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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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Systems?«
    »Wo bitte ist Jozef?«, fragte Skodova höflich, aber hartnäckig.
    »Ich bringe Sie zu ihm«, sagte Ambler, »aber ich habe versprochen, ihm eine Flasche Sliwowitz mitzubringen.« Mit Jan Skodova im Schlepptau schwatzte er dem hilflos protestierenden Barkeeper eine Flasche Zwetschgenschnaps ab und führte den slowakischen Geschäftsmann dann einen Flur entlang, der zu den kleinen Konferenzräumen führte. Ambler betrat den ersten, dessen angelehnte Tür darauf hindeutete, dass er nicht belegt war.
    Jan Skodova folgte Ambler, sah sich um und sagte angespannt: »Bitte erklären Sie mir das.«
    »Gerade war er noch hier«, sagte Ambler und zog die Tür ins Schloss. »Musste wahrscheinlich pinkeln.«
    Weniger als eine Minute später verließ Ambler das Zimmer allein. Skodova würde mindestens eine oder zwei Stunden bewusstlos sein. Der Agent hatte ihn auf einen Stuhl gesetzt und seinen Oberkörper auf den Tisch gestützt. Seine Hemdbrust war mit Schnaps getränkt, die fast leere Flasche stand auf dem Tisch. Jeder, der den Raum betrat, würde die naheliegendste Schlussfolgerung ziehen und sich einen anderen Platz für sein Gespräch suchen. Es war nicht perfekt, aber es würde genügen. Es musste genügen.
    Jetzt mischte sich Ambler noch einmal unter die Menge und schritt den Saal mit schnellen Schritten erst im, dann gegen den Uhrzeigersinn ab. Er achtete auf alle Emotionen, die über das übliche Maß an menschlicher Furcht, Abneigung, Eifersucht, Eitelkeit und Empörung hinausgingen. Er blickte auf die Uhr. Es war inzwischen viertel vor fünf. In einer Viertelstunde würde Liu Ang in der Plenarsitzung des Gipfeltreffens
ans Mikrofon treten. Ambler sah, dass bereits jetzt Menschen in die Kongresshalle gingen, deren Türen sich in der Wand hinter der Treppe befanden. Vor einer Tür, die zu den hinteren Rängen führte, machten sich die Kamerateams – die viel lässiger gekleidet waren als die Konferenzteilnehmer – allmählich bereit, ihre Ausrüstung in den Saal zu schleppen. Sein Herz begann zu rasen. Er erhaschte einen Blick auf eine Frau mit verwuschelten, kastanienbraunen Haaren, die Jeans und eine schlichte Bluse trug, und er spürte erneut, wie der süße Vogel Hoffnung in ihm seine Schwingen ausbreitete.
    Diesmal erhob er sich beinahe in die Luft.
    Es war Laurel. Sie hatte ihr Versprechen erfüllt, sie war pünktlich erschienen und hatte die Ausrüstung mitgebracht. Du wirst mich brauchen, hatte sie gesagt. Das war die Untertreibung des Jahres. Er brauchte sie wie die Luft zum Atmen.
    Kurz darauf trafen sie sich auf der noch verlassenen Empore über den Sitzreihen.
    »Die Kameramänner werden gleich hier eintrudeln. Zieh die Jacke und die Krawatte aus, dann fällst du überhaupt nicht auf.« Das waren die ersten Worte, die sie an ihn richtete. Ihr Blick, aus dem Liebe und Hingabe leuchteten, sagte ihm mehr als tausend Worte.
    Er stopfte seinen Blazer und seine Krawatte in eine Kabelkiste, die neben ihnen stand. Jetzt wühlte Laurel die Hände in sein Haar und zerzauste ihm den Schopf. Als Kameramann durfte er auf keinen Fall so gepflegt aussehen wie ein Teilnehmer.
    »Sieht gut aus«, sagte sie zufrieden. »Schon was entdeckt?«
    »Noch nicht«, sagte Ambler. Er fühlte Verzweiflung in sich aufsteigen, versuchte aber, sie aus seiner Stimme und seinem Herzen zu verbannen.
    »Wo ist Caston?«

    »Redet wahrscheinlich mit seinem Assistenten. Er hat heute pausenlos mit ihm telefoniert.«
    Ambler nickte schweigend. Das Sprechen strengte ihn viel zu sehr an. Die nächsten Minuten würden alles entscheiden. Er würde Erfolg haben oder versagen. So einfach war das.
    »Ich habe zwei Kameras besorgt. Für dich ist die mit dem 48-fachen optischen Zoom.« Sie reichte ihm eine klobige schmutziggrüne Kamera, an der ein zusammenklappbares, ebenfalls grünes Stativ befestigt war.
    »Danke«, sagte er. Er meinte: Ich liebe dich mehr als mein Leben.
    »Glaubst du, er wird vorne sitzen?«
    »Vielleicht«, sagte Ambler heiser. Er räusperte sich. »Vielleicht sitzt er auch hinten. Zu viele Möglichkeiten.«
    »Jetzt bist du ja hier. Mach einfach dasselbe wie immer.« Tapfer versuchte sie, burschikos und zugleich jovial zu klingen. Aber Ambler sah, dass sie genauso viel Angst hatte wie er selbst.
    Die Auswirkungen von Stress konnten genauso paradox und unberechenbar sein wie der Choke an einem Auto. Manchmal sprang der Motor dadurch viel besser an. Manchmal soff er ab und kam nicht mehr in Gang. Von den nächsten

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