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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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Flughafengebäude betrat, wirkte er nicht zerknitterter als sonst.
     
    Ironischerweise verkürzte seine Waffe sogar die Wartezeit auf sein Gepäck. Er meldete sich in dem Büro der Swiss Air, das sich explizit um solche Formalitäten kümmerte. Nicht zum ersten Mal bewunderte Norris, wie effizient die Schweizer arbeiteten. Er unterschrieb zwei Formulare und bekam sofort seine Waffe und seine Reisetasche ausgehändigt. In dem Büro hatten sich noch ein paar andere Repräsentanten seiner Regierung eingefunden. Agenten vom Secret Service: ein Mann, an den er sich vage von einer Konferenz mit der Antiterror-Abteilung des FBI erinnerte, außer ihm noch ein alter Bekannter. Er sah nur seinen Rücken im grau gestreiften Anzug, erkannte aber die wuschligen Haare, die der Mann in einer absurden Farbe gefärbt hatte, die beinahe an Orange grenzte. Der Mann drehte sich um und lächelte Norris an. Er war viel zu cool, um seine Überraschung zu zeigen. Stanley Grafton war ein Mitglied des National Security Council, und Norris hatte im Weißen Haus einige Sicherheits-Briefings abgehalten, an denen auch er teilgenommen hatte. Grafton hörte aufmerksamer zu als die anderen Mitglieder des Sicherheitsrates, aber Norris hegte den Verdacht, dass er auch deutlich mehr zu sagen hatte.
    »Caleb«, sagte Grafton und streckte die Hand aus. »Ich habe deinen Namen gar nicht auf der Liste gesehen.«
    »Ich deinen auch nicht«, parierte Norris elegant.
    »Kurzfristige Vertretung«, erklärte Grafton. »Ora Suleiman hat sich den Arm gebrochen.« Suleiman war die derzeitige
Vorsitzende des Sicherheitsrates und hatte eine Schwäche für tiefsinnige Statements, die besser in ein fürs Fernsehen gedrehtes History-Special gepasst hätten als auf ein Podium.
    Grafton lächelte vergnügt. »Jedenfalls musste die zweite Besetzung einspringen.«
    »So war’s bei mir auch. Hauptdarsteller kurzfristig verhindert, also muss der Ersatzmann ran. Aber was soll’s? Wir sind sowieso nur hier, um herumzustehen und zu schwätzen.«
    »Das ist doch unsere Spezialität.« Die Lachfältchen um Graftons Augen vertieften sich. »Soll ich dich mitnehmen?«
    »Gern. Hast du eine Limousine?«
    Der andere Mann schnaubte abfällig. »Limousine? Einen Helikopter, Mann. Wir nehmen den Luftweg. Ich gehöre schließlich zum NEC und muss stilvoll reisen.«
    »Schön, dass unsere Steuergelder so gewinnbringend angelegt werden«, scherzte Norris. »Nach dir, Stan.« Er wog seine Aktentasche in der Hand, während er dem NEC-Mann folgte. Durch die langläufige 9-mm-Pistole war sie sogar noch besser ausbalanciert als vorher.
    »Eins muss man dir lassen, Cal. Dafür, dass du gerade aus dem Flugzeug gestiegen bist, siehst du wirklich taufrisch aus. Zumindest genauso frisch wie sonst auch.«
    »Tja, ich habe heute auch noch viel vor«, sagte Norris achselzuckend. »Ich muss ein Versprechen einlösen.«
     
    Als Ambler einen Felsvorsprung erreichte, der ihm eine gute Sicht auf den Grenzposten ermöglichte, spähte er mit dem Feldstecher durch die verschneiten Zweige und machte Inventur. Der Spezialist aus Marseille hatte sich in der Straßenmitte postiert, hielt auf der Straße nach Fahrzeugen Ausschau und scannte das umliegende Terrain auf verdächtige Bewegungen. Die Wachposten in der Kabine sahen immer noch
gelangweilt aus. Ihre Kollegen im Zollhaus waren besser dran. Weil sein Camion repariert wurde, saß der Fahrer immer noch bei ihnen und unterhielt sie mit lustigen Anekdoten.
    Der Abstieg fiel Ambler leichter als der Aufstieg. Wenn das Terrain zu steil abfiel, rutschte er oder rollte sich nach unten. Die Geschwindigkeit kontrollierte er mit Händen und Füßen, die Schwerkraft sorgte dafür, dass er seinen Schwung beibehielt. Schließlich war er wieder bei dem niedrigen Fichtendickicht angelangt.
    Aus nur wenigen Metern Entfernung hörte er plötzlich einen Mann leise sagen: »Hier Beta Lambda Epsilon. Zielperson gefunden?« Ein Amerikaner mit texanischem Akzent. »Ich bin heute Morgen nämlich nicht bloß aufgestanden, um mir hier die Eier abzufrieren, verdammt noch mal.«
    Die Antwort war unhörbar, zweifellos über Kopfhörer gefunkt. Der Texaner sprach demnach in einen elektronischen Kommunikator, eine Art Walkie-Talkie. Der Mann am Grenzposten gähnte und ging am Straßenrand auf und ab, um sich die Füße zu wärmen.
    Ambler hörte laute Stimmen, aber sie waren weiter entfernt und kamen vom Grenzposten selbst. Vor der Schranke wartete ein teuer aussehendes Auto. Der

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