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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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staatliche Justiz, ja sogar über die Gerechtigkeit selbst. Und das machte sie zu einer Gefahr für jene Sicherheit, die sie so lautstark zu schützen vorgaben.
    »Jeder weiß, dass alle Feinde der Freiheit – und des freien Marktes – auch Paul Fentons Feinde sind.« Der Unternehmer
wirkte plötzlich sehr ernst. »Bis jetzt durften wir nur die kleinen Fische jagen. Aber nun sind die kapitalen Burschen dran.« Fentons Stimme verriet seine Erregung. »Wir haben einen Riesenauftrag an Land gezogen.«
    »Tatsächlich?« Ambler musste Fenton sorgfältig ködern: Er durfte nicht übereifrig wirken, aber auch nicht zu desinteressiert. Er musste also bemüht leidenschaftslos klingen. Du musst den Fisch bedächtig drillen, mach ihn müde!
    »Und dafür brauchen wir Sie.«
    »Was hat man Ihnen über mich erzählt?«, fragte Ambler und beobachtete Fentons Miene konzentriert.
    »Eine ganze Menge. Sogar, dass einige Leute Sie für einen gefährlichen Irren halten«, sagte Fenton freimütig.
    »Warum wollen Sie mich dann in Ihrem Team?«
    »Vielleicht, weil die Regierung einen gefährlichen Irren etwas anders definiert als ich. Oder vielleicht, weil nur ein gefährlicher Irrer den Auftrag annehmen würde, den ich für Sie habe. Und es nur einem gefährlichen Irren mit Ihren Fähigkeiten gelingen wird, ihn auszuführen.« Fenton verstummte abrupt.
    Dann fuhr er brüsk fort: »Also, wie sieht’s aus? Sind wir im Geschäft? Wollen Sie mir dabei helfen, diese verrückte Welt halbwegs in Ordnung zu bringen? Und was halten Sie von meinem Unternehmen? Seien Sie ehrlich!«
    Folge Ariadnes Faden – finde heraus, wohin er führt.
    Ambler befühlte eins der Kleider, die im Laden hingen. »Durch Sie ist mir etwas klar geworden: Ich hatte ja keine Ahnung, was man mit plissiertem Voile alles anstellen kann.«
    Fentons lachte hoch und nasal, es war beinahe ein Gackern. Dann sah er Ambler lange und nachdenklich an.
    »Tarquin, ich möchte, dass Sie mich begleiten. Würden Sie mir den Gefallen tun? Ich will Ihnen etwas zeigen.«

    »Mit Vergnügen«, sagte Ambler. Er sah sich in der mit grauer Auslegeware und poliertem Stahl eingerichteten, kühleleganten Boutique um. »Hier gibt es nämlich nichts in meiner Größe.«
     
    Die zwei Männer verließen die Boutique und traten wieder in die geschäftige Welt der hallenartigen Underground City ein. Während sie drei Rolltreppen hinunterfuhren, dachte Ambler über die eigenartige Mischung aus Fanatismus, Raffinesse und Offenheit nach, die Fenton darstellte. Nur wenige immens reiche Männer wagten sich ohne Entourage in die Öffentlichkeit; aber Fenton war wohl auf seine Unabhängigkeit stolz. Ein Mann, dessen ganzes Verhalten raubeinigen Individualismus mit verwöhnter Eitelkeit kombinierte. Vielleicht war er dadurch überhaupt erst zum Magnaten geworden.
    Ein riesiges Werbeposter für GAP hing unter dem Lichtschacht über ihren Köpfen. Überall sah man Kioske, Boutiquen, Lampen und Kauflustige. Fenton und Ambler bahnten sich einen Weg durch die Menschenmassen und gingen endlose Passagen entlang, bis sie schließlich am Ausgang zum Palais de Congrès am Ville-Marie-Expressway ankamen. Als sie einige Rolltreppen später die Oberfläche erreichten, war es, als seien sie auf einen kalten Eisplaneten zurückgekehrt. Auch das Kongresszentrum wirkte wie ein kühler Eisriese, ein Leviathan aus Glas, Stahl und Beton.
    Fenton führte Ambler in Richtung Haupteingang. Das ganze Gebäude war weiträumig abgesichert, wie ihm auffiel.
    »Was ist hier los?«
    »G7-Treffen«, sagte Fenton. »Na ja, eigentlich wohl G7 plus Russland. Scharenweise Finanzminister. Aus Amerika, Kanada, Frankreich, Großbritannien, Italien, Deutschland
und Japan. Und ihre geschätzten Gäste. Der Ort wird nicht vorher angekündigt, damit die Globalisierungsgegner keine Demos organisieren können. Aber ein großes Geheimnis ist es trotzdem nicht.«
    »Ich habe leider keine Einladung bekommen.«
    »Kein Problem. Sie sind mit mir hier«, sagte Fenton und zwinkerte ihm zu. »Kommen Sie. Diesen Anblick werden Sie nicht so schnell vergessen.«
     
    Hoch oben in dem Büroturm, der an den glasverkleideten Complexe Guy-Favreau anschloss, positionierte Joe Li sein Fernglas neu. Er hatte eine Geheimdienstmeldung erhalten, die besagte, dass die Zielperson wahrscheinlich versuchen würde, das G7-Treffen zu infiltrieren. Vor ihm stand ein chinesisches Präzisionsgewehr vom Typ 95, Kaliber 7,62 mm. Erst heute Morgen hatte er es sorgfältig

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