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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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hüpften? Tyrannei, wie Sie es nennen, hat die Chinesen daran gehindert zu hüpfen. Despotismus hat die Erde bisher in ihrer Bahn gehalten.«

    Castons Herz raste. »Was Sie beide tun wollen ...«
    »Ich weise Sie daraufhin, dass wir beide gar nichts tun werden«, sagte Whitfield fröhlich. »Oh nein. Sitzen wir beide etwa im Konferenzsaal? Wir sind noch nicht einmal in der Nähe des Schauplatzes, an dem sich dieser – Zwischenfall ereignen wird. Wie zahlreiche Zeugen bestätigen werden, sitzen wir hier mit Ihnen, Mr. Caston.«
    »In einer privaten Besprechung mit einem hochrangigen CIA-Beamten«, fügte Palmer mir einem kleinen, eiskalten Lächeln hinzu.
    »Und auch dafür gibt es eine Menge Zeugen.« Auch Whitfield erlaubte sich ein Lächeln. »Wenn man uns also gewisser unorthodoxer Aktivitäten verdächtigen sollte, dann wäre die logische Schlussfolgerung, dass auch Sie etwas damit zu tun haben.«
    »Aber wir rechnen nicht damit, dass jemand solche Schlussfolgerungen ziehen wird«, sagte Palmer. »Es wird naheliegendere Schlussfolgerungen geben.«
    »Das versuche ich Ihnen doch die ganze Zeit begreiflich zu machen«, begann Caston. »Man wird sofort die Regierung der Vereinigten Staaten verdächtigen.«
    »Genau das erwarten wir zuversichtlich«, sagte Whitfield. »Es tut mir leid. Diese geopolitischen Strategien sind natürlich nicht das Metier eines einfachen Buchprüfers. Aber wir brauchen auch nur Ihre Diskretion. Sie werden nicht dafür bezahlt, Ihre Meinung zu Angelegenheiten von solcher Komplexität zu äußern. Alle Eventualitäten wurden von unseren besten Strategen bereits berücksichtigt. Oder vielleicht sollte ich sagen: unserem besten Strategen.« Sie warf Palmer einen bewundernden Blick zu.
    »Moment mal. Wenn der Verdacht auf die US-Regierung fällt . . .«

    »Aber es wird beim Verdacht bleiben«, erklärte Palmer dem Buchprüfer. »Das Außenministerium hat früher seine ChinaPolitik unter das Motto >konstruktives Engagement< gestellt. Und genau auf dieses konstruktive Engagement zielen auch wir ab. Unser Engagement führt zu Schuldzuweisungen und Verdächtigungen, aber Beweise gibt es nicht. Vermutungen über Vermutungen, die durch Misstrauen zu einer sehr starken Mauer anwachsen werden.«
    »Eine zweite Große Mauer?«
    Palmer und Whitfield tauschten erneut einen Blick.
    »Sehr gut ausgedrückt, Mr. Caston, und zwar gegen unser konstruktives Engagement«, sagte der silberhaarige Gelehrte. »Eine neue Große Mauer. Sie haben begriffen, was wir erreichen wollen. Nur hinter einer solchen Mauer lässt sich ein Drache einsperren. Und die Geschichte hat gezeigt, dass es nur eine einzige Möglichkeit gibt, China einzumauern.«
    »Man muss die Chinesen dazu bringen, die Mauer selbst zu errichten«, sagte Caston langsam.
    »Sie überraschen mich, Mr. Caston«, sagte Palmer. »Sind Sie sicher, dass Sie nicht doch auf unserer Seite stehen? Wir beide sind fähig zu logischem Denken. Wir beide wissen, dass menschliche Konventionen, auch moralischer Art, vor der unerbittlichen Macht der Vernunft kapitulieren müssen. Damit haben wir eine gemeinsame Ausgangsbasis.«
    »Sie haben mich noch nicht überzeugt«, sagte Caston sachlich. »Leute wie Sie kapieren es einfach nicht. Es geht um Unsicherheit. Sie glauben, Sie könnten einfache Wahrscheinlichkeitsrechnungen auf zukünftige Ereignisse anwenden. Aus praktischen Gründen machen wir so etwas dauernd. Aber das ist Bullshit – nur eine Spielerei aus buchhalterischer Eitelkeit. Risiken beruhen auf messbaren Wahrscheinlichkeiten. Da die Wahrscheinlichkeiten zukünftiger Ereignisse nicht messbar
sind, geht es hier um Unsicherheit. Unsicherheit bedeutet, dass man nicht einmal weiß, was man nicht weiß. Unsicherheit verlangt Demut vor der eigenen Ignoranz. Sie wollen über Vernunft sprechen? Wie wäre es damit: Sie sind von einer grundlegend falschen Vorraussetzung ausgegangen. Sie haben Theorie und Praxis verwechselt. Ein theoretisches Modell lässt sich nicht aus Knetmasse nachbilden. Ihre Theorien haben den grundlegendsten und elementarsten Faktor des menschlichen Lebens außer Acht gelassen: die Unsicherheit. Sie wollten vernünftig handeln? Sie werden der Welt unermesslichen Schaden zufügen.«
    »Und woher wollen Sie das so sicher wissen?«, gab Palmer zurück. Zum ersten Mal zeigte seine glatte Fassade Risse, aber er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle. »Sie vergessen dabei nur eines: Schon Heraklit sagte, das einzig Konstante sei die

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