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Ambra

Ambra

Titel: Ambra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Janesch
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das eines Mysza würdig, frage ich dich?
    Beschwert er sich schon wieder?, rief Bronka aus der Küche.
    Nicht doch, sagte Albina, ging auf ein Zeichen vonBrunon in die Küche und fragte, ob sie behilflich sein könne. Das Quietschen von Schubladen und das Klappern von Tellern drangen herüber.
    So, sagte Brunon. Ausgezeichnet. Siehst du da drüben meine Jacke und dort in der Ecke meine Schuhe? Bitte, sei so nett.
    Ich reichte sie ihm. Rasch glitt er aus dem Bett und zog sich an. Dann nahm er sein Portemonnaie aus der Jackentasche und überprüfte, wie viel Geld noch darin war. Fünf Zƚoty. Wortlos gab ich ihm meinen letzten Zwanziger, flüsterte aber, dass es sehr wahrscheinlich besser für ihn sei, im Bett zu bleiben und sich nicht auf der Straße herumzutreiben.
    Still, sagte er. Das ist die Gelegenheit. Ich muss zum Kiosk. Wenn Bronka mir das Essen bringen will, sag einfach, dass ich eingeschlafen bin.
    Er zwinkerte mir zu, schlich durch den Flur und zur Tür hinaus. Als man von draußen das Knarzen der Holztreppe hörte, bellte Mopsik kurz aus dem Wohnzimmer auf. Bronka kam mit einem Teller dampfender Kohlrouladen und Tomatensauce in den Flur, gerade rechtzeitig schloss ich die Tür hinter mir und legte meinen Zeigefinger auf die Lippen.
    Er ist eingeschlafen, flüsterte ich. Der Arme, er war völlig entkräftet.
    Ja, es geht ihm wirklich sehr schlecht. Bronka sah mich kummervoll an und trug den Teller zum gedeckten Esstisch, wo Albina bereits Platz genommen hatte. Vor ihr, in einer Schüssel, dampfte etwa ein Dutzend Krautwickel. Sie sog ihren Geruch ein und winkte mir zu. Vom Sofa drang ein leises Schnarchen, Mopsik hatte sich dort breitgemacht, an seiner Schnauze klebte unverkennbar etwas Tomatensauce.
    Guten Appetit, sagte Bronka. Hoffentlich werdet ihr auch satt.
     
    Kaum hatte Albina ihre ersten drei Kohlrouladen hinuntergeschlungen, schien ihr etwas einzufallen, und sie rückte etwas näher an mich heran.
    Es ist so weit, flüsterte sie mir zu, gerade als Bronka sich umgedreht hatte, weil Mopsik polternd vom Sofa gefallen war.
    Morgen Nacht. Bist du dabei?
    Bevor ich etwas erwidern konnte, hatte sich Bronka wieder ihrem Essen zugewandt.
    Ich fuhr mit der Gabel in der verbliebenen Tomatensauce umher und blickte Albina fragend an, die sich aber mit einem herausgefallenen Stückchen Hackfleisch beschäftigte.
    Was ist, Kinga, schmeckt es dir nicht?
    Ich versicherte ihr, dass es die besten Kohlrouladen seien, die ich in meinem Leben gegessen hätte, und steckte mir demonstrativ den letzten Bissen in den Mund. Dankend lehnte ich jeden Nachschlag ab, worauf Bronka sich erhob und in die Küche ging, um, wie sie sagte, den Salat zu holen. Albina schluckte schnell hinunter und beugte sich vor.
    Wir brauchen Leute. Rokas hat ein paar von den Werftarbeitern engagiert, Renia bringt vielleicht Bartosz mit, und jetzt brauchen wir noch dich.
    Habt ihr mit der Stadtverwaltung geredet?
    Albina schüttelte den Kopf, und als Bronka mit einer Schüssel Radieschen zurückkam, vertiefte sie sich wieder in ihre Hackfleisch-Saucen-Landschaft.
    Ich nahm etwas von dem Gemüse und versuchte, es so geschickt wie möglich auf meinem Teller zu verteilen.Bronka legte ihre Hand auf meinen Unterarm.
    Meinst du nicht, man müsste Brunon einmal eine richtige Freude bereiten? Vielleicht würde ihn das kurieren, wer weiß, am Ende ist er depressiv.
    Ich antwortete, dass ich gehofft hätte, Bartosz würde sich zusammenreißen und sich mehr in seine Familie integrieren, das würde sicherlich allen helfen, nicht nur Brunon. Ob er sich eigentlich einer Therapie unterziehe?
    Nein. Bartosz redet kaum noch mit uns, flüsterte Bronka und schlug die Augen nieder. Manchmal wissen wir gar nicht, wo er steckt. Aber du, Kinga, du könntest ihm eine Freude bereiten. Möchtest du das nicht gerne? Die ganze Geschichte zieht sich jetzt schon so lange hin. Du weißt, wovon ich rede.
     
    Weil ich nicht länger schlafen konnte, ging ich am nächsten Tag schon um kurz nach sieben in die Pfandleihe. Ich nahm an, dass sich Bartosz in seiner miefigen Einzimmerwohnung verschanzt hatte, sich tags wie nachts mit seinen Computerspielen beschäftigte und sein Handy ausgeschaltet hatte, um ja keinen Kontakt zur Außenwelt zuzulassen.
    Nichtsdestotrotz kam Bartosz am späten Vormittag in die Pfandleihe und schien sich darüber zu wundern, dass Arkadiusz auf seinem Sessel thronte und laut
Ach was!
rief, kaum, dass die Tür hinter Bartosz zugefallen war.
    Er zog seine

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