auf der Schweizer Seite zu fahren. Der Fahrer, ein dicklicher Mann namens Luc, hatte spitze Schultern und fettiges dünnes Haar. Er verströmte den typischen Geruch des Sauberkeitsmuffels – nach ranziger Butter und Naturdünger –, den auch die Wolke von Pinaud Lilac Vegetal Aftershave nicht verdecken konnte. Aber er war naiv und offen, sogar in seiner Geldgier. Ambler wusste, dass er ihm vertrauen konnte.
    Er kurbelte das Fenster herunter, als sie losfuhren. Die kühle Bergluft blies ihm ins Gesicht, seine Reisetasche lag neben ihm auf dem Rücksitz.
    »Wird Ihnen das nicht zu kalt?«, fragte der Fahrer, der den unerträglichen Gestank in seinem Wagen offenbar nicht mehr bemerkte. »Es ist saukalt, mon frère. Kälter als der Arsch eines Totengräbers.«
    »Oh, das macht nichts«, erwiderte Ambler höflich. »Ein bisschen frische Luft wird mich aufwecken.« Er schloss den Reißverschluss seiner mit Mikrofleece gefütterten Winterjacke. Er hatte das Kleidungsstück sorgfältig ausgesucht. Erfrieren würde er auf keinen Fall.
    Ungefähr zehn Kilometer vor der Grenze wurde Ambler erneut unruhig und begann

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