Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
Vom Netzwerk:
wir uns zusammen und reden, und danach stehen Sie an der Spitze meines Teams.«
    Ambler schloss kurz die Augen. Er war wirklich in der Zwickmühle. Gut, er konnte die Regierung über den geplanten Anschlag auf Deschesnes informieren, aber was würde das nutzen? Schließlich hatten ja Regierungsbeamte Fenton den Auftrag gegeben. Außerdem würde ihm ohnehin niemand glauben. Seine ehemaligen Arbeitgeber hielten den Agenten Tarquin für wahnsinnig, und es gab keine Beweise dafür, dass Harrison Ambler je existiert hatte. Seine Feinde hatten sich nicht umsonst die Mühe gemacht, ihm eine Psychose zu verpassen und ihn dabei auf Band aufzuzeichnen. Sie würden diese Aufnahme benutzen. Wahrscheinlich hatte man Amblers paranoide Raserei bereits allen Schlüsselfiguren des amerikanischen
Geheimdienstes zugespielt. Und wenn er den Auftrag ablehnte, würde Fenton einen anderen finden.
    Plötzlich eilte ein Polizist auf sie zu. »He! Sir!«, blaffte der stiernackige Mann in Uniform Fenton an.
    »Meinen Sie mich?«
    »Ja, Sie!« Mit empörter Miene baute sich der Polizist vor ihm auf. »Stehen Sie über dem Gesetz? Was bilden Sie sich eigentlich ein!«
    Fenton war ein Bild gekränkter Unschuld. »Wie bitte?«
    Der Polizist beugte sich vor, starrte Fenton aus nächster Nähe ins Gesicht und kräuselte die Lippen. »Im Kongresszentrum ist das Rauchen verboten. Genau wie in allen anderen öffentlichen Gebäuden dieser Stadt. Tun Sie gefälligst nicht so unschuldig. Die Verbotsschilder sind nicht zu übersehen.«
    Ambler drehte sich kopfschüttelnd zu Fenton um. »Mann, jetzt stecken Sie wirklich in der Scheiße.«
    Ein paar Minuten später gingen die beiden den geräumten Gehweg vor dem Palais entlang. Tiefer Schnee umgab sie und verwandelte die gestutzten Hecken zu beiden Seiten des Gehwegs in abstrakte Skulpturen.
    »Sind wir im Geschäft?«, fragte Fenton.
    Es war Wahnsinn – es widersprach jeder Logik. Wie sollte er sich einer Organisation anschließen, die er grundsätzlich für kriminell hielt? Aber wenn er sich weigerte, bedeutete das, seinen Ariadnefaden loszulassen – und das durfte er einfach nicht. Nicht, solange er noch in dem Labyrinth umherirrte. Den Faden zu verlieren, bedeutete, sich selbst zu verlieren.
    »Sie werden mich mit Informationen bezahlen, Showrunner«, hörte Ambler sich sagen.
    Fenton nickte. »Eine ganz gewöhnliche Story, hm? Jemand hat Ihnen ins Handwerk gepfuscht, und Sie wollen wissen, wer und warum. So ist es doch, stimmt’s?«

    An dieser Geschichte ist überhaupt nichts gewöhnlich, hätte Ambler beinahe geantwortet. Aber er sagte nur leise: »So ist es.«
    Der Himmel hatte sich verdunkelt und war nun so definitiv und endgültig grau, dass man ihn sich in keiner anderen Farbe mehr vorstellen konnte.
    »Mit Ihren Fähigkeiten sollten Sie das problemlos schaffen«, sagte Fenton vertrauensvoll. »Und falls es doch Probleme geben sollte – falls man Sie schnappt -, dann sind Sie eben der Mann, den es nicht gibt. Offiziell existieren Sie gar nicht! Und niemand wird auch nur einen Pieps über die Hintermänner erfahren.«
    »Eine runde Sache«, sagte Ambler bleiern. »Nur nicht für den Mann, den es nicht gibt.«
     
     
    Langley, Virginia
     
    Clay Caston starrte missbilligend auf den beigefarbenen Teppich, mit dem das Büro des ADDI ausgelegt war; direkt neben dem braunen Ledersofa war ein Kaffeefleck, den er schon bei seinem letzten Besuch bemerkt hatte. Und den er zweifellos auch bei seinem nächsten Besuch noch vorfinden würde. Caleb Norris sah ihn wahrscheinlich schon gar nicht mehr. Das war bei vielen Dingen so. Man sah sie nicht mehr, und zwar nicht, weil jemand sie getarnt hatte, sondern aus reiner Gewohnheit.
    »Ich glaube, bis hierher kann ich dir einigermaßen folgen«, sagte Norris gerade. »Du findest das Datum, an dem der Patient aufgenommen wurde, und machst dann eine ...«
    »Eine Varianzanalyse.«
    »Genau. Eine Varianzanalyse. Du suchst nach feinen Veränderungen der laufenden Kosten, die rund um das Ereignis
sichtbar werden. Gute Idee.« Er schwieg kurz und fragte dann erwartungsvoll: »Und was hast du gefunden?«
    »Nichts.«
    »Nichts«, wiederholte Norris niedergeschlagen. »Schade.«
    »Und das fand ich ziemlich faszinierend.«
    Norris sah ihn verständnislos an.
    »Die Frage ist, warum hat der Hund nicht gebellt, Cal? Wenn ein kleiner Beamter eine solche Spezialoperation anleiert, dann muss er sich mit einer Menge Papierkram herumschlagen. Er muss alles autorisieren

Weitere Kostenlose Bücher