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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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Ära nur noch Business-Bezeichnungen etwas galten – plauderten eifrig mit den traditionellen Unternehmern, deren Scheckhefte ihre Hilfsprogramme am Leben erhalten konnten.
    Ein gut aussehender junger Inder redete angeregt auf einen westlichen Geschäftsmann mit buschigen weißen Augenbrauen
ein, dem die Haare büschelweise aus den Ohren wuchsen. »Wir müssen herausfinden, was nicht funktioniert, damit wir es reparieren können«, sagte der junge Mann soeben. »Herausfinden, wo es klemmt, und uns dann aus dieser Klemme befreien. Sie machen in den Minen von Royal Goldfields doch auch nichts anderes.«
    »Könnte man sagen«, gab der ältere Mann widerwillig zu.
    »Sie kennen doch das Sprichwort. >Wer einem Mann einen Fisch gibt, ernährt ihn einen Tag lang. Wer ihm aber das Fischen beibringt ...<«
    »Züchtet nur einen zukünftigen Konkurrenten heran«, unterbrach ihn der Mann – offenbar der Vorsitzende eines Minenkonsortiums - mit seiner belegten, rauen Stimme.
    Der Inder fletschte seine weißen Zähne zu einem breiten Lächeln, das einen reizvollen Kontrast zu seiner braunen Haut bildete. Ambler bezweifelte, dass dem älteren Mann seine frustrierte Wut auffiel, die er mit dem ersten Blick bemerkt hatte. »Aber die wahre Herausforderung besteht doch darin, die gesamte Fischereiindustrie zu transformieren. Sie zu rationalisieren. Sicherzustellen, dass sie sich selbst trägt. Metaphorisch ausgedrückt, natürlich. Wir streben nachhaltige Lösungen an, keine Ruckzuck-Ergebnisse.«
    Während Ambler kreuz und quer durch die Menge schlenderte, schnappte er Gesprächsfetzen auf:
    »Warst du heute auch bei dem Brunch des Generalstaatsanwalts?« »Man könnte uns als Mezzaninfonds bezeichnen, aber wir steigen auch schon früher ein, wenn uns die Risiken akzeptabel erscheinen.« »Ich weiß jetzt, warum ich frankophone afrikanische Minister besser verstehe als die französischen. Sie sprechen immer laut und deutlich, weil sie das in der Grundschule so gelernt haben ...«
    Er betrachtete Dutzende von Gesichtern, die er oft nur
partiell, als hinter Menschenwolken verborgene Mondsicheln zu sehen bekam.
    In einem Grüppchen bei der Bar sah er ein Augenpaar, aus dem die reine Mordlust strahlte, und beschloss, sich den Betreffenden genauer anzusehen. Als er näher kam, merkte er erleichtert, dass der Mann nur von seinem Gegenüber genervt war, einem Schnösel im Konfektionsanzug, der seine Krawatte schief gebunden hatte. Zweifellos ein Wissenschaftler, der für eine Institution von Weltrang arbeitete und auch selbst einen internationalen Ruf genoss. »Bei allem Respekt, ich glaube nicht, dass du begreifst, was hier vor sich geht«, sagte der Wissenschaftler. Bei allem Respekt war eine dieser Phrasen, die genau das Gegenteil ihres eigentlichen Wortlauts bedeuteten: Du hast keinen blassen Dunst!
    »Ich meine – bei allem Respekt –, es gibt ja schließlich Gründe dafür, dass du seit der Carter-Regierungszeit nicht mehr ganz oben mitspielst, Stu.«
    Die Augen des anderen Mannes verengten sich, er lächelte, um amüsiert zu wirken und seine Wut zu verbergen. »Ich bestreite ja gar nicht, dass China ein eindrucksvolles Wachstum vorgelegt hat, aber die Frage ist doch, wie lange es das durchhalten kann und was die globalen Konsequenzen sein werden. Vielleicht erleben wir ja eine Wirtschaftsblase, zumindest bei den Auslandsinvestitionen.«
    »Wach auf! Riech am Jasmintee!«, gab der Akademiker zurück. »Das ist keine Blase, sondern eine riesige Flutwelle, die schon bald all deine kleinen Sandburgen wegspülen wird.« Das schulmeisterliche Näseln war Amblers Meinung nach sein üblicher Tonfall. Er war bestimmt stolz auf seine Direktheit und saß so weit oben im Elfenbeinturm, dass er gar nicht mehr merkte, wie sehr er seinen Gesprächspartnern auf die Nerven ging.

    Ambler drehte sich um und stapfte mit einer aufgesetzten, aber überzeugenden Entschlossenheit auf einen willkürlich gewählten Saalabschnitt zu. Plötzlich stellte sich ihm ein Mann in den Weg, der ihn verwirrt und misstrauisch ansah. Er redete in einer Sprache auf ihn ein, die Ambler nicht verstand. Wieder eine slawische Sprache, aber nicht dieselbe, die der Politiker gesprochen hatte.
    »Wie bitte?« Ambler legte einen Finger an sein Ohr und zeigte dadurch, dass er nichts verstand.
    Der rotgesichtige, stämmige, beinahe glatzköpfige Mann sagte in stockendem Englisch. »Ich habe gesagt, dass ich nicht weiß, wer Sie sind. Aber Sie sind nicht der Mann, dessen

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