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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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drinnen war, dann waren seine Mitarbeiter in den umgebenden Wäldern postiert. Alle Vorteile, die Ambler sich von seiner Position versprochen hatte, lösten sich in Luft auf. Er wurde von Kollegen gejagt, die jedes Manöver durchschauen und vereiteln würden. Der Spezialist hatte vielleicht das Kommando, aber die anderen waren ganz in der Nähe. Der Meister würde erst eingreifen, wenn es nötig sein sollte.
    Die Falle war wunderbar konzipiert. Sie nutzten sowohl das Terrain als auch den offiziellen Grenzübergang. Ambler musste so viel Professionalität einfach bewundern. Aber wer steckte dahinter? Consular Operations oder die Strategic Services Group?

    Ein Schweizer Grenzbeamter und sein französischer Kollege verließen das Haus, als sich ein weißer Renault-Kastenwagen dem Grenzposten näherte und mit laufendem Motor vor der orangefarbenen Schranke wartete. Der Schweizer beugte sich vor und stellte dem Fahrer die üblichen Fragen. Ein Gesicht wurde mit einem Passfoto verglichen. Es lag im Ermessen der Zollbeamten, ob der Wagen genauer untersucht wurde. Der Franzose stand in der Nähe. Sie tauschten einen Blick. Die Grenzer hatten den Fahrer beurteilt und ihre Entscheidung getroffen. Die Schranke öffnete sich, und mit einer gelangweilten Handbewegung winkte der Schweizer den weißen Renault durch.
    Die beiden Männer setzten sich auf die Plastikstühle in der Kabine, rückten ihre Ohrschützer zurecht und kuschelten sich in ihre dick wattierten Jacken.
    »Die Frau in dem Renault war so fett wie deine Frau«, sagte der eine auf Französisch. Er sprach laut, um den Wind zu übertönen und die Ohrschützer des anderen zu durchdringen.
    Der andere erwiderte mit gespielter Empörung: »Wie meine Frau? Du meinst wie deine Mutter.«
    Nur mit solchen Foppereien, egal wie abgedroschen oder einfallslos sie auch sein mochten, ließen sich die öden, endlosen Arbeitstage überstehen. Nun verließ der Killer aus Marseille das Zollhaus und sah sich um. Folge seinen Blicken. Ambler beobachtete, wo der Mann hinsah, und folgte seiner Blickrichtung mit seinem Feldstecher: Der Killer beobachtete einen Felsvorsprung aus dunklem Gestein, der etwa siebzig Meter höher lag. Dort war mit Sicherheit ein Scharfschütze der Einheit postiert. Es musste auch noch einen dritten geben. Einen Beobachter, der nur im Notfall eingreifen würde.

    Der Spezialist ging am Laternenpfahl vorbei zu dem tiefer gelegenen Parkplatz, wo er hinter einem niedrigen Ziegelbau verschwand – wahrscheinlich ein Werkzeugschuppen. Sprach er dort mit jemandem?
    Ambler hatte keine Zeit, lange darüber zu spekulieren. Er musste jetzt handeln. Es wurde jetzt rasch heller, was den Vorteil seiner Gegner noch vergrößerte. Nur der Glaube hat uns so weit gebracht. Er konnte den grauen Felsvorsprung über einen Zickzackpfad erreichen. Die Gefahr war aus der Nähe vielleicht geringer. Er eilte parallel zur Straße ein paar Hundert Meter in Richtung Schweiz, verstaute seine Reisetasche in einem Dickicht und häufte Schnee darauf.
    Dann kletterte er auf einen schmalen Bergkamm, den der Wind vom Schnee befreit hatte. Mit langen Schritten lief er den steil ansteigenden Kamm hinauf. Er griff nach einem Ast, um sich auf den nächsten, höheren Kamm hinaufzuziehen, der ihm als Fußweg dienen konnte. Mit lautem Krachen brach der Ast unter seinem Gewicht. Ambler stolperte rückwärts und schaffte es nur durch heftiges Fuchteln mit den Armen, nicht nach hinten abzurutschen. Er versuchte, das Gleichgewicht wiederzuerlangen, aber im lockeren Schnee rutschten auch seinen Profilsohlen. Er musste festen Halt finden, egal wie viel Kraft es kostete. Wenn er nur einen falschen Schritt machte, würde er mindestens zwanzig Meter in die Tiefe stürzen. Er hielt sich an den verkrüppelten Bäumen fest wie an einem Geländer, hechtete über Felsen und zwang seine Beine, schneller zu arbeiten, sobald eine Schneeverwehung seine Schritte bremste. Er würde sich auf keinen Fall hier im Nirgendwo wie ein Kaninchen abknallen lassen. Er erinnerte sich an Laurels tief empfundene Abschiedsworte, und sie gaben ihm neue Kraft: Pass auf dich auf, hatte sie gesagt. Für mich.

    Caleb Norris träumte nie schlecht und unter seelischem Druck schlief er sogar noch tiefer und friedlicher als sonst. Eine Stunde, bevor das Flugzeug in Zürich landete, wachte er auf und ging zur Toilette, wo er sich Wasser ins Gesicht spritzte und die Zähne putzte. Als er von Bord gegangen war und das hell erleuchtete

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