Ambra
Jacke aus und nahm sich einen Keks aus der Schale.
Also, ja, sagte er. Was tut sich hier so?
Arkadiusz schaute zu mir herüber und untersuchtedann betont geschäftig den Diamantbesatz einer Brosche. Bartosz sah furchtbar aus. Meine Wut auf ihn war im selben Moment verraucht, als er eingetreten war und mir sein Gesicht zugewandt hatte.
Herrgott noch mal, Bartosz – was tut sich denn bei
dir
?
Ich war – krank. Mir ging es nicht besonders. Wie läuft es, kommt ihr zurecht?
Na ja, wir kommen eben zurecht,
dein
Geschäft und wir. Schön, dass du dich mal blicken lässt.
Arkadiusz hatte die Brosche auf dem kleinen Samtläufer vor sich abgelegt und betrachtete Bartosz über den Rand seiner Brille hinweg.
Weißt du, wie oft deine Mutter hierhergekommen ist und wissen wollte, wo du steckst?
Bevor Bartosz etwas erwidern konnte, wurde die Tür geöffnet, das Glöckchen schellte. Maya war eingetreten und baute sich in der Mitte des Raumes auf, der obligatorische Dutt unordentlich, die Stirn schweißglänzend. So aufgelöst hatte ich sie noch nie zuvor gesehen.
Wo ist sie? Sie zeigte mit dem Kinn auf Bartosz. Du. Du musst doch wissen, wo sie steckt.
Wie auf dem Fundbüro, sagte Arkadiusz und schob die Brille höher auf die Nase, um sich wieder der Brosche zu widmen.
Wo ist wer, fragte ich, aber noch bevor Maya ihr wütendes
Renia natürlich
zwischen den Zähnen ausstieß, wurde mir klar, wen sie meinte.
Oh, sagte ich. Ich habe die ganze Zeit geglaubt, sie sei bei dir. Albina hat sie auch seit längerem nicht mehr gesehen.
Also schön. Maya stemmte die Arme in die Seiten. DieKleine hat sich seit drei Tagen nicht mehr blicken lassen. Ihr habt sie auch nicht gesehen. Niemand hat sie gesehen. Wir müssen sie suchen gehen. Sofort!
Sofort!, wiederholte Demoiselle Maya. Sie hatte sich an Kinga gewendet, als würde sie sich von ihr am ehesten Hilfe erhoffen. Die beiden anwesenden Männer, den ältlichen Arkadiusz und Bartosz, der so sehr abgenommen hatte, dass seine Lederjacke an ihm wie aufgehängt wirkte, beachtete sie gar nicht. Bartosz stierte sie an und begriff erst jetzt, um wen es in all der Aufregung ging.
Was
ist mit Renia?
Demoiselle Maya rollte mit den Augen. Renia sei anscheinend verschwunden, denn sie habe sie seit Tagen nicht mehr gesehen, und wenn auch ihre Freunde und Mitbewohner sie nicht bemerkt hätten, so hieße das wohl, dass etwas passiert sei. Wie es eigentlich sein könne, dass es niemandem außer ihr aufgefallen sei?
Ich dachte, sie wäre drüben. Kinga sah Richtung Varieté. Dann sprang sie auf und warf sich ihre Jacke über. Schon hatte sie den Zipper hochgezogen und wollte Maya folgen, die bereits die Türklinke in der Hand hielt, da trat Bartosz zwischen sie und sagte:
Nein.
Er packte Kinga an den Schultern, drehte sie um und schüttelte, Maya zugewandt, den Kopf. Das Entsetzen in seinen Augen muss solchen Eindruck auf Maya gemacht haben, dass sie anfing zu stottern und erst nachdem Kinga sich befreit hatte, hervorbrachte, dass es vielleicht auch reiche, wenn nur eine Person mitkomme.
Was sollte das denn? Kinga rieb sich das linke Schultergelenkund entfernte sich einen Schritt von Bartosz. Das hat weh getan!
Ihre Augen funkelten fast so sehr wie damals, als sie noch auf der Bühne stand und mit Demoiselle Mayas falschen Diamanten um die Wette brillierte.
Entschuldige, wollte Bartosz sagen, aber aus seiner Kehle kam nur ein Kratzen. Er räusperte sich. Ich wollte nur – ich meine, du solltest hierbleiben. Wegen der Kunden. Wir können doch Arkadiusz nicht alleine lassen, und ich, na ja … Ich fühle mich in letzte Zeit wohler, wenn ich draußen –
Arkadiusz unterbrach Bartosz und sagte, dass man ihn sehr wohl alleine lassen könne, anscheinend würde das hier niemand bemerken, aber in Wirklichkeit würde er mittlerweile die Pfandleihe fast im Alleingang schmeißen, und das für diesen mickrigen Hungerlohn, den man ihm zahle, ein Witz sei das, jawohl, und dann komme man noch daher und unterstelle ihm, dass man ihn nicht alleine lassen könne, dabei sei er, Arkadiusz Bƚażej Krzysztof Dạbrowski, der Einzige, der –
Natürlich können wir ihn nicht alleine lassen, aber wenn Renia uns doch braucht? Ich komme mit! Kinga war ebenfalls der Schweiß auf die Stirn getreten.
Sie betrachtete Bartosz, seine langen, dreckigen Fingernägel, den Sand, der sich in seinem Haar verfangen hatte, den unsteten Blick. Ihr fiel ein, dass sie Bronka beim letzten Treffen versprochen hatte,
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