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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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eine StorAKey-Magnetbox angebracht hatte. Diese Box war eine törichte Erfindung, die Autofahrer benutzten, denen die Sicherheit, einen Reserveschlüssel zu haben, mehr bedeutete als die Sicherheit ihres Fahrzeugs. Der zwölf Jahre alte grüne Honda Civic, den er jetzt fuhr, stammte vom Parkplatz am Bahnhof Trenton und hatte einem ebenso leichtsinnigen Besitzer gehört. Dieser Wagen war so unauffällig, wie er es sich nur wünschen konnte, und er funktionierte bisher einwandfrei.
    Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren, während er auf der Route 3 nach Norden fuhr. Wer hatte ihm das angetan? Diese Frage hatte ihn schon unzählige Monate gequält. Die legitimen, wenn auch geheimen Sanktionsmöglichkeiten der US-Regierung waren gegen ihn mobilisiert worden. Und das bedeutete ... was? Dass jemand in Bezug auf ihn gelogen, ihm etwas angehängt und höhere Stellen davon überzeugt hatte, er sei übergeschnappt, sei ein Sicherheitsrisiko. Oder dass jemand oder eine Gruppe mit Zugang zu staatlicher Macht versucht hatte, ihn verschwinden zu lassen. Jemand
oder eine mysteriöse Gruppe, die ihn für gefährlich hielt, ihn aber trotzdem nicht liquidieren wollte. Sein Kopf begann zu pochen; hinter seinen Augen entfalteten sich Kopfschmerzen wie eine bösartige Blume. Innerhalb der Political Stabilization Unit gab es Kollegen, die ihm helfen würden – aber wie sollte er sie finden? Sie waren keine Männer und Frauen, die regelmäßig zu einem Bürojob kamen; sie wechselten ihren Arbeitsplatz regelmäßig wie Figuren auf einem Schachbrett. Und er war aus allen ihm bekannten elektronischen Foren getilgt worden. Harrison Ambler nicht gefunden – das war Wahnsinn, aber er hatte offensichtlich Methode. Das konnte er fühlen, die Bösartigkeit wie die pochenden Kopfschmerzen fühlen, die bewusstes Denken in eine Art Agonie verwandelten. Sie wollten ihn verschwinden lassen. Sie hatten versucht, ihn lebendig zu begraben. Sie! Dieser irritierende nackte Plural Sie! Ein Wort, das alles und nichts sagte.
    Um zu überleben, musste er mehr wissen, aber er konnte nur mehr erfahren, wenn er überlebte. Barrington Falls im Hunterdon County, New Jersey, lag an der Route 31, die sich durch die ländliche Mitte von New Jersey zog und an zahlreichen unbezeichneten Kreuzungen von kleineren Straßen gequert wurde. Zweimal bog er auf solche Nebenstraßen ab, um sich zu vergewissern, dass er nicht beschattet wurde, aber dafür entdeckte er keinerlei Anzeichen. Als der kleine Wegweiser nach Barrington Falls auftauchte, sah er auf die Uhr im Tacho; es war 15.30 Uhr. Noch an diesem Morgen war er im Hochsicherheitstrakt einer psychiatrischen Klinik eingesperrt gewesen. Jetzt war er fast daheim.
    Eine Viertelmeile südlich der Zufahrt zum See verließ er die Straße und stellte den Honda Civic in einem Wäldchen aus Hemlocktannen und Zedern versteckt ab. Die beige Jacke mit Kunstfaserfüllung, die er unterwegs gekauft hatte, hielt
ihn warm. Während er auf dem federnden Waldboden weiterging, auf dessen Laub- und Nadelteppich seine Schritte leise knirschten, fühlte er seine nervöse Anspannung allmählich abklingen. Als er sich dem See näherte, stellte er fest, dass er jeden Baum wiedererkannte. Er hörte das Flügelschlagen einer abstreichenden Eule in der riesigen kahlen Zypresse, deren rötlicher Stamm scheinbar entrindet, knorrig und runzelig wie der Hals eines alten Weibs war. Er konnte eben noch den Bruchsteinkamin des Holzhauses mit Satteldach erkennen, das der alte McGruder am jenseitigen Seeufer gefährlich nahe am Wasser erbaut hatte. Es sah immer so aus, als könnte der nächste große Sturm es geradewegs in den See wehen.
    Am Rand eines dichten Tannenwäldchens vorbei durchquerte er die bewaldete Enklave und erreichte die magische Lichtung, auf der er vor nunmehr sieben Jahren sein Blockhaus errichtet hatte. Auf drei Seiten von prachtvollen alten Nadelbäumen abgeschirmt, garantierte sie nicht nur Abgeschiedenheit, sondern auch Stille: einen von alten Bäumen gesäumten friedlichen Blick über den See.
    Endlich war er heimgekehrt. Er atmete die reinigende Luft tief ein, trat durch eine Lücke in der letzten Baumreihe und sah ...
    ... eine kleine unbebaute Lichtung, wo sein Blockhaus hätte stehen sollen. Dieselbe Lichtung, die er vor sieben Jahren betreten hatte, als er beschlossen hatte, hier zu bauen.
    Eine Woge aus Schwindel und Verwirrung überflutete ihn; er hatte das Gefühl, als liefen kleine Wellen durch den Erdboden unter seinen

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